Der Hollywood-Mord
einziger großer Kompromiß ist. Er traf eine Entscheidung. »Okay, das ist ein vernünftiger Handel. Ich glaube, wir lassen dich tatsächlich nach Hause gehen.«
»Nach Hause? Nach Hause? Gottverdammt!« Gibson Hand brüllte los, sprang auf die Füße und baute sich wie ein Turm vor dem Keksklauer auf, der sofort zitterte, als er in das gefährlich aussehende schwarze Gesicht starrte. »Nach Hause, oh, mein Arsch! Am liebsten würde ich diesen kleinen Hosenscheißer doch rauf nach Cahuenga bringen und ihn im Zementmischer zermahlen, bis er nur noch Hackfleisch ist! Und ihn dann in einem Düngersack an die mexikanischen Landarbeiter schicken, damit sie ihn über ihren unverkäuflichen Kopfsalat streuen können. Ich möcht wissen, ob das dem mexikanischen Rattenschwanz Cesar Chavez {4} Spaß machen würde.«
Dann senkte er das finstere Gesicht, bis seine Nase fast die Nase des Jungen berührte. »Und jedes … verdammte … Mal, wenn ich ein Sandwich esse, könnte ich an diesen kleinen Hosenscheißer denken, jedesmal, wenn ich son Salatblatt zwischen den Zähnen zermalmen tu.«
Der arme alte Cal Greenberg wußte, daß der zitternde Keksklauer keinen Schimmer von einem so bekannten Mann wie Cesar Chavez hatte, aber auf die Art trieb ihm das Straßenmonster die Kekse hoffentlich ein für allemal aus. »Da ist nur noch eine Bedingung«, sagte der Detective. »Wenn ich dich nach Hause gehen laß, mußt du versprechen, auf gar keinen Fall Anzeige gegen das Polizeidepartment zu machen. Wir haben im Augenblick sowieso schon genug Ärger.«
Während der Kleine über diese Bedingung nachdachte, sprang plötzlich die Tür auf, und Schultz und Simon donnerten mit einem weitaus größeren Problem herein. »Greenberg, biste heute der diensthabende Commander?«
»Kommt mir fast so vor«, stöhnte der arme alte Cal Greenberg. Der Grund dafür, daß er nicht längst seine Dreißig-Jahre-Abfindung kassierte, war der, daß er dann ständig bei seiner zweiten Frau zu Hause herumhocken müßte und sich nicht heimlich zu den Seniorentanzabenden verdrücken konnte, um sich dort mit seiner ersten Frau zu amüsieren, die sich zu einem Prachtweib gemausert hatte, seit sie ihn damals rausgeschmissen hatte.
»Das hier ist Gloria La Marr«, sagte Schultz. »Und wir haben 'n riesig großes Problem für dich.«
Offensichtlich war ihr Problem nicht gerade klein bei einer Größe von fast zwei Metern. Gloria La Marr war ein Transsexueller, den Schultz und Simon aus reiner Gefälligkeit für das beurlaubte Raub-und-Diebstahl-Team gerade aus Nevada abgeholt hatten. Sie war naturblond (wie sie behauptete) und trug stattliche Brustimplantate, die jedoch bei ihrer Länge eher mickrig wirkten. Allerdings hatte sie phantastische Beine. Und Schultz, der selbst fast zwei Meter groß war, hatte Gloria La Marr während des Fluges erzählt, daß er ganz scharf sei auf große Mädchen mit hübschen Beinen, sie aber leider selten treffe. Gloria La Marr war richtig rot geworden und hatte Schultz gebeten, ihr noch eine Bloody Mary bei der Stewardeß zu bestellen. Woraufhin Simon, der schräg übern Gang saß und seine 280 Pfund mühsam in einen Economy-Sitz gezwängt hatte, beschloß, Schultz zu raten, sich aus medizinischen Gründen vorzeitig pensionieren zu lassen, weil er offensichtlich schwul geworden war.
Aber selbst Simon mußte zugeben: Gloria La Marr hatte ein phantastisches Fahrgestell.
Das Problem war, wo man sie einbuchten sollte. Und als Schultz Gloria La Marr aus dem Mannschaftsraum hinunter in die Halle und zur Damentoilette begleitete, blieb es automatisch am armen alten Cal Greenberg hängen.
»Ich seh da überhaupt kein Problem«, sagte der arme alte Cal Greenberg zu Simon, während der elefantenhafte Polizist sein Sportsakko auszog, sich zwischen den Beinen kratzte und dann seinen kurzgeschorenen Schädel massierte, um die Blutzirkulation nach dem miserablen Flug wieder in Gang zu bringen.
»Is aber 'n Problem, Cal«, flüsterte Simon, während er sich vergewisserte, daß Schultz und Gloria La Marr außer Hörweite waren. »Das fing schon auf dem Weg zum Flughafen an. Gloria weigerte sich, ohne ihr schwarzes Abendkleid und ihre Dolly-Parton-Perücke überhaupt zu fliegen.«
»Also, ich find das Kleid sehr attraktiv.« Der arme alte Cal Greenberg zuckte die Achseln. Alter. Weisheit. Kompromiß.
»Weiß nicht, ob dir so 'n Zwei-Stunden-Aufenthalt mit Gloria La Marr in Vegas gefallen würde, wenn jeder dich anstarrt. Und die
Weitere Kostenlose Bücher