Der Hollywood-Mord
vernünftig gekleideten New-Wave-Läufern auf dem Parkplatz.
Al Mackey kriegte allmählich Bauchschmerzen vor Hunger, als er bemerkte, daß Marty, fünfzig Yards entfernt, am anderen Ende des riesigen Parkplatzes, mit einer Gruppe eher konventioneller Rollschuhläufer sprach. Die Unterhaltung dauerte überraschend lange, und immer neue Läufer kamen dazu, um mit Marty zu reden.
Al Mackey hatte seinen Partner nie richtig verstanden in all den Jahren ihrer Zusammenarbeit. Aber vor Martys Trennung von Paula hatten sie sich auch privat mindestens einmal pro Woche getroffen.
Da er selbst mit keiner seiner Ex-Frauen Kinder bekommen hatte, begriff er erst richtig, daß Martin Welborn jetzt, am Anfang der mittleren Jahre (Gott, wie er diesen Ausdruck haßte), wahrscheinlich der einzige Mensch auf der Welt war, der ihm etwas bedeutete. Marty gehörte zu den Menschen, die wohl jeder gern hatte. Sogar Martys Ex-Ehefrau Paula müßte ihn zu ihrer Zeit gemocht haben. Paula Welborn war eine intelligente, hübsche Frau. Aber Al Mackey haßte sie wie die Pest.
Paula Welborn war in Al Mackeys Augen eines jener Weiber, die plötzlich glaubten, unter ihrem Stand geheiratet zu haben, als sie nämlich feststellte, daß sie mit einem schüchternen jungen Cop zusammenlebte, der von Jesuiten mit toten Sprachen, mumifizierter Philosophie und aussterbender Theologie überfüttert worden war, alles zusammengerührt zu einem schön dampfenden Brei. Bitte täglich zu wässern mit einem Kessel voll Schuldgefühlen, und bestaunen wir dann, was in Gottes Garten alles wächst, blüht und gedeiht.
Natürlich, wenn Paula in Plains, Georgia, aufgewachsen wäre und verstanden hätte, sich Jimmy Carter persönlich zu angeln, würde sie immer noch glauben, daß sie nicht standesgemäß geheiratet hätte. Sie war genau dieses Luder.
Al Mackey schwitzte stark in der Sonne und wischte sich die vom Smog entzündeten Augen, und er dachte, daß Paula zu dieser Sorte Halbnutten gehörte, die auf einer Cocktailparty mit jedem zweiten Mann flirteten (allerdings nie mit Al Mackey – war das der Grund, warum er sie von Anfang an gehaßt hatte?), und wenn ein betrunkener Lieutenant, Captain oder Commander sie dann betatschte (sie verschwendete ihre Zeit selten damit, Sergeants aufzugeilen, bis ihnen der Schwanz stand), dann lief sie schnell zu Marty, kuschelte sich an ihn wie eine große schnurrende Katze, womit sie den Jungs zu verstehen gab, daß sie doch wohl besser in den Glitter Dome gehen oder sich zu Hause auf den alten Knochen ihrer Mamas ausruhen sollten.
Sie war auch eine von denen, die es in der kurzen Zeit zwischen Al Mackeys erster Scheidung und seiner ach so kurzen Ehe Nummer zwei – als Al Mackey am Ende seiner Kraft war vor lauter Wut und Verzweiflung und von Anwälten wie ein Maibaum geplündert wurde – huldvoll zuließen, daß Al Mackey zum Dinner eingeladen wurde, in ihrem Fall von Marty. Und dieses Zugeständnis ließ sie ihn dann auch irgendwann an einem solchen Abend spüren, wenn Marty mal aus dem Zimmer gegangen war, um sich um die Schulaufgaben ihrer Teenagertöchter Babs und Sally zu kümmern.
Aber wenn sie Al Mackey schon so deutlich zu verstehen gab, was sie von Martys Dinnereinladungen hielt – mußte sie dann auch noch so merkwürdig oft zum Klo gehen und schon vor seinen Augen anfangen, den Reißverschluß ihrer Jeans zu öffnen, noch bevor sie aus dem Zimmer war? Sie war eben diese Art von Hure, okay. Aber Marty behauptete immer, wenn er sie schon mal erwähnte, was selten genug vorkam, sie wären relativ glücklich miteinander, bis ihre Midlife Crisis dann das Schiff ihrer Ehe mit Gewalt aus den stürmischen Gewässern blies.
Und dann war da noch eine Sache: Martys religiöse Krise, die für Al Mackey immer noch ein Rätsel war. Marty hatte das Seminar drei Jahre, bevor man ihn zum Priester geweiht hätte, verlassen. Aber er sprach nie darüber, und er sprach auch nicht über die Reaktion seiner Mutter auf diesen Riesensprung über die Mauer. Tatsächlich redete Marty nie über die Religion, obgleich Al Mackeys Eltern aus Irland stammten und er immer noch ziemlich wißbegierig war, was den Glauben betraf. Glücklicherweise stammten Als Leute aus dem protestantischen Norden. Er haßte Priester. Eine schreckliche Vorstellung, wenn er wegen der auch von ihm geerbten Enzymstörung, die seit jeher so gut wie alle Kelten zu latenten Alkoholikern gemacht hatte, ein von Schuld zerfressener römisch-katholischer Ire gewesen
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