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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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zwanzigjähriges Jubiläum.«
    »Wird man da schon pensioniert?«
    »Man könnte. Pension würd ich schon kriegen.«
    »Sind Sie verheiratet?«
    »Genaugenommen nicht. Und Sie?«
    »Nicht mehr.«
    Die Musik setzte ein, und ein paar Pärchen gingen zur Tanzfläche. Musik so früh am Abend entsprach offensichtlich dem Geschmack der älteren Mogule am hinteren Rand des Zeltes.
    »Tanzen Sie?«
    »Nun, ich hab Sie rollschuhlaufen gesehen«, sagte er. »Ich hab 'n bißchen Hemmungen.«
    »Na fein. Ich bin ne lausige Tänzerin. Kommen Sie, wir suchen 'n Verdächtigen.«
    Sie schlenderten in die Nähe der Mogulengruppe und hörten zu.
    »Zu intimen Partys laden sie keine Schauspieler ein«, erklärte sie. »Außer, wenn sie einen oder zwei Hofnarren brauchen, um die Frau von irgendnem bedeutenden Menschen zu amüsieren. In Wirklichkeit verachten sie Schauspieler. Wir sind labil, unreif und hysterisch. Die großen Geschäftemacher sind sie. Paar von ihnen haben nie ein Buch gelesen. Aber sie haben alles über das Buch gelesen. Ebenso mit Manuskripten. Sie haben ihre Leute, um Bücher zu lesen, und genauso Leute, um Manuskripte zu lesen, und dann gebrauchen sie ihren untrüglichen Instinkt und verpulvern die Millionen ihrer Aktiengesellschaft für den Mist, den Sie heute im Kino sehen können.«
    »Soviel seh ich heute nicht im Kino.«
    »Ihr Glück«, sagte sie und starrte wütend zu der Mogulengruppe hinüber. »Für mich sind sie die Widerlichsten von allen.« Sie trank ihren Champagner aus und schwankte leicht. »Sorry.« Sie griff mit beiden Armen nach seinem Arm und lehnte sich an ihn.
    »Ich hab vorhin gesehen, wie Sie mit einem von denen redeten. Mit dem großen Burschen da, der mit dem Silberhaar.«
    »Vor zehn Jahren hab ich in einem seiner Hitfilme gespielt. Der macht nur noch Verlustgeschäfte. Ich glaub, mit dem ist es vorbei. Ich find's unerträglich, mit ihm zu reden, aber wenigstens weiß er, daß er ein reiner Geschäftemacher ist. Ein paar von den anderen glauben, sie sind Künstler.«
    »Sagen Sie mal«, sagte Martin Welborn plötzlich, »unter welchen Umständen könnt irgendeiner von … von diesen Leuten«, und dabei beschrieb er mit der Hand einen großen Bogen, der den ganzen Zirkus mit einbezog, »jemals unter gewissen Umständen was mit der Herstellung von irgendwelchen … Pornofilmen zu tun haben?«
    »Pornofilme? Gott, nein. Warum fragen Sie?«
    »Nun ja, wir haben da einen Verdächtigen, der 'n paar Beziehungen haben könnte … ich mein, es ist alles sehr vage.«
    »Pornographie ist heutzutage legal.«
    »Ja, aber ich dachte an Kinderporno und so was.«
    »Sergeant, waren Sie die letzte Zeit mal im Kino? Wissen Sie nicht, daß nackte Teenager in diesem Jahr die ganz großen Renner sind?«
    »Ich mein echte Kinderpornos. Die illegale Sorte.«
    »Sehn Sie den Mann, der da gerade mit Herman dem Dritten redet?«
    Martin wandte sich um.
    Er erinnerte sich sofort an seinen Namen und sogar an sein Gesicht. Der Mann war ein distinguierter Produzent, der einige der Vorurteilsfreiesten und engagiertesten Dokumentarfilme unserer Zeit gemacht hatte.
    »Ich weiß sehr gut, wer er ist«, sagte Martin Welborn.
    »Der hat angeblich die größte Pornosammlung der Welt, einschließlich Kinderporno.«
    »Tatsächlich?«
    »Widerlich, nicht?« Sie lachte schief. »Angeblich machen sie es ja auch mit Tieren bei ihm. Jeder im Busineß kennt den kleinen Schleimlecker.«
    »Wirklich?«
    »Das wissen hier alle. Ich glaub bestimmt, daß sogar eure Polizisten, die auf diesem Spezialgebiet arbeiten, was von seiner Sammlung wissen müssen. Ich kann mir vorstellen, daß er auch alles Makabre hat, was je gedreht worden ist. Wahrscheinlich hat er auch die originalen Sechzehnmillimeterkopien von Hitler, wie er die Rommel-Verschwörer {10} strangulieren ließ. Ich hab mal gehört, wie er auf 'ner anderen Party darüber geredet hat. Seine Augen haben richtig geglänzt.«
    »Unglaublich.«
    »Aber er würde keine Kinderpornos machen, auch wenn er noch so drauf steht. Wahrscheinlich will ihm Klein-Herman gerade einreden, daß er seinen nächsten Spielfilm in seinem Studio macht und ihn als Verleiher nimmt. Irgendwie hat er ihm die Rechte an 'nem südafrikanischen Epos abgebettelt, an dem sie alle interessiert sind. Ich weiß nicht mal, wie das Ding heißt, aber diese Jungs wissen Bescheid. Sie haben bezahlte Informanten in den New Yorker Verlagen, um die Manuskripte, die wie ne Rakete abgehen sollen, zu klauen und zu

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