Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
Vom Netzwerk:
ihre Versuche überlebt hatten und auf diese Weise als ungewöhnlich unausgereifte Polizisten entlarvt worden waren, weil kein wirklich unausgereifter Polizist jemals einen so männlichen Versuch überleben sollte –, diese Überlebenden erklärten ausnahmslos, daß sie eine seltsame und alles überwältigende Angst erlebt hatten. Es war die Angst davor, vielleicht in irgendeinem Augenblick mit unbekannten oder schrecklichen Situationen fertig werden zu müssen. Die grausame Ironie lag darin begründet, daß sich junge Männer gerade durch den Reiz des Unbekannten zum Polizeijob hingezogen fühlten. Und genau das war es jetzt, was die älteren Polizisten plötzlich am meisten erschreckte, als sie auf dem besten Weg in ein schauerliches Schicksal waren. Das war wirklich sehr ironisch.
    Eine der Polizistinnen, die es getan hatten, war früher mal eine Partnerin von Martin Welborn gewesen. Sie war eine passive Persönlichkeit, wenn er jetzt so darüber nachdachte. Sie war schüchtern und schön. Sie hatte riesengroße Augen. Genau wie Danny Meadows.
    »Hör endlich damit auf, Marty, gottverdammich«, sagte Al Mackey. »Marty!«
    »Huh?«
    Ein Rollschuhläufer segelte frech zwischen ihnen durch mit den Worten: »Schleich dich, Jack!«
    »Ich sterbe vor Hunger«, sagte Al Mackey. »Komm, laß uns gehen, damit wir was zu essen kriegen. Himmel, du hast da wieder mal gestanden, als wenn du gerade kilometerweit in die Gegend guckst. Du hörst noch nicht mal auf einen, wenn man mit dir redet. Himmel Herrgott, Marty!«
    »Tut mir leid, Al«, sagte Martin Welborn. »Ich dachte gerade darüber nach …«
    »Laß mich Raten. Du hast dir gerade vorgestellt, wie ich diesen Nigel-St.-Claire-Alptraum in einen Selbstmord umbiegen kann. Komm, sag schon, schnell. Wie?«
    »Nicht nur darüber habe ich nachgedacht«, lächelte Martin Welborn. »Diese Skater hier haben mir was Interessantes erzählt.«
    »Den Kerl mit der Schachbrettfrisur find ich am stärksten«, schnaufte Al Mackey. »Den hab ich mal im Batman gesehen.«
    »Die haben mich auf ein paar interessante Dinge gebracht«, sagte Martin Welborn. »Al, da gibt es irgendeinen, der wissen muß, was Nigel St. Claire in der Nacht, in der er starb, auf diesem Parkplatz gemacht hat.«

 

    8
    Gloria La Marr
    Der arme alte Cal Greenberg mußte an diesem Tag für alle arbeiten. Es war eben sein Pech, im Squadroom aufzutauchen, wenn alle schon unterwegs waren. Die Chefs waren alle bei irgendeinem verdammten Abschiedsessen für einen Commander unten im Tal. Die Abteilung Sitte, Ozzie Moon und Thelma Bernbaum, wird am selben Tag krank und muß nach Hause gehen. (Eine alberne Geschichte.) Denn jeder außer dem Polizeichef und dem Starreporter Walter Cronkite wußte, daß Ozzie und Thelma gemeinsam mehr Zeit damit verbrachten, daß er ihr im Griffith-Park das Hüfthalterhöschen auszog, als sie jemals investiert hatten, um an ihren Fällen zu arbeiten. Eine tolle Abteilung Sitte. Die beiden waren wirklich qualifiziert.
    Und dann schleppten zwei Blauuniformierte auch noch einen Kaugummi kauenden Knaben an. »Ich bin doch kein Kindercop«, stöhnte der arme alte Cal Greenberg. »Könnt ihr den nicht irgendwo anders hinbringen, solange, bis einer von den anderen zurückkommt?«
    »Klar, Sarge«, sagte Buckmore Phipps. »Ich kann den kleinen Hosenscheißer sehr gern vom Capital Records Building fallen lassen, wenn du möchtest.«
    »Ich kann den kleinen Scheißer auf dem Hollywood Freeway rausschmeißen, wenn du möchtest«, sagte Gibson Hand.
    Inzwischen nahm der kleine Hosenscheißer Platz, ein zwölfjähriger Keksklauer namens Zorro Garcia, und erkannte präzise, daß die Chancen für ihn eins zu eins standen, welcher von den beiden Cops, der große weiße oder der große schwarze, die Drohung wahrmachen würde, ihn in den großen Zementmischer oben in Cahuenga zu werfen und durchmahlen zu lassen.
    Aber dann kriegte Zorro Garcia doch sehr schnell mit, daß der Detective mehr zu sagen hatte als die beiden Straßenmonster und daß er selbst so gut wie in Sicherheit war. Zorro Garcia gehörte zu den Nachwuchsmitgliedern der Black Spider Gang. Wenn er erst alt genug war, hoffte er, als Cherry, als »Jungfrau«, feierlich aufgenommen zu werden, später ein Cutdown, ein »Beschnittener«, zu werden, und am Ende, nachdem er zehnmal angeschossen und niedergestochen und zu alt sein würde, um noch zu kämpfen, für den Rest seiner Tage als Veterano dabei zu sein.
    Sein Lieblingswort war echt, wie es

Weitere Kostenlose Bücher