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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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gebracht hatten, immer noch ganz weg wäre. Aber dann hatten sie einen anderen Kerl am Hals, kaum daß sie ein kurzes Wochenende gehabt hatten, um sich ein bißchen zu erholen. (Das Frettchen war von Freitag auf Samstag nachts schweißgebadet aus seinen Träumen hochgeschreckt, in denen er von dem asiatischen Mörder gejagt wurde.) Noch dreizehn Jahre bis zu ihrer Pensionierung. Warum, zum Teufel, hingen solche Jungs wie der arme alte Cal Greenberg eigentlich so lange im Dienst herum?
    Anscheinend schockierte Thunfischbüchsen-Tommy Hollywoods Hausfrauen mit unzüchtigen Telefonanrufen. Und gelegentlich hinterließ er Polaroidfotos von sich selbst an den Windschutzscheiben geparkter Autos in der Nähe des Ranch Markets von Hollywood. Auf den Fotos trug er einen Cowboyhut, Cowboystiefel, eine Lone-Ranger-Wildhütermaske und sonst nichts. Offensichtlich durchforstete er die Gegend erst einmal gründlich und suchte dann gewöhnlich Autos aus, die einigermaßen jungen und attraktiven Frauen gehörten, aber manchmal war er dann doch nicht so wählerisch. Zumindest kreuzte ein ungeheuer kräftig gebautes Weib im Büro des Sittendezernats von Hollywood auf und beklagte sich wütend über ein Thunfischbüchsen-Tommy-Polaroid, das sie an ihrer Windschutzscheibe gefunden hatte. Sie wog mindestens zweihundert Pfund, und es wogte mächtig aus ihren Shorts und ihrem engen Oberteil, und dabei brüllte sie so laut, daß Gladys Bruckmeyer im Detective-Mannschaftsraum erschreckt hochfuhr.
    Gladys Bruckmeyer war wieder im Dienst nach ihrer Begegnung mit den Traktoren, die das Königreich erobern, aber sie kriegte immer noch panische Angst, wenn es plötzlich irgendwo sehr laut wurde. Die Detectives taten so, als bemerkten sie nicht, daß Gladys Bruckmeyer jedesmal aufschrie, wenn Captain Woofer ihren Namen rief. Er rief dann »Gladys!«, sie schrie, schlug auf die Leertaste, der Wagen der Schreibmaschine flog hinüber und die Begrenzungsglocke bimmelte.
    Das hörte sich dann so an: »Gladys!« ding! »Gladys!« ding! Was jeden binnen kurzem verrückt machte, bis der arme alte Cal Greenberg die Schreibmaschinenglocke kurzentschlossen außer Kraft setzte, als Gladys gerade mal wieder eine ihrer vielen Pausen machte, um unten in der Kantine einige Miltowns zu verschlingen.
    Also kriegten Wiesel und Frettchen von Captain Woofer den Befehl, sich gefälligst nicht länger in ihrem Ruhm zu sonnen, weil sie Ganz-einfach-Bill gefangen hatten, sondern endlich loszumarschieren, um Hollywoods Bürger von Thunfischbüchsen-Tommy zu befreien. Und alles blieb an ihnen hängen, bloß weil der verrückte Typ dank eines »anonymen Informanten« des zuständigen Sergeants vom Vice Detail, von der Sitte, plötzlich zu einem Drogenhändler umgepolt worden war. Verdammt miese Zeiten, klagte das Wiesel, wenn Cops schon damit anfangen, sich gegenseitig dieselben lahmen Lügen aufzutischen, die sie sich eigentlich für die echten Feinde in der Richterschaft aufsparen sollten. Und so verbrachten Wiesel und Frettchen beinahe den ganzen Montagmorgen in der Nähe des Hollywood Ranch Markets auf der erfolglosen Suche nach einem Wirrkopf mit Polaroids, der jedes Foto mit »In Liebe, Tommy« unterschrieb, und der auch seine unzüchtigen Anrufe stets mit »Ich lieb dich! Ich bin der Tommy!« beendete.
    »Erstens, was bitte ist daran so fürchterlich schlimm, wenn der Bursche seine ganz persönlichen Liebesgrüße an diesen Autos hinterläßt?« maulte das Wiesel, als sie bereits die zweite Stunde auf ihrem Beobachtungsposten verbrachten.
    »Der Typ will doch gar nichts von denen«, stöhnte das Frettchen. »Zeigt diesen Weibern bloß mal, wie er nackt aussieht mit Lone-Ranger-Maske und Stiefeln. Also, zum Teufel, was soll's? Wieviel Fremde triffste denn heutzutage schon, die dir ein Ich liebe dich! ans Auto stecken?«
    »Klar, die meisten sagen höchstens ›guten Tag‹«, pflichtete das Wiesel ihm bei.
    »Diese verdammten faulen Hunde vom Sittendezernat«, nörgelte das Frettchen.
    »Die würden den wahrscheinlich noch nicht mal erwischen, wenn der mit vollem Namen unterschriebe«, fluchte das Wiesel. »Wir brauchen unbedingt ein Polaroid von dem, um mal zu sehen, wie der Fettsack eigentlich aussieht.«
    »Die vom Vice würden den noch nicht mal fangen, wenn er seine Telefonnummer und Adresse hinterließe«, sagte das Frettchen. »Ich schlag drei Kreuze, wenn dieser verfluchte Ausleihjob endlich vorbei ist. Ich will endlich wieder zurück in die Stadt und weit weg

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