Der Horror-Helikopter
Mit dem Ministerium des Innern. Dort zeigte man sich nicht begeistert.«
»Kann ich mir denken. Nur wird man jetzt umdenken müssen.« Ich schnippte mit den Fingern. »Einen unserer Besucher habe ich im Keller einsperren können. Der zweite ist geflohen. Wir müssen jedenfalls versuchen, von diesem Gefangenen Informationen zu bekommen. Sonst haben wir überhaupt nichts in der Hand.«
»Ist der zweite Kerl tatsächlich weg?« fragte mein Vater.
»Das ist die Frage.«
»Dieser Mensch war so brutal«, flüsterte meine Mutter. »Dem stand der Mord in den Augen, das war auch bei seinem Kumpan so.«
»Ich werde mir den Zwerg mal aus dem Keller holen.«
Mein Vater schaute mich an. »Zwerg?«
»Ja, der ist so klein.«
»Ach so.«
»Stell dich mal ans Fenster, Dad. Es kann sein, daß jemand ums Haus schleicht.«
»Du denkst an den zweiten?«
»Genau.« Ich wandte mich an meine Mutter. »Sag mal, wie sind die beiden gekommen? Mit dem Wagen? Wenn ja, wo haben sie ihn dann abgestellt?«
»Das weiß ich nicht.«
Im Keller empfing mich die übliche Stille. Auch unser Gefangener sah keinen Grund, sich irgendwie bemerkbar zu machen. Ich schloß die Tür auf und sah ihn auf dem Boden liegen.
Nach einem Schritt stoppte ich, weil mir erst jetzt seine unnatürliche Haltung auffiel. Dann sah ich die Blutflecken auf dem Boden und wußte Bescheid.
Der Zwerg lebte nicht mehr. Trotz seiner durch die Fesselung bedingten unnatürlichen Haltung hatte er es geschafft, sich die Pulsadern zu öffnen.
Wie, darüber konnte ich nur spekulieren, bis ich das Blut an seinem Mund sah.
Ich schluckte, als ich daran dachte, daß er sich selbst mit den Zähnen getötet hatte. Was waren das nur für Menschen, die sich für so etwas hergaben. Für eine Sache, die sie als Heiligen Krieg bezeichneten, die dann in Mord, Tod und Grauen endete. Fanatiker, blinde Hasser, denen ihr eigenes Leben ebensowenig etwas galt wie das der anderen. Ziemlich deprimiert ging ich zurück.
Meine Eltern fand ich noch im Wohnraum. Sie wunderten sich darüber, daß ich allein zurückgekehrt war.
Und sie brauchten nur in mein Gesicht zu schauen, um erkennen zu können, daß etwas passiert war.
Mein Vater stand auf. »John…«
Ich winkte ab. »Er ist tot, Dad.«
»Nein!« flüsterte meine Mutter.
»Doch, er hat es geschafft, sich selbst zu töten, obwohl ich ihm die Handschellen angelegt hatte. Es tut mir leid, daß ich euch diese Schwierigkeiten bereitet habe.«
»Dafür kannst du doch nichts.«
»Richtig, Dad. Ich empfinde es trotzdem als eine Niederlage, daß mir dies widerfahren ist.«
»Setz dich, Junge.«
Ich hatte noch Whisky im Glas und nahm einen Schluck. Er wärmte mich durch, es ging mir auch besser, aber die Vorwürfe blieben. Das hätte nicht zu sein brauchen. Vielleicht hätte der Mann geredet. Es war nicht mehr zu ändern.
Mein Vater nickte mir zu. »Du willst wieder zurück nach London?«
»So schnell wie möglich, obwohl ich auch Angst um euch habe. Ihr hängt mit drin, das ist es ja.«
»Ich glaube nicht, daß sie noch einmal bei mir anklopfen. Es wissen schon zu viele Menschen Bescheid, John. Sie können nicht mehr im Hintergrund bleiben.«
»Das sehe ich auch so.« Ich schaute gegen das Fenster und sprach mehr mit mir selbst. »Da ist ein Mordkommando unterwegs und hat es tatsächlich geschafft, an eine Waffe heranzukommen, die unzerstörbar ist, wie man sagt. Dad, das ist ein Teufelskreis. Diese Killer zusammen mit dem Hubschrauber…« Ich schüttelte den Kopf. »Die können ein Land in ein Chaos stürzen.«
»Es ist noch nichts passiert?«
»Keine Ahnung, Vater. Jedenfalls habe ich nichts dergleichen gehört. Was nicht ist, kann noch werden, wobei ich stark hoffe, daß es nicht dazu kommt.«
Meine Mutter hatte den Raum verlassen. Jetzt kam sie zurück, blieb aber an der Tür stehen. »Ich habe Kaffee gekocht. Du trinkst doch auch eine Tasse mit, John?«
»Gern.«
Sie ging wieder in die Küche und kehrte mit einem Tablett zurück. Der Kaffee duftete. Das Geschirr erkannte ich sofort. Meine Eltern benutzten es schon seit Jahren.
Plötzlich ging meine Mutter nicht mehr weiter. Sie wurde blaß, begann zu zittern und starrte an uns vorbei auf das Fenster. Ich flirrte herum.
Im gleichen Augenblick zerbrach die Scheibe. Nicht nur die Splitter wirbelten in den Raum, auch ein teuflisches, dunkles Ei. Eine Handgranate!
***
Innerhalb von Sekunden waren auch die beiden Fluglotsen leichenblaß geworden. Was sie sahen, ließ sie an
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