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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Sogar ohne meinen richtigen Namen im Vorspann hätt ich nie gewollt, daß irgend jemand diese miesen Bilder ansehen muß. Wenn ich schon richtige Kinderpornos machte, hätt ich gewollt, daß sie gut wären. Ich bin Künstler. Zuerst, zuletzt, immer.«
    »Ein Künstler«, sagte Al Mackey.
    »Und das ist alles, was ich über Mister St. Claires Tod weiß. Kann ich jetzt den Film wieder einschalten? Ich hab früher versucht, mit dem Chefkameramann zusammenzuarbeiten, der ihn gemacht hat. Ich schaff mein Comeback im Geschäft, das kann ich Ihnen versprechen. Ich komm noch mal groß raus.«
    »Auf Rollschuhen«, sagte Al Mackey.
    Und als die beiden Detectives gerade gehen wollten, sagte Griswold Weils: »Darf ich die Stadt nun nicht verlassen?«, was Al Mackey und Martin Welborn veranlaßte, peinlich berührte Blicke zu wechseln.
    »Wieviel Geld haben Sie, Griswold?« fragte Al Mackey.
    »Jetzt? Oh, drei oder vier Dollar, glaub ich. Der Arbeitslosenscheck kommt nächste Woche.«
    »Gut, wenn Sie nicht den Bus nehmen, würden Sie damit kaum über die Stadtgrenze kommen, oder?« sagte Al Mackey.
    Martin Welborn, schon immer die mitfühlendere Seele, kam den Wünschen des zweitrangigen Kameramanns entgegen: »Griswold, wir müssen Ihnen befehlen, die Stadt nicht zu verlassen«, sagte er, und Griswold nickte finster.
    Am Ende, dachte Al Mackey, würde er doch noch in den Glitter Dome kommen. Er hoffte, daß Amazing Grace nicht da sein würde. Sie könnte jedem was von seiner erbärmlichen Vorstellung erzählen, die nicht mal eines zweitklassigen Films würdig war. Vielleicht sollte er mit Rollschuhlaufen anfangen und ein Comeback versuchen.
    Der Anruf, der das kommende Wochenende zum schlimmsten in Martin Welborns Leben machen sollte, seit Paula ihn für immer verlassen hatte, lag als Nachricht in der Zentrale, als die beiden Detectives in den verlassenen Squadroom gehen wollten. Der junge Uniformierte am Tisch sagte: »Sergeant Welborn, ich habe eine Nachricht für Sie.«
    Die Nachricht stammte von Sergeant Hal Dickey von den Wilshire Detectives. Sie lautete schlicht: »Ruf mich an, sobald du kannst. Dickey.«
    »Ich möchte wissen, was Hal Dickey für uns hat?« sagte Martin Welborn.
    »Laß uns abhauen«, sagte Al Mackey. »Ruf ihn Montag an.«
    »Es heißt, ich soll so schnell, wie ich kann, anrufen. Kann ja sein, daß es eilig ist.«
    »Okay, okay, du meldest dich ab. Ich werde Dickey anrufen.«
    »Alles klar, mein Junge«, sagte Martin Welborn. »Du gehst jetzt in den Glitter Dome, bevor er zumacht. Hör auf, dich aufzuregen.«
    Aber Martin Welborn unterlag einem tödlichen Irrtum. Und Elliott Robles war gerade tot.
    Al Mackey benutzte das Telefon in der Zentrale und sprach ein paar Momente lang mit Hal Dickey, während Martin Welborn oben im Squadroom war. Nachdem er aufgelegt hatte, ging Al Mackey erst mal im Korridor der Hollywood-Station auf und ab, wobei er nervöser war als Griswold Weils. Er wußte nicht, ob er nach oben gehen und es Marty dort sagen sollte, oder ob er warten sollte, bis er herunterkam. Er dachte sogar daran, ihm überhaupt nichts zu sagen. Das war verrückt. Marty würde es früh genug herauskriegen. Er überlegte, wie er es ihm sagen sollte.
    Elliott Robles war ein Polizeispitzel. Kein sehr guter Polizeispitzel, aber nichtsdestoweniger ein Polizeispitzel. Er war ein ehemaliger Heroinsüchtiger, den sie in einer Entziehungsanstalt mit Methadon von der Spritze gebracht hatten. Jetzt war er süchtig nach Meth, der Ersatzdroge total verfallen.
    Er war ein komischer kleiner siebenundzwanzigjähriger Mexikaner mit einem angelsächsischen Namen. Er war stolz darauf, der einzige Chicano in Hollywood mit einem so ungewöhnlichen Namen zu sein: Elliott. Er hatte sich den Namen wahrscheinlich selbst zusammengeträumt, als er zum ersten Mal eingebuchtet worden war, und der blieb dann als sein »Schlüsselname« im Computer. Al Mackey hatte sich nie die Mühe gemacht, das rauszukriegen. Er war ein Polizeispitzel und gab ihnen Informationen, die zur Aufklärung zweier Gangstermorde führten, deshalb wollten sie gar nicht allzu viel über ihn wissen, aus Angst, er könnte als Hauptzeuge in einem Mordprozeß verbrannt werden. Wenn man so wenig wie möglich weiß, kann man die unbarmherzigen Fragen der Verteidigung ehrlich mit »Ich weiß nicht« beantworten, wenn sie die »anonymen« Informanten zur Verantwortung ziehen wollte.
    Sie hatten Elliott Robles in den sechs Monaten, in denen sie ihn kannten, insgesamt

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