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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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warnte der Franzose. »Ein Gefühl, sich außerhalb von Raum und Zeit zu bewegen. Das kann kreativ sein. Die Einsamkeit einer Stadt aus Weite und Licht. Und die Gerüche! Ich liebe die Gerüche der verlorenen, einsamen Kinder in den breiten, einsamen, herzzerreißenden Straßen von Beverly Hills.«
    »Es ist das Licht! Es ist das Licht!« unterbrach eine Stimme, und eine Frau hüpfte in ihre Mitte und dann auf den Kamin. Sie war winzig klein und brauchte die Höhe. Sie hatte den riesigen Schnabel und die saphirblauen Augen eines fleischfressenden Vogels. Sogar Al Mackey erkannte sie. Sie war eine berühmte Romanschriftstellerin. Wenn auch die Regisseure die Drehbuchschreiber im allgemeinen links liegen ließen, zog eine berühmte Romanschriftstellerin doch sogar die Aufmerksamkeit des französischen Regisseurs auf sich.
    »Es ist das Licht!« schrie die Romanschriftstellerin. »Es ist anders als in New York. Das Licht hier ist fuchsienrot und wird durch den Pastellschleier der Anonymität gefiltert. So etwas gibt es nirgendwo auf der Welt. Die französischen Impressionisten wären vor Freude gestorben!« Sie hielt ihre Hand hoch, als müsse sie sich schützen, aber das einzige Licht kam von einer indirekt beleuchteten Zeichnung von Picasso über dem Kamm.
    Al Mackey hatte eins ihrer Bücher gelesen. Sie schrieb über Angst und Verzweiflung. Aber er hatte nicht gewußt, daß das Licht sie so sehr störte. Er war zu schüchtern, ihr vorzuschlagen, ob sie nicht vielleicht besser ständig eine Sonnenbrille tragen sollte?
    »Absolut«, sagte der französische Regisseur. »Da ist dieser Geruch der anonymen Maschine. Und die Farben? Mein Gott, in dieser Stadt könnte ich Farben essen!«
    »Nein, es ist das Licht! Es ist das Licht!« schrie die winzige Romanschriftstellerin, und der Franzose korrigierte sie nicht.
    Al Mackey trank seinen sechsten doppelten Whisky aus und schwor, morgen früh das Licht zu überprüfen.
    »Und warum hat ausgerechnet sie sich aus Ihrem Film zurückgezogen? Und werden Sie ihn trotzdem beenden?« Ein dritter bärtiger junger Regisseur mit einem Bronx-Akzent wechselte plötzlich das Thema. Anscheinend wußten alle, von wem die Rede war.
    »Künstlerische Differenzen«, sagte der französische Regisseur und lächelte. Alle nickten verständnisvoll.
    »Ich glaube, sie hat eine gewisse metaphysische Qualität«, sagte ein anderer Regisseur. Al Mackey bemerkte einen kleinen Unterschied in seiner Sprache. Brooklyn?
    » Natürlich hat sie eine metaphysische Qualität«, sagte der Franzose gereizt. »Aber diese Rolle schreit nach einer Schauspielerin mit einer irdischen Qualität!«
    »Es gibt Zeiten in unserem Medium, in denen die Erdfarbe wichtiger ist als die Metaphysik«, verkündete ein fünfter Regisseur, und Al Mackey war überrascht. Kein Bart? Was soll der Scheiß?
    »Es sind nicht die Erdfarben«, schrie die Romanschriftstellerin. »Es ist das Licht! Es ist das Licht!«
    Al Mackey war nicht der einzige am Ort, der ein bekanntes Gesicht entdeckt hatte. Martin Welborn hatte eine Frau in einer Gruppe von vielleicht einem Dutzend Mogulen bemerkt, die sich um die Bar am hinteren Ende des überdachten Gartens versammelt hatten. Mehrfach hatte sich schon jemand noch Prominenteres den Mogulen genähert, war aber dann nach einer nur sehr oberflächlichen Konversation schnell wieder entschwunden. Man zollte ihnen auf diese Weise den schuldigen Respekt, entschied Martin Welborn.
    Ein paar von diesen Männern besaßen sicherlich sehr viel Macht im Busineß, aber die älteren, die Mogule von ehedem, waren die einzigen, die er erkannte. Produzenten und Regisseure mit berühmten Namen und Gesichtern gaben sich gewöhnlich nicht mit Schauspielern und Autoren ab, wenn sie wirklich ernsthafte Gespräche führten.
    Zuerst fiel die Aschblonde, die angeregt mit einem silbermähnigen Mogul plauderte, Martin Welborn wegen ihres Kleides ins Auge. Es war ein sehr schlichtes indisches Baumwollfähnchen mit malvefarbenen Plisseefalten vorn und langen Ärmeln. Es sah aus, als hätte es weniger als hundert Dollar gekostet, und es war als Abendkleid wirklich ziemlich ungeeignet. Aber sie schien nicht im geringsten befangen zu sein und stand ihrem Mogul, finster entschlossen, Auge in Auge gegenüber, bis er sie offenbar beiseite schob, als ein sagenhaft berühmter Produzent hereinkam und ihn auf die Wange küßte. Dann, als man sie plötzlich ignorierte, wartete die Frau in der indischen Baumwolle diskret noch einen kurzen

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