Der Hollywood-Mord
sind der Boß … Boß.«
Martin Welborn kehrte wieder auf seinen Stuhl an den Tisch der Mord-und-Totschlag-Teams zurück. Er wirkte gelassen, als er die Berichte der letzten Nacht las, unbeeindruckt von den finsteren Gesichtern von Schultz und Simon.
Al Mackey kam mit versöhnlich ausgestreckten Armen an den Tisch. Al Mackey war ein As in Körpersprache.
»Hört zu, wir haben uns nicht darum gerissen«, sagte er, weil er wußte, wie den beiden riesigen Detectives zumute war, die gerade dabei waren, ihre Aktennotizen und Berichte in die Hülle mit der Aufschrift Nigel St. Claire zu stopfen.
»Klar«, sagte Schultz. »Wir sind Unterstufe, das ist es, was wir sind. Na schön, viel Glück.«
»Hier ist er, Mackey, der ganze Kram«, sagte Simon. »Die Berichte sind auf dem letzten Stand: Verdächtiger unbekannt, Ermittlungen dauern an, Verhaftung steht kurz bevor. Mehr haben wir nicht rausgekriegt. Viel Glück für die Besseren und hol euch der Teufel.«
»Wir haben wirklich nicht drum gebeten«, sagte Al Mackey achselzuckend und mit vielen bedeutenden Gesten. »Denkt ihr wirklich, wir hätten den Fall haben wollen?«
Das Wiesel und das Frettchen waren noch ganz aufgekratzt über ihren Riesengewinn, und darum freuten sie sich besonders, daß Schultz und Simon so leiden mußten. Die riesigen Mord-Detectives waren wahrscheinlich die einzigen Officers in der Los-Angeles-Polizei, die die Haare immer noch kurz trugen. Sie mußten immer den ganzen Weg zur City Hall mitten in der Stadt fahren, um einen Friseur zu finden, der sich erinnerte, wie man so was schnitt. Gelegentlich, wenn Schultz sich besonders militant fühlte, verlangte er sogar eine Art Militärhaarschnitt, ausrasiert bis über die Schläfen, und kam heraus wie ein Panzerkommandant der Wehrmacht. Das Wiesel sagte, die beiden Ärsche verdunkelten die Sonne, wenn sie in den Squadroom kämen. Das Frettchen sagte, die beiden Saurier trieben die offizielle Richter-Erdbebenskala auf Stärke 5,3, wenn sie die Treppe runtergingen.
Um endlich das Fluchen und Stöhnen darüber, daß Al Mackey den Nigel-St.-Claire-Fall übernommen hatte, zu stoppen, sagte das Wiesel: »Ich weiß nicht, warum ausgerechnet Mackey und Welborn diesen heißen Mord bearbeiten sollen. Alles in allem haben Schultz und Simon im letzten Monat dreieinhalb Mordfälle gelöst.«
»Was meinst du mit dreieinhalb?« fragte das Frettchen, immer darauf bedacht, dem Wiesel die richtigen Stichworte zu geben.
»Der vierte weigerte sich, zu sterben.«
»Yeah, aber wenn er gestorben wär, wer hätte dann Schultz und Simon erzählen können, wer ihn totgemacht hätte?«
»Das ist wahr. Die beiden hätten ja bis heute noch keinen Verbrecher gefangen, wenn nicht immer jemand mit'm Finger drauf gezeigt hätt.«
Und so weiter. Aber auch, wenn das Frettchen ein Teufelsbraten war, der immer ein langes Messer in seinen Motorradstiefeln trug, so senkte es doch vorsichtshalber immer die Stimme, wenn es Schultz und Simon verarschte, denn die hatten schon einmal damit gedroht, die beiden Drogenpolizisten zu kleinen Haarbüscheln zusammenzuquetschen und sie als Maskottchen an den Rückspiegel zu hängen.
Das Wiesel beschloß, die Riesen-Detectives mit einigen heißen Tips zu versöhnen. Schultz und Simon waren kürzlich sehr niedergeschlagen gewesen, als sie vor Gericht in einem Mordfall untergebuttert wurden, in dem ein Straßen-Cowboy namens William Bonney Anderson alias Billy the Kid drei brave Bürger von Hollywood ins Jenseits befördert hatte, zwei wegen Geld, einen aus Jux, ein Bursche, der wegen verminderter Zurechnungsfähigkeit trotzdem nicht schuldig gesprochen wurde. Zwei Psychiater (es waren immer dieselben Argumente, die die Verteidigung in solchen Fällen ausgrub) hatten die Jury davon überzeugt, daß Billy the Kids Schicksal bereits in dem Moment vorherbestimmt war, in dem seine Mutter ihm den Namen des berüchtigten Verbrechers mit auf den Weg gab.
Das Wiesel gab Schultz und Simon die Adresse und die Telefonnummer eines ehemaligen und jetzigen Geisteskranken aus Hollywood namens Pat Garrett Williams, der sich, davon war das Wiesel überzeugt, phantastisch manipulieren ließ und sich sofort als Kämpfer für das Recht aufgerufen fühlen würde, wenn man ihm eine von diesen kürzlich verbreiteten Plaketten mit der Aufschrift »Hast du heute schon einen Sittenbullen geküßt?« geben würde. Dann könnte man ihm ein Paßfoto zeigen, ein ausrangiertes Gewehr in die Hand drücken und einreden, er
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