Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
Vom Netzwerk:
dem Haufen da rübergehen. Ich hör den Schauspielern sehr gern zu.« Die redeten wenigstens richtig säuisch.
    »Für die besten Cops von Los Angeles tu ich alles. Aber denken Sie dran, ich werd Sie mit einem Mädchen, dem Sie gefallen könnten, nur bekannt machen. Ich bin kein …«
    »Keine Nutte. Weiß ich doch.«
    »Kein Zuhälter.«
    »Auch das nicht. Danke, Herman.«
    Inzwischen hatte Martin Welborn festgestellt, daß Deedra Briggs ihn angelogen hatte. Sie war eine wundervolle Tänzerin, und neben ihr sah er nicht schlecht aus. Sie lagen sich dabei in den Armen, und er fühlte den Druck ihrer Brüste und das Pochen ihres Blutes, und Martin Welborn war traurig, als ihm einfiel, daß diese Art von Party wahrscheinlich früher zu Ende war als eine Polizeiparty in Sherman Oaks. Die Leute vom Busineß gingen früh zu Bett und mißhandelten ihre Körper sicherlich nicht so schrecklich, wie es Police Detectives taten.
    Sie hatte schon gleich beim ersten Tanz beide Arme um seinen Hals gelegt. »Ein abgebrühter Typ mit Flicken auf den Ellbogen. Nach so einem wie Ihnen hab ich schon immer gesucht …«
    »… Ihr ganzes Leben lang«, sagte er.
    »Genau.« Sie kicherte.
    »Deedra, könnt ich … kann ich Sie wiedersehen? Irgendwann. Nicht unbedingt …«
    »Bringen Sie mich nach Hause?«
    Er konnte es kaum fassen. »Ich glaub, ja!«
    »Ich bin ohne Auto hier. Jaguarmaschinen vertragen die kalifornische Hitze nicht besonders. Man hat mich gewarnt.«
    »Klar bring ich Sie nach Hause!« sagte Martin Welborn, und sie vergrub ihr Gesicht an seinem Hals, als sie sich im Tanz wiegten.
    Al Mackey wiederum entschloß sich, nachdem Herman III weder als Hure noch als Zuhälter abgezogen war, ein bißchen Smalltalk mit der Gruppe der Mogule zu machen. Er stellte sich dem großen Mogul mit der Silbermähne vor, der mit dem Mädchen geplaudert hatte, mit dem Marty inzwischen rummachte.
    Es war nicht leicht, mit diesen Leuten ins Gespräch zu kommen, weil sie alle nur Ziffern und Zahlen im Kopf zu haben schienen. Al Mackey ging bald der Gesprächsstoff aus. Dann fiel ihm ein Roman ein, den er kürzlich gelesen hatte.
    »Hat irgend jemand von Ihnen zufällig den Roman über den schwarzen Fischer von den Bermudas gelesen, der in diesen Taifun geriet und in Kuba landete? Ich hab das grade letzte Woche gelesen, und ich glaub, das wär 'n interessanter Filmstoff, ich mein Spielfilm.«
    Die drei Mogule sahen ihn mißtrauisch an, aber schließlich sagte ein fetter Mogul: »Schwarze sind nicht mehr in. Ich glaub nicht, daß man so was drehen sollte. Spielen irgendwelche Weiße ne Rolle?«
    »Ich würd nicht noch 'n Hurrikanfilm anfassen«, warnte ein großer Mogul.
    »Mit einem reinen Männerfilm hat man überhaupt keine Chance«, gab ein dünner Mogul zu bedenken.
    Al Mackey war entzückt, daß sie so mit ihm redeten, und er wandte sich an den mit der Silbermähne und sagte: »Was meinen Sie dazu? Glauben Sie, daß man 'n guten Film daraus machen könnte? Ich mein, Spielfilm?«
    Und der große Mogul mit der Silbermähne reagierte ganz instinktiv. Von irgendwo oben her schien ein Eiweißschleier über seine Augäpfel zu fließen. Er schien Al Mackey durch das falsche Ende eines Fernrohrs anzuschauen. Er starrte Al Mackey aus diesen blicklosen Augen an, und die Worte glitschten ihm heraus wie mit Mehltau bestäubt: »Also gut, weil Sie 'n Freund von Herman sind. Schicken Sie das Skript rüber in mein Büro. Ich schau mal rein und ruf Sie an.«
    Al Mackey, der von all dem völlig überwältigt war, rief aus: »Das is großartig! Danke!« Und erst im Weggehen fiel es ihm plötzlich ein: Welches verdammte Skript?
    Es gab nur eine Möglichkeit, den Kopf wieder klarzukriegen: Weitertrinken. Er traf ein paar Schauspieler an der Bar. Sie waren natürlich sofort wiederzuerkennen. Aber nur die berühmten männlichen Schauspieler redeten mit den Leuten, während sich die berühmten weiblichen Stars nur mit ihresgleichen beschäftigten.
    Al Mackey zog die jüngeren Nachwuchsschauspieler vor. Sie redeten ausschließlich über drei Dinge: Filme, Drogen und Sex. Filmrollen, die sie beinahe gekriegt hätten, exotische Drogen, die einem einen tagelangen Orgasmus verschafften, und Sex, der fast so gut war wie die Drogen, die den Sex verlängerten.
    Es war genau die Art von Unterhaltung, die Al Mackey höchst lehrreich fand. Er wünschte, er hätte einen Kugelschreiber bei sich.
    Sehr gespannt hörte er einer jungen Schauspielerin zu, die er schon öfter

Weitere Kostenlose Bücher