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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Moment und schlenderte in Richtung Bar, wo man ihr neuen Champagner eingoß.
    Er überlegte, ob sie wohl Zahnkronen trug. Er hätte bestimmt nicht über solche Dinge nachgedacht, wenn Al Mackey ihn nicht darauf gebracht hätte, der wie verrückt von Gruppe zu Gruppe gehüpft war und festgestellt hatte, daß hier ausreichend viele Gesichtsliftungen, Zahnkronen, Transplantate und Bauchabnäher vorhanden waren, um ihn davon zu überzeugen, daß die Schönheitschirurgen und Hautverpflanzer und Zahnärzte die eigentliche Macht hinter dem Thron verkörperten.
    »Überleg doch mal, wieviel diese Ärzte erreichen könnten, wenn sie sich zusammenrotten und ihre Macht unter Beweis stellen würden!«
    »Wieviel was?«
    »Jobs zum Blasen! Ist doch klar, du Dummkopf! Weiber aufreißen! Jobs zum Blasen!« Al Mackey kicherte. Er war beinahe volltrunken und völlig außer sich, weil er eine weltberühmte Sängerin und Songschreiberin entdeckt hatte, die im allgemeinen über die Angst und die Verzweiflung in Los Angeles sang und schrieb, aber den Rest der Welt gleich mit einbezog.
    Schließlich hatte Martin Welborn genug Wodka getankt, um zu der Frau in dem Baumwollfähnchen zu gehen und zu sagen: »Das ist das zweitemal, daß ich Sie sehe.«
    »Pardon?«
    »Ich hab Sie letzte Woche auf der Rollschuhbahn gesehen. Sie sind eine phantastische Läuferin.«
    »Oh, laufen Sie auch Rollschuhe?«
    Er hatte erwartet, daß sie sich bedanken und weggehen würde. »Nein, ich war nur beruflich da.«
    »Und was machen Sie beruflich?« Sie hatte fliederfarbene Augen!
    »Es tut mir leid, aber ich bin nicht im Showgeschäft.« Er lächelte.
    »Und was machen Sie beruflich?« Sie sah ihm direkt in die Augen und erwartete eine Antwort. Sie schien ernsthaft interessiert zu sein.
    »Ich bin Polizist«, sagte er.
    »Ich hab noch nie einen Polizisten kennengelernt. Sind Sie hier beruflich?«
    »Wir ermitteln im Mordfall Nigel St. Claire, und sein Neffe lud uns ein, heute abend mal auf 'n Sprung herzukommen.«
    »Im Film müßte ich jetzt fragen: ›Ganz inoffiziell?‹«
    »Nein.« Er lächelte.
    »Herman St. Claire lädt nicht jeden x-beliebigen zu solchen Partys ein. Er muß von Ihnen beeindruckt sein.« Sie schaute ihn über den Rand ihres Champagnerglases an. Noch nie in seinem ganzen Leben hatte er einer so schönen Frau so von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden. Er kriegte allmählich das unsichere Gefühl, daß er sie schon mal irgendwo im Kino gesehen hatte. Genaugenommen schon mehrfach. Aber der Wodkanebel war warm und beruhigte ihn.
    »Vielleicht können Sie mir mal 'n paar Verdächtige zeigen?« Er lächelte und rückte gleich einen Zentimeter näher. Aus dieser Nähe war sie sicherlich mindestens vierzig. Aber das machte sie nur noch attraktiver. Anders als Al Mackey lernte er am liebsten Frauen kennen, die in etwa seine Größe hatten.
    »Verdächtige? Ich könnt Ihnen ungefähr hundert zeigen. Also los!« Er merkte, daß sie ebenfalls nicht mehr ganz nüchtern war. Auf der Suche nach Verdächtigen mit einer Schönheit am Arm? Den Film kannte er.
    »Ich bin Deedra Briggs.«
    »Ich heiß Martin Welborn«, sagte er und schüttelte ihre Hand, als sie losschlenderten.
    »Sind Sie Captain oder was?«
    »Sergeant.«
    »Gut, Sergeant, sehen Sie die Gruppe da drüben?«
    »Die Leute, mit denen Sie vorhin geredet haben? Einige davon kenn ich.«
    »Das sind die Kings. Die Zeiten sind vorbei, wo sie mit ihren Verträgen alles machten, aber sie haben noch ne Menge Macht, und ne ganze Reihe davon stehn da zusammen. Macht vor allem in bezug auf Schauspieler.«
    »Sind Sie Schauspielerin?«
    Sie schien kurz zurückzuschrecken, aber er konnte sich geirrt haben. Sie sagte: »Ein bißchen. Und ein bißchen arbeite ich als Modell.«
    »Wahrscheinlich hätt ich wissen sollen, daß Sie Schauspielerin sind. Ich geh nicht oft ins Kino.«
    »Ich spiel nicht oft in Filmen«, sagte sie. »Meist Fernsehwerbespots. Man kann davon leben.«
    Sie hatte eine ausgebildete Stimme. Sie klang genau wie die der Vorschuldirektorin, die er eines Abends mal in einem Fernsehfilm gesehen hatte. Ein dickköpfiger Sprößling des Establishments von der Ostküste, nach Hollywood gekommen, um dem Vater was zu beweisen. Irgend so was. Die Fernsehheroine hatte Fuchsjagden geritten.
    »Sie sind ganz anders, als ich mir 'nen Polizisten vorgestellt hab. Nicht son abgeklärter Typ mit Flicken auf den Ellbogen. Wie lange sind Sie schon Polizist?«
    »In 'n paar Wochen hab ich

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