Der Hollywood-Mord
bei vielen Straßenjungen groß in Mode war. Zorro Garcia hatte inzwischen beschlossen, seine kleinen männlichen Muskeln ein bißchen spielen zu lassen, und er erklärte dem armen alten Cal Greenberg sehr forsch: »Sir, diese Officers haben mich echt nicht auf meine Rechte hingewiesen. Und ich hatte echt keine Gelegenheit mehr, was für die Lebensrettungsgesellschaft zu spenden. Ich hatte den Laden echt gerade betreten, als dieser feine Herr mich schon anmachte. Echt, der ließ mich überhaupt nicht reden. Ich konnte echt nichts sagen. Der feine Herr mag wohl keine Mexikaner. Geh ich zu ihm und frag: ›Mögen Sie Mexikaner?‹ Sagt der: ›Nicht unbedingt.‹ Da wußt ich doch echt Bescheid.«
Der arme alte Cal Greenberg seufzte und beugte sich über den Tisch, wobei sich seine Hosenträger spannten, und sagte: »Was willste denn nun echt, wenn ich fragen darf?«
»Hab echt vor, im Namen aller Mexikaner in der Black Spider Gang ne Klage gegen diesen Laden und gegen das Polizeidepartment von Los Angeles einzureichen und 'n Prozeß zu führen.«
»Wie alt bist du?« fragte der arme alte Cal Greenberg.
»Zwölf, echt.«
»Und warum biste Keksklauer?« fragte der gute alte Cal Greenberg. »Haste Hunger?«
»Früher ja. Jetzt nicht mehr.«
Buckmore Phipps setzte sich an den verwaisten Schreibtisch des Sittenteams und blätterte zerstreut in einem Ordner mit Fotos, in der Hoffnung, auf ein paar Bilder von nackten Frauen zu stoßen.
Gibson Hand steckte sich drei Kaugummistangen auf einmal in den Mund und sagte: »Zorro geht jeden Tag in diesen verdammten Laden und klaut immer dasselbe Zeugs.« Dann zeigte er einen Bieröffner und einen Teelöffel, die er bei dem Keksklauer konfisziert hatte. »Er schlendert einfach durch diesen Laden und ißt Kuchen und Eis für nich viel weniger als tausend Dollar, und er hat's besonders auf die berühmten Amos-Schokoladenplätzchen abgesehen, denn er hat einen teuren, ausgefallenen Geschmack. Und das alles spült er dann runter mit gut zwei Kästen Seven-Up und kommt dann rülpsend und furzend mit seinem dicken kleinen Bauch durch die Kasse und spendiert tatsächlich 'n paar Pfennige für die Lebensrettungsgesellschaft.«
»Diese Armleuchter an den Kassen erwischen diese Keksklauer eigentlich nur deshalb, weil die sich dermaßen vollgestopft haben, daß sie schließlich ganz grün und gelb im Gesicht werden und dadurch schon in der Menge auffallen«, fügte Buckmore Phipps hinzu.
Und diese Erkenntnis schnappte der kleine Gauner sofort auf für seinen Erfahrungsschatz. Sei kein Vielfraß. Friß nie was durcheinander. Qualität zählt, nicht Quantität.
»Du darfst so was nie wieder tun«, sagte der arme alte Cal Greenberg. »Ich bin einfach zu alt, um hier den Cop für die lieben Kleinen zu spielen. Bist du denn wenigstens gut in der Schule?«
»Klar«, sagte Zorro Garcia. »Meinen se etwa, ich will später 'n Bulle …« Er stoppte mitten im Satz, als er sah, wie sich bei Buckmore Phipps die Kinnmuskeln verhärteten und bei Gibson Hand die Nasenflügel weiteten. »Mein se etwa, ich will später im Knast landen oder so was?«
»Angenommen, ich laß dich jetzt nach Hause gehen, versprichst du mir dann, nie wieder in diesen Laden zu gehen und echt eine halbe Tonne Lebensmittel zu essen?« fragte der arme alte Cal Greenberg. Es lag bestimmt an der Musik. Als In the Mood und Tuxedo Junction damals in der Hitparade waren, kam niemand auf die Idee, in die Lädchen zu gehen und sich mit Schokoladenkeksen für tausend Dollar vollzustopfen.
»Muß ich jetzt nicht in die Juvenile Hall?« rief der Keksklauer traurig. Alle Knirpse bei den Black Spiders waren da schon im Jugendarrest gewesen. Sogar die meisten Nachwuchskandidaten. Es war echt ärgerlich.
»Also, wenn ich dich doch in die Juvenile Hall bringen lasse, willst du mir dann versprechen, nie wieder in diesen Laden zu gehen und tonnenweise Lebensmittel zu essen?« fragte der arme alte Cal Greenberg.
»Ich werd drüber nachdenken«, sagte der Keksklauer. »Son Wochenende in der Hall würd mir nix ausmachen.«
»Wir persönlich werden dich da hinbringen, du kleiner Hosenscheißer«, sagte Buckmore Phipps mit einem heimtückischen Seitenblick, und da kriegte der Räuber dann doch mal richtig Schiß. »Also, dann möcht ich da lieber doch nicht hin«, sagte er. »Und in den Laden geh ich bestimmt nicht wieder.«
Der arme alte Cal Greenberg war alt genug, um zu wissen, daß das Leben, alles in allem, letztlich immer nur ein
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