Der Hollywood-Mord
Officer?« sagte sie. Kein Zweifel, Frettchen war nicht ihr Typ.
Woraufhin das Wiesel beschloß, sie sollten besser ihre blühende Phantasie sausen lassen und aufs Geschäftliche zurückkommen. »Wir müssen Sie bitten, uns Einzelheiten für den Polizeiabschlußbericht mitzuteilen, falls wir ihn erwischen«, sagte das Wiesel. »Und dazu brauchen wir den genauen Wortlaut, damit wir den Fall zur Anklage bringen können.«
»Er sagte, er hoffte, ich trüge ein Bikinihöschen, denn vom Zwickel würd er gern 'n Mundvoll nehmen und ihn mir von der Möse schlürfen wie Spaghetti vom Löffel, so hat er's gesagt, wenn Sie's unbedingt wissen müssen.«
»Wirklich?« schrie das Wiesel, deutlich beeindruckt von Thunfischbüchsen-Tommy.
»Tatsächlich?« schrie das Frettchen, denn er fand, das war eine hübsche Idee, wenn man darüber nachdachte.
»Er is 'n blöder Fettwanst«, sagte Rita Roundtree, während sie ihnen Kaffee eingoß. »Dem wachsen rote Haarbüschel aus Ohren und Nase. Gittigitt! Ich hasse Haarbüschel, die aus Ohren und Nase wachsen.«
Wiesel und Frettchen guckten sich gegenseitig sofort auf die Ohren und Nasen, aber beide hatten derartig lange Haare und buschige Bärte, daß man unmöglich was sehen konnte.
»Warum hat uns der Lieutenant gesagt, wir sollten sofort herkommen, wenn der doch schon zum Frühstück herkommt?« fragte das Frettchen.
»Weil der erst mittags frühstückt, darum«, sagte Rita Roundtree. »Immer dasselbe und gleich zweimal hintereinander: Frikadellen, Speck, Schinken und Steak. Ein richtig verfressenes, widerliches Schwein.«
Sie brauchten nur zwanzig Minuten auf das Schwein zu warten. Da waren noch ein paar andere Mittagsgäste hereingekommen, aber die Büschel von roten Haaren auf dem Kopf des fetten Mannes verrieten ihn, auch ohne Ritas Wink. Thunfischbüchsen-Tommy schäkerte ein bißchen mit Rita Roundtree und starrte ihr auf den Hintern, als sie seine Bestellung an den Koch weitergab. Aber das machte natürlich auch jeder andere Mann an der Lunch-Bar, außer zwei Bodybuildern, die Händchen hielten und sich ein Schokoladenmalz teilten.
Thunfischbüchsen-Tommy trank drei Tassen Kaffee nach dem Frühstück und hinterließ Rita Roundtree zwei Dollar Trinkgeld, so daß sie's schon beinahe bereute, die Polizei gerufen zu haben. In Anbetracht all der Geizkragen, die hier herumhockten, ist son schweinischer Anruf von einem Kerl, der son dickes Trinkgeld gibt und einem den Schlüpfer wegblasen will, kein allzu hoher Preis, eigentlich halb so schlimm.
Das Frettchen ging, um den Toyota zu holen, und das Wiesel verfolgte Thunfischbüchsen-Tommy zu Fuß. Das war wirklich ein Kinderspiel. Und das sollte ein ausgebuffter, einflußreicher Drogenhändler von Hollywood sein? Diese verdammten faulen Hunde von der Sitte.
Sie folgten Thunfischbüchsen-Tommy bis zu einem Apartmenthaus nur zwei Blocks entfernt vom berühmten Chinesischen Theater. Die Schwärme von Touristen, die die Fußabdrücke im Beton umschwirrten (die von John Wayne sehen ja so klein aus, riefen sie ständig), erleichterten die Beschattung zu Fuß erheblich. Dem Wiesel erschien das so einfach, daß er praktisch in das Apartmenthaus hineinspazieren und neben dem fetten Kerl in den dritten Stock marschieren konnte. Er merkte sich die Apartmentnummer, ging zum Briefkasten zurück und stellte fest, daß Thunfischbüchsen-Tommys echter Name Dudley Small war. Dann wartete er auf Frettchen, der den Drogenschlitten inzwischen geparkt hatte, mit großen Schritten auf das Apartmenthaus zusteuerte und sich dabei ständig die überempfindlichen, vom Smog gereizten Augen rieb.
Das Apartmenthaus im spanischen Stil war in den 1920ern gebaut worden und hatte darum ganz sicher ein Kellergeschoß. Zehn Minuten später waren die beiden jungen Rauschgiftfahnder mit ihren selbstgebauten Widerständen, Telefonkabeln und Krokodilklemmen im Keller, wild entschlossen, ein paar Jahre Knast wegen illegalen Telefonanzapfens zu riskieren.
Der arme alte Cal Greenberg hatte es sehr treffend ausgedrückt: Das Leben eines unglücklichen Polizisten durchläuft vier Phasen – Überheblichkeit, Verantwortungsbewußtsein, Kompromißbereitschaft, Verzweiflung. Wer Glück hatte, erreichte niemals Phase vier. Das Wiesel und das Frettchen steckten noch in Phase eins. Großmäuler.
Aber an den Telefonkasten war praktisch nicht ranzukommen, weil überall Möbel und haufenweise alter Kram übereinandergetürmt standen. Außerdem war der Typ die ganze Mühe
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