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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Sie, ich muß mich 'n bißchen um Mister St. Claires Stars kümmern«, sagte sie. »Sie mischen sich mal unter die Leute, huh? Viel Spaß.«
    »Aber ich versuch doch grade, mich zu mischen«, schrie er, als sie über die Tanzfläche entschlüpfte, von der die Grüppchen der Trinker allmählich verschwanden, weil die Mariachis, zu deren Musik man kaum tanzen konnte, abhauten und statt dessen ein Orchester aufzog.
    Während Al Mackey sich in der allgemeinen Richtung Bar bewegte, wanderte Martin Welborn von Gruppe zu Gruppe und teilte die Leute nach seiner üblichen Untersuchungsmethode ein. Die Drehbuchschreiber interessierten ihn, weil sie soviel davon redeten, wie sie beklaut wurden. Tatsächlich gab es nichts, über das sie nicht redeten.
    »Mach mit diesem Schuft bloß keine Geschäfte«, sagte ein fetter Schriftsteller. »Der Film hat fünfundzwanzig Millionen Dollar eingespielt. Ich mein in USA und Kanada, Baby. Ich hatte zehn Prozent, als er plötzlich abgesetzt wurde. Zehn! Kannste mir sagen, warum ich nie 'n Cent gesehen hab? Kannste mir das sagen?«
    »Charlie, das lag nicht an ihm«, berichtigte ihn ein großer Schreiber. »Er war nur Coproduzent. Dahinter steckt dieses Studio.«
    »Ich arbeite nie mit den großen, wenn's eben geht«, warnte ein junger Autor.
    »Das ist hirnverbrannt«, sagte der fette Schriftsteller. »Ich arbeite immer mit den größeren. Die wissen zwar, wie sie dich besser ins Knie ficken können, aber sie machen's stilvoll. Willste lieber von 'nem netten sauberen Schwanz flachgelegt werden, der gut eingecremt worden is, oder willste dich von diesen Hammeln in Los Angeles serienweise mit Schmirgelpapier umficken lassen?«
    »Kann ich da erst mal drüber nachdenken?« schrie ein schlanker Dichter.
    »Sei froh, wenn du fürs Fernsehen schreibst. Diese Spielfilme sind doch nix mehr fürs Prestige. Alles Scheiße.«
    »Scheiße?«
    »Scheiße.«
    »Meinste beim Fernsehen bescheißen sie dich nicht? Unsere Filme haben pro Stück ne halbe Million gekostet. Dann laufen se sieben Jahre, und dann solln se 'n Defizit von zehn Millionen gemacht haben? Da haste dann entsprechend deinen Vertrag unterschrieben. Erzähl das mal deinem Autorenverband, daß diese Fernsehbuchhalter dich nich beklauen.«
    Und dann sprang ein älterer Drehbuchschreiber mit einem Glas Champagner in jeder Hand dazwischen und sagte: »Glaubt ihr Ganoven etwa, daß es besser gewesen wär, für Cohn oder Goldwyn oder Louis B. Meyer zu schreiben, Gott soll schützen, nebbich?«
    »Erzähl mir nix von dieser Scheißidee!« schrie plötzlich eine Frau einen anderen Schriftsteller an. »Ich bin nachher diejenige, die 'nen Prozeß am Hals hat! Irgendeiner erzählt dir, bei der Marine is'n Ruderboot abgesoffen, dann schreibste Die Abenteuer der Poseidon, dann verklagen se dich, weil du angeblich ne Idee geklaut hast! Dauernd haste Feinde!« Sie war eine herbe Schönheit mit einer Stimme wie Tallulah Bankhead. Sie schaute sich ängstlich um. Auf der Suche nach dem Feind. Scheiße.
    Martin Welborn konnte es kaum erwarten, bis er es Al Mackey erzählen konnte: Die redeten mehr über große Klauereien als eine Versammlung von Einbruch-Detectives.
    Inzwischen hatte sich Al Mackey zu einer Gruppe von Regisseuren gesellt, die im Inneren des Hauses um den Kamin saßen. Regisseure schienen nicht viel zu trinken. Höchstens etwas Champagner oder Weißwein. Obgleich mindestens sechs von ihnen, darüber war er sich ganz sicher, auf irgend etwas anderes abgefahren waren und sich inzwischen in Höhen von fünftausend Fuß befanden. Sie hatten entweder bis zum Abschluß die Filmakademie besucht oder kamen aus New York oder waren Ausländer. Ganz zweifelsohne redeten die Ausländer am meisten, besonders ein berühmter französischer Regisseur, der aussah wie Soupy Sales. Die anderen Regisseure lauschten wie gebannt, als er ihnen klarmachte, was Los Angeles nach seiner Meinung wirklich war.
    »Es ist vor allem diese Weite.« Seine Beherrschung der englischen Sprache war ausgezeichnet, aber seine Worte krochen wie Spinnen von seinen vollen Lippen. »Die Form allerdings ist schwierig.«
    »Es gibt keine Form«, widersprach ein bärtiger junger Regisseur, und die anderen murmelten.
    »Ah«, korrigierte der Franzose, »Weite und Licht können eine Illusion von Form schaffen. Ich liebe dieses Phänomen von Los Angeles. Es ist eine …«
    »… eine Filmkulisse«, sagte ein anderer junger Regisseur. Auch er trug Bart.
    »Das hat seinen besonderen Wert«,

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