Der Hollywood-Mord
hatte.
Elliott Robles wurde als Spitzel verbrannt. Al Mackey sagte ihm, er solle sich überlegen, aus der Stadt wegzuziehen. Aber der Mexikaner mit dem komischen Namen hatte Martin Welborn nur angesehen und gesagt: »Sie haben mich verpfiffen und hochgehen lassen, Sergeant. Wohin könnte ich noch gehen? Wie weit ist es bis El Monte?«
»Ungefähr zwanzig Meilen«, sagte ihm Martin Welborn.
»Ich bin nie weiter als zwanzig Meilen weg von meinem Barrio gewesen«, sagte Elliott Robles.
Und das war es. Elliott Robles stieg verständlicherweise aus dem Geschäft als Polizeispitzel aus und beschränkte sich darauf, Autostereoanlagen zu klauen, obgleich das in seinem Teil der Stadt schwierig wurde, weil inzwischen alle ihre Stereos nachts aus dem Wagen nahmen. Und schließlich wurde er am hellichten Tag bei einem Hauseinbruch erwischt und saß neunzig Tage im County-Gefängnis, wo er wenigstens sicher war. Aber Elliott kam wieder raus und erlebte dann die größte Überraschung seines Lebens, als er erfuhr, daß Chuey Verdugo eine Berufungsklage gewonnen hatte und aufgrund seiner eigenen schriftlichen Verpflichtung, sich zu bessern, aus der Haft entlassen worden war, nachdem seine Mutter vor Gericht geltend gemacht hatte, daß sie den Jungen unbedingt brauchte, um sich und die anderen acht Kinder ernähren zu können, was er natürlich noch nie getan hatte, bevor er ins kalifornische Jugendstraflager gekommen war.
Zwei Tage nach seiner Entlassung durchsiebte Chuey Verdugo Elliott Robles mit neunzehn Kugeln, ungefähr in demselben Moment, in dem Martin Welborn die champagnerfarbene Rollschuhgleiterin bei ihren Bodenübungen beobachtete. Sergeant Hal Dickey von den Wilshire Detectives hatte den Schützen schon festnehmen können und wollte Al Mackey und Martin Welborn jetzt ins Bild setzen. Chuey Verdugo hatte einen 22er-Revolver benutzt. Es dauerte ziemlich lange, so oft nachzuladen, daß er neunzehn Geschosse in die Leiche jagen konnte, und der Lärm und der Zeitverlust führten zur Festnahme durch die Cops eines vorbeifahrenden Streifenwagens. Der Schütze sagte, das sei ihm die Sache wert.
Martin Welborn reagierte überhaupt nicht, als Al Mackey es ihm auf dem Parkplatz erzählte. Er sagte bloß, er würde gern einen Augenblick Spazierengehen.
»Wie wär's, wenn du auf einen Drink mit in den Glitter Dome kämst?« schlug Al Mackey nachdrücklich vor.
»Ich glaub nicht«, sagte Martin Welborn.
»Wie wär's, wenn du auf einen Drink irgendwohin mitkämst?« sagte Al Mackey.
»Ich bin ziemlich müde. Es war ein langer Tag.«
»Wie wär's, wenn du auf einen Drink mit mir nach Hause kämst?« sagte ein inzwischen ziemlich besorgter Al Mackey.
»Elliott war ein netter dummer Junge, nicht wahr?« sagte Martin Welborn.
»Marty, es ist nicht deine Schuld.«
»Also bis Montag, Al.«
»Jeder hätte bei der Vernehmung dieselbe Frage stellen können, Marty.«
»Trotzdem ist es ein unverzeihlicher Fehler«, sagte Martin Welborn. »Mindestens, soweit Elliott davon betroffen ist.«
»Wir haben es Elliott gesagt, sobald es passiert war, Marty. Elliott kannte das Risiko. Wir haben ihm gesagt, er soll aus der Stadt weggehen. Er kannte das Risiko.«
»Wie oft, hast du gesagt, Al?«
»Was wie oft?«
»Wie oft hat Chuey Verdugo auf ihn geschossen?«
»Was macht das für einen Unterschied, Marty?«
»Kein Unterschied. Gute Nacht, Al.«
»Soll ich auf einen Drink mit zu dir nach Hause kommen, Marty?« sagte Al Mackey zu Martin Welborn, der in die Dunkelheit davonging.
»Also bis Montag, Al«, sagte Martin Welborn, ohne sich noch mal umzudrehen.
10
Thunfischbüchsen-Tommy
Das Wiesel und das Frettchen waren Thunfischbüchsen-Tommy auf den Fersen. Natürlich war das nicht ihre Idee gewesen. Jedesmal, wenn die faulen Hunde von der Sittenpolizei irgend so ein unbedeutendes Arschloch nicht einfangen konnten, stempelten sie das Arschloch geschickt als Drogenhändler ab und schoben den Typ an die Rauschgiftabteilung ab. Möglicherweise rauchte Thunfischbüchsen-Tommy ja ein paar Joints pro Woche. Aber wenn sie jeden auf Eis legen würden, der ein paarmal in der Woche Hasch rauchte, säße bald halb Hollywood im Knast, und die andere Hälfte wartete nur darauf, daß sie an der Reihe wäre. Viele sind erkältet, sagten die Narcs, die beiden Rauschgiftfahnder, regelmäßig, aber nur wenige sind erfroren oder eingefroren.
Sie hatten gedacht, daß Captain Woofer vor Freude darüber, wie sie Ganz-einfach-Bill zur Strecke
Weitere Kostenlose Bücher