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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Verwüstungen angerichtet hatte, angesichts des vielen Bluts, das unaufhörlich aus Samuel Billings Mund kam, aber er hörte nicht auf, ihm sanft auf die Schulter zu klopfen, und sagte: »Da brauchen Sie sich gar keine Sorgen zu machen, Sam. Mensch, morgen früh sind Sie schon wieder auf den Beinen. Ist nur ne Schramme. Klar, Sir.«
    Was Schultz wohl in seinem ganzen Leben nicht loslassen würde, war der Blick von Samuel Billings, kurz bevor er ins Koma gefallen war. Der Blick, der ihm sagte: Sie sind ein Lügner.
    »Ich will gar nicht erst versuchen, Missis Billings klarzumachen, warum Wilfred James Boyle nur wegen schweren Diebstahls verurteilt worden ist«, sagte Schultz. »Ich bin zu müde.«
    Simon sah schnell mal auf seinen Partner, und der schien tatsächlich müde zu sein. Sein Stoppelhaar war länger gewachsen, und er war auf dem besten Weg, sein militärisches Aussehen zu verlieren.
    »Du fühlst dich bestimmt sofort besser, wenn du erst mal nach Dienstschluß ein paar Drinks im Glitter Dome im Bauch hast«, sagte Simon, während er die Freeway-Ausfahrt hinunterfuhr. Der Smog am Nachmittag war heute erträglich.
    »Ich fühl mich eigentlich schon so mies, seit wir im Nigel-St.-Claire-Fall nichts mehr rausgekriegt haben. Ich hasse es, wenn ich einen Fall habe, der einem auf die Art weggenommen wird.«
    »Mich kratzt das alles überhaupt nicht«, sagte Simon. »Nicht 'n bißchen. Ich krieg immer noch zweimal im Monat meinen Gehaltsscheck. Was du jetzt brauchst …«
    »Ich brauch meine Pensionierung«, sagte Schultz. »Ich wär heilfroh, wenn ich meine zwanzig Jahre um hätte. Ich weiß nicht, ob ich das noch zwei Jahre aushalte.«
    »Du mußt mal 'n anständiges Leben anfangen, Junge.«
    »Weißte, was ich heute in der Zeitung gesehen hab?« fragte Schultz mit äußerst leerer und matter Stimme. »Der Alphabetbomber verteidigt sich in seinem Prozeß tatsächlich selber. Er hatte einen Pfarrer als Zeugen geladen. Er und der Pfarrer gerieten dann in eine theologische Diskussion, sagt die Zeitung. Da komm ich einfach nicht mehr mit. Der Pfarrer hat durch den Bomber sein Bein verloren.«
    »So?«
    »Ja, so. Wo liegt da noch der Unterschied, wenn Wilfred James Boyle drei Jahre kriegt, weil er Sam Billings ins Jenseits befördert hat? Da hab ich doch Missis Billings kaum noch was zu sagen.«
    »Dann halt doch die Klappe«, schimpfte Simon. »Mir wird sowieso schlecht von diesem ganzen Gefühlsscheiß. Du mußt einfach wieder klar im Kopf werden. Wenn du hier noch länger als Heulsuse rummachst, biste bald son Halbgarer wie Gloria. Ich kann dich nur warnen, Junge.«
    So beschloß Schultz, seine Bestürzung und sein Gejammere für sich zu behalten, und schlug Simon vor, die letzten drei Stunden ihres Streifendienstes im Glitter Dome zu verbringen. Teufel auch, das hatten sie sich nach der mühsamen Auslieferung von Gloria La Marr verdient.
    Und genauso lief's dann auch. Und sie hatten am Ende sechs Überstunden gemacht, als sie sich nachts zurückmeldeten. Fünf Minuten, nachdem sie den leeren Squadroom betreten hatten, kriegte ein Reporter im Presseraum des Parker Center einen ziemlich merkwürdigen Anruf von einem Typ, der sich als Sergeant Schultz von den Hollywood-Detectives ausgab. Der Anrufer erzählte, er habe ein unbekanntes Flugobjekt gesichtet, das dreihundert Fuß über dem berühmten Hollywood-Zeichen über den Berg geschwebt sei.
    Als sich am nächsten Morgen ein junger Reporter bei Captain Woofer bitter über seine vergebliche Suche in den Bergen von Hollywood beklagte, bestritt ein triefäugiger Schultz jede Kenntnis von einem Telefonanruf und drohte damit, die Zeitung wegen Verleumdung zu verklagen.
    Das Wiesel zuckte die Achseln und sagte: »Scheiße, der Kerl war gar nicht so besoffen. Schultz sieht doch jedesmal ein Ufo, wenn er aus dem Glitter Dome kommt. Was wird die Presse bloß sagen, wenn sie das rauskriegen?«

 

    9
    Mr. Wheels
    Die Rollschuhbahn war am Freitagabend sogar noch greller als der Glitter Dome. Al Mackey bekam Kopfschmerzen in derselben Sekunde, in der er zur Tür hereinkam. Irgend jemand drehte die Stereolautstärke in Abständen so hoch, daß man die Gruppen Kool und Gang nicht mehr von einem B-52-Bomber unterscheiden konnte, und Mackey wünschte sich, sie würden die ganze Sache einfach sausen lassen. Die Schwankungen in der Lautstärke waren noch unerträglicher als das Ausmaß der Nervenzerrüttung, die sie wahrscheinlich sowieso davontragen würden.
    Die

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