Der Hollywood-Mord
arme alte Cal Greenberg. Warum hatte Gloria die ganze Operation nicht in einem Abwasch machen lassen? Hatte der Quacksalber vielleicht mitten in der Operation entdeckt, daß sie seine letzte Rechnung noch nicht bezahlt hatte? Konnte sich Gloria einfach nicht davon trennen? Wollte sie wirklich die schlechteste beider Welten? White Cliffs of Dover, Pennsylvania six , five , oh , oh, oh.
»Die da oben in Fanny Hill nehmen keinen mit 'nem Schwanz, selbst wenn der nicht funktioniert«, bemerkte Gibson Hand.
»Völlig richtig«, pflichtete ihm der arme alte Cal Greenberg bei.
»Aber wenn man sie in die Männerzellen legt, wird sie daran kaputtgehen, daß ihr jeder ne Zigarette aufm Schwanz ausdrückt«, meinte Buckmore Phipps.
»Auch wieder wahr«, stimmte Cal Greenberg zu.
Als Schultz und Gloria La Marr vom Klo zurückkamen, löste sie das Problem auf ihre Weise. Sie sagte, sie zöge das Männergefängnis vor, weil Frauen sie wegen ihrer Größe ständig anstarrten.
»Aber Gloria, da unten gibt's doch jede Menge Schweine«, schrie Schultz. Und Simon beschloß, Schultz sofort mit in die Polizeiakademie zu schleppen zu einem kräftigen Dauerlauf rund um die Bahn und einem Dampfbad, und anschließend würde er ihn vielleicht auf der Ringkampfmatte mal richtig in die Zange nehmen und den ganzen Mist aus ihm rausquetschen, damit sein Kopf endlich wieder klar wurde.
Als zwei Blauuniformierte kamen, um sie ins Männergefängnis runterzubringen, flatterte Gloria zitternd herum wie ein großer Kolibri, nannte Schultz beim Vornamen und versprach hoch und heilig, sich vor Gericht wegen gewaltsamen Raubüberfalls schuldig zu bekennen (was allerdings vor ihrer transsexuellen Periode passiert war), um ihm wirklich keinen Kummer mehr zu machen. Sie verabschiedete sich überaus herzlich von Schultz, ehe die Blaujacken ihr Handschellen anlegten und sie wegbrachten.
»Auf Wiedersehen, Gloria«, sagte Schultz traurig.
»Wiedersehn, Günther«, sagte Gloria sehr ernst.
»Weißte was?« bemerkte Zorro Garcia. »Wenn diese beiden mal heiraten, werden ihre Kinder sicher so groß wie King Kong, echt.«
Nachdem Schultz und Simon ihre Auslieferungsverzichtserklärung und anderen Schreibkram in der Sache Gloria La Marr erledigt hatten, stellten sie entsetzt fest, daß ihr Dienst erst in drei Stunden zu Ende war. Simon sagte zu Schultz, daß dieser verfluchte Dauereinsatz ihn echt ankotze. Es schien ein langer Arbeitstag zu werden.
Aber Schultz, der normalerweise genauso rummaulte, schimpfte und jammerte, war merkwürdig still, als sie aus der Innenstadt zurück nach Hollywood fuhren.
»Was ist mit dir los, denkste etwa an Gloria?« spottete Simon und schaute kurz rüber zu seinem Partner.
»Mir geht dieser Billings-Fall nicht ausm Kopf«, sagte Schultz.
»Wie kommste denn ausgerechnet jetzt darauf, verdammt noch mal?«
»Muß eben dauernd dran denken«, sagte Schultz.
Samuel Billings war Tankstellenbesitzer. Er hatte eine tolle Lage direkt an der Cole Avenue. Schultz und Simon kannten ihn flüchtig von einem früheren Raubüberfall, als er von einem netten Gangster mit der Kanone in Schach gehalten worden war, der ihn bloß ein bißchen bedrohte und herumstieß, statt ihn mit der Pistole zusammenzuschlagen, ihn zu treten, zu erstechen oder zu erschießen. Er machte im Monat zwar zweitausend Dollar netto, aber er wurde trotzdem höchst selten von den bewaffneten Gangsterbanden Hollywoods ausgeraubt, weil sie volles Verständnis für ihn hatten.
Samuel Billings war ein Little-League-Vater gewesen, ein Optimist und Mitglied des PTA, der Eltern-Lehrer-Vereinigung. Seine beiden Söhne besuchten das College, er unterstützte seine Schwiegermutter und hatte alles im Griff. Bis er anfing, sich irgendwie schuldig zu fühlen, weil er soviel Glück im Leben hatte, obgleich es überhaupt kein Glück war, sondern das Ergebnis harter Arbeit, sechzehn Stunden pro Tag, wenn er's ruhig angehen ließ.
Darum unterstützte er das lokale Dem-Häftling-eine-Chance-Programm und heuerte Wilfred James Boyle an, der gerade vor sechs Monaten aus dem Soledad-Gefängnis entlassen worden war und die Schnauze bereits gestrichen voll hatte von dem Acht-bis-fünf-Uhr-Scheißjob auf der Abschmierrampe. Wie sollte er je seine Rückzahlungen schaffen, wenn er sich plötzlich um Dinge wie Sozialabgaben kümmern mußte? Oder darum, einen Führerschein zu kriegen? Wie sollte so ein Kerl sich bessern, wenn er dauernd daran denken mußte, seiner Vermieterin einmal im
Weitere Kostenlose Bücher