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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Strobo-Flackerlichter waren ausgesprochen doof, und die Spiegel überall kannten sie schon, aber überraschend für sie war die Geschicklichkeit der Rollschuhläufer. Sie liefen allein, sie liefen paarweise: Jungen mit Mädchen, Mädchen mit Mädchen, Jungen mit Jungen. Sie liefen zu dritt und zu viert, in derselben Mischung. Sie rollten in langen Schlangen, in Ketten und Bögen, und ließen sich herumschleudern wie Rollschuhläufer von Anno dazumal. Aber die Musik von McCartney und den Wings und Ambrosia hielt sie alle im Zustand des Wahnsinns. Die Skater mußten sich entweder mitreißen lassen oder sie würden in der Menge zerdrückt werden, deshalb mußten sie alle dreißig Minuten neu unter Strom gesetzt werden. Die mit Teppichböden ausgelegte Lobby war übersät mit zusammengefallenen Regenbögen, mit schlafenden Süchtigen aller Art, Konsumenten von Dexedrin, Benzedrin, Downern, Speed und sogar Engelsstaub, obgleich der in diesen Tagen einen schlechten Ruf hatte, was damit zusammenhing, daß die Cops behaupteten, jeder Kerl, den sie umpusteten, sei bis zum Kragen voll mit Staub gewesen. Das ging so weit, daß die Leute auf der Straße sagten, wenn das Leben zu hart würde und man auschecken möchte, müßte man nur ein bißchen Engelsstaub nehmen und auf die Straße gehen – irgendein Cop würde einem schon den Gefallen tun und einen umlegen.
    Und natürlich hing überall der Geruch von Pot, von Marihuana. Al Mackey wurde high, weil er neben einer Skaterin saß, die seit ihrer Ankunft einen Joint nach dem anderen geraucht hatte. Aber er dachte nicht daran, den Platz auf der Galerie zu wechseln. Sie trug ein Velourhöschen und das Oberteil eines gelben Badeanzugs, das direkt unter ihren Brüsten abgeschnitten worden war, als sie aufrecht gestanden hatte. Jetzt saß sie. Darum dachte Al Mackey nicht daran, den Platz zu wechseln.
    Martin Welborn trieb sich in der Bahn herum. Natürlich sahen er und Al Mackey wie Cops aus, weil sie unter den Hunderten von Skatern und Zuschauern die einzigen beiden Menschen waren, die normal angezogen waren. Aber anscheinend schien es keinen zu stören. Wenn sie Drogenfahnder, also Narcs, wären, würden sie nicht wie Polizisten aussehen, wie jeder wußte, sie würden herumlaufen wie das Wiesel und das Frettchen. Und weil die meisten in der Disco-Roller-Clique nur Dope nahmen und sonst ehrlich waren, hatten sie keine Angst vor den beiden Detectives, die möglicherweise Feds waren, FBI-Agenten, die irgendeinen bestimmten Typ suchten.
    Es war schwer zu sagen, was für ein bestimmter Typ das sein mochte. Als Martin Welborn gestern angekündigt hatte, daß er glaube, er kenne einen, der Nigel St. Claire in der Nacht, in der er verschied, in der Bowlingbahnparkplatzgegend gesehen hätte, da hatte Al Mackey gedacht, Marty habe wieder mal in die alte Trickkiste gegriffen. In dem Augenblick schien es sogar ganz einleuchtend zu sein, aber wie so viele gute Ideen schien sie sich inzwischen überlebt zu haben, mindestens zu dem Zeitpunkt, an dem er hier saß und annähernd hundert Skatern zusah, von denen jeder leicht ihr Mann sein konnte.
    Nach Ansicht der Skater in der Bowlingbahngegend war der Parkplatz nachts ein fabelhafter Ort, an dem man ab zehn Uhr herrlich Rollschuhlaufen konnte, sobald alle Autos verschwunden waren. Trotz der schwachen Beleuchtung von der Straße her konnte man auf der neuen Asphaltdecke regelrecht fliegen. Und alle sagten, daß nachts niemand schneller oder später fliege als Mr. Wheels. Er sei ein furchtloser Skater (keine Knieschoner, keine Ellbogenschützer, keine Handgelenkschützer), der über den ganzen Parkplatz rückwärts rollen konnte, sein Radio voll aufgedreht hatte und dabei mit den Boz Scaggs so laut im Chor mitsang, daß er sich ständig Beschwerden von den Anwohnern zuzog. Und deshalb seien schon mehrere Funkstreifen gekommen und hätten ihn veranlaßt, die Lautstärke herunterzudrehen. Die Streifenberichte und Namenskarteien waren von Al Mackey und Martin Welborn schon nach dem Spitznamen Mr. Wheels gecheckt worden. Da gab es drei Mr. Wheels, drei von diesen Rollschuhläufertypen, von denen jedoch keiner der Beschreibung ihres Mr. Wheels entsprach, nach der er etwa fünfundfünfzig Jahre alt war, dünnes Haar mit einer Glatze oben hatte und dünner als Al Mackey sein sollte. Was scheinbar bedeutete, daß keiner der Cops, die den Beschwerden der Anwohner der Parkplatzgegend nachgegangen waren (und ihren Mr. Wheels ermahnten, nicht soviel Krach zu

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