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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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von Woofer.«
    »Möchte bloß wissen, warum die vom Vice den Verrückten ausgerechnet Thunfischbüchsen-Tommy nennen?« grübelte das Wiesel. »Und ich frag mich, warum sie ausgerechnet uns ausgesucht und nach Hollywood abkommandiert haben?«
    Dabei war die Wahl aus ganz einfachen Gründen auf Wiesel und Frettchen gefallen. Captain Woofer hatte den Deputy Chief schlicht gebeten, ihm ein Rauschgiftteam zu leihen, um die Geschäftsleute und Politiker zu besänftigen, die immer die alte Leier anstimmten, Hollywood würde in Kürze ein einziger Slum. Und als Hosenscheißer Francis nachfragte, welchen Typ von Fahnder er brauche, bat Woofer ihn, ihm ein Team abgerissener, häßlicher, schmutziger, haariger, ekelhafter, gruseliger Drecksäcke zu schicken, die überhaupt nicht auffielen unter den üblichen Straßentypen von Hollywood.
    Und nun saßen diese Drecksäcke in ihrem gebrauchten Toyota am Ranch Market von Hollywood und trugen gemeinsam ihr Leid, als plötzlich über Funk ein Anruf kam, der sie noch tiefer in den Nigel-St.-Claire-Mordfall verwickeln sollte. Sie kriegten per Funk den Befehl, sofort die Station anzurufen. Das Frettchen ging zu einer Telefonzelle und kam nach ein paar Minuten mit einem glücklichen Lächeln um seinen Bart zum Wiesel zurückgejagt.
    »Husssaaa!« schrie das Frettchen. »Wir können Thunfischbüchsen-Tommy vielleicht noch schneller greifen als Ganz-einfach-Bill!«
    »Hat er sich selbst gestellt?«
    »Letzte Nacht hat er wieder 'n schweinischen Anruf gestartet, aber dieses Opfer glaubt, seine Stimme wiedererkennen zu können!«
    »Wirklich?« Das Wiesel startete bereits den Toyota. »Wohin geht's?«
    Rita Roundtree las gerade im Daily Variety, als die beiden Fahnder das Schnellimbißrestaurant mit dem berühmten Namen betraten und an der Bar Platz nahmen. Sie warf den beiden Haarknäueln in Lederjacken einen flüchtigen Blick zu und las dann erst mal seelenruhig den Artikel über einen 25-Millionen-Dollar-Film zu Ende, der in sechs Uraufführungskinos einen Riesenerfolg hatte. Dann schaute sie sich die phantastisch übertriebenen Anzeigen an, die gewisse Modellagenturen für ihre Schützlinge aufgaben, und fragte sich, warum sie selbst sich mit einem so schlecht zahlenden Agenten eingelassen hatte. Kein Wunder, daß sie seit inzwischen vier Monaten keinen Job mehr gekriegt hatte, seit sie damals einen einzigen Satz in einem Pizza-Werbespot sprechen durfte. Es war alles so entmutigend, daß sie einen dicken Seufzer von sich gab.
    Ihr Seufzer hob ihre hochgeschnürten 38-D-Körbchen noch höher, als die behaarten Burschen zu hoffen gewagt hatten. Aber die wußten natürlich, wer sie war, weil sie nämlich bei der Vice-Abteilung angerufen hatte. Als sie endlich einsah, daß die beiden Horrortypen in Leder nicht daran dachten, wieder zu gehen, bewegte sie sich äußerst langsam die Bar herunter. Sie war offensichtlich eine aus der Armee jener Hollywood-Kellnerinnen und Möchtegernstars, die längst nicht mehr den früheren Träumen nachhingen, die Straßen seien hier mit purem Gold gepflastert.
    »Was kann ich für Sie tun?« fragte sie gelangweilt.
    »Rita Roundtree, richtig?« Das Wiesel grinste.
    »Woher wissen Sie das?« Sie war mißtrauisch.
    »Wir kommen von der Hollywood-Station«, sagte das Frettchen.
    »Sie sind Cops!«
    Sie hatten sich daran gewöhnt. Das Frettchen holte die Polizeimarke irgendwo unter den Schultern seiner Lederjacke heraus, zeigte sie vor und steckte sie zurück. Den Polizeiausweis ließ er stecken. Sie würde ihn auf dem alten Ausweis mit dem gutrasierten, jungen Gesicht sowieso nicht erkennen.
    »Ist eigentlich genauso wie im Film«, sagte das Frettchen. »Wann kommt Tommy denn her?«
    »Weiß gar nicht, daß er Tommy heißt«, sagte Rita Roundtree, offensichtlich enttäuscht, daß die Polizisten, die man geschickt hatte, nicht aussahen wie die Fernsehcops Starsky und Hutch.
    »Er selbst nennt sich Tommy, oder? Sie haben dem Lieutenant doch erzählt, Sie hätten seine Stimme wiedererkannt?«
    »Er kommt zum Frühstück her, vielleicht vier-, fünfmal die Woche. Er hat natürlich versucht, seine Stimme zu verstellen, aber ich weiß, daß er's war.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Na, dasselbe, was all diese Liebeskeucher stöhnen, wenn sie erst mal 'n Anschluß haben.«
    »Was denn im einzelnen?« sagte das Frettchen mit einem Blick auf ihre Himmelhochjauchzenden.
    Sie bemerkte seine Glubschaugen. »Soll ich Ihnen etwa all die schweinischen Wörter ins Ohr flüstern,

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