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Der Hort der Waechter

Der Hort der Waechter

Titel: Der Hort der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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gegeben, es wieder führen zu dürfen - oder seinen Lieben wenigstens mitteilen zu können, was ihm widerfahren war.
    Doch es ging nicht. Niemand durfte von der Existenz des geheimen Ordens wissen, und wer es verriet, war des Todes - und mit ihm alle, denen er das Geheimnis anvertraut hatte.
    Die Gebote des Herrn galten der Bruderschaft nur soweit, wie sie im Einklang mit ihrer Mission standen. Und der Herr selbst schien es hinzunehmen. Weil er sah, daß das Wohl weniger nicht so schwer wog wie das der gesamten Menschheit - oder weil er den Blick längst abgewandt hatte ...
    Aleksej erinnerte sich dunkel an das Gefühl, seit Tagen beobachtet worden zu sein, ehe der Gesandte der Illuminati ihm in jener Nacht in den Weg getreten war und ihn mit sich genommen hatte. Er hatte sich nicht dagegen gewehrt, als wäre sein eigener Wille in diesem Moment erloschen.
    Was aber mochte den Gesandten dazu veranlaßt haben, gerade ihn auszuwählen? Was hatte er an ihm gefunden in der Zeit, da er ihn offenbar belauert hatte wie ein Tier seine Beute?
    Aleksej konnte es sich nicht recht vorstellen. Gut, er hatte in seinem Leben zwar manches Mal den Eindruck gehabt, Dinge, die andere nicht sahen, mit einem Blick zu erkennen. Er hatte hinter Masken sehen können und Lüge ohne Mühe von Wahrheit zu unterscheiden gewußt. Aber wieviel Unnatürliches war daran, und wieviel beruhte einfach auf gesunder Menschenkenntnis? In keinem Fall schien es ihm eine Gabe, die seine Zugehörigkeit zur Illuminati rechtfertigte. Denn wie konnte dem Geheimorden eine solch vage Fähigkeit nutzen - noch dazu, wenn derjenige, der sie besaß, fast noch ein Knabe war, kaum 18 Jahre alt?
    Ein Knirschen und ein harter Ruck schreckten Aleksej aus seiner Gedankenversunkenheit, als der Korb am Fuß des Berges auf einer flachen Felsplatte aufsetzte.
    Bevor er ausstieg, sah der junge Russe sich um. Still und friedlich schien ihm die mit Strauchwerk und hartem Gras bewachsene Umgebung.
    Tot und verlassen wäre eine andere, vielleicht treffendere Beschreibung gewesen .
    Ein Stück entfernt machte Aleksej Gebäude aus, die ihm selbst aus dieser Ferne heruntergekommen erschienen. Doch er wunderte sich nicht.
    Der Hof der Mazzanos mußte uralt sein, wenn sie das Kloster schon seit Generationen mit Lebensmitteln versorgten. Und sie mochten weder einen Grund noch die nötigen Mittel haben, das Anwesen ansehnlich herzurichten und ordentlich instandzuhalten.
    Der Adept schwang sich über den Rand des stabilen Korbes und machte sich auf den Weg, ohne sonderliche Eile. Niemand im Kloster schien seinen heimlichen Ausflug bemerkt zu haben, und einen Moment lang spielte er mit dem wahnwitzigen Gedanken, nicht mehr zurückzukehren. Aber er verdrängte ihn so rasch, wie er ihm gekommen war. Die Gesandten würden ihn finden, wo er sich auch verstecken mochte - und vor allem wußten sie, wo sie seine Familie finden konnten .
    Je näher Aleksej dem Hof kam, desto mehr Details nahm er wahr. Und nun begann er sich doch zu wundern. Denn mit jedem Schritt schien es sich seinem Blick anders zu zeigen. Die Zeichen von Verfall und Alter - verschwanden . Nicht abrupt, sondern wie Stück um Stück verblassend. Und darunter kam ein Hof zum Vorschein, der weder modern noch auch nur auf dem neuesten Stand war, aber doch ordentlich und vor allem bewohnt und bewirtschaftet wirkte.
    Nun legte Aleksej doch größere Eile an den Tag und schritt weiter aus.
    Als er endlich bei dem Gehöft anlangte, war kaum mehr die Spur des Eindrucks auszumachen, den es von weitem erweckt hatte. Nur die Stille blieb. Wie etwas Erstickendes lag sie über allem. Und vielleicht vernahm der junge Adept nur deshalb den winzigen Laut, der sonst vielleicht sogar im Geräusch des Windes untergegangen wäre.
    Es klang in seinen Ohren wie ein verhaltenes Stöhnen, und es schien aus dem Wohnhaus zu kommen.
    Aleksej lief hin, blieb aber lauschend unter der Tür stehen, um sich zu orientieren. Hinter der Schwelle lag ein kleiner Flur, von dem drei Türen und eine nach oben führende Treppe abgingen. Die Türen waren nur angelehnt .
    Da war es wieder! Unverkennbar ein Stöhnen.
    Aleksej ging leise zu der Tür, hinter der es hervorgedrungen war. Durch den Spalt konnte er in einen Raum sehen, der seiner Einrichtung nach als Küche und Wohnstube gleichermaßen genutzt wurde.
    Und jenseits des Tisches bewegte sich etwas am Boden!
    Aleksej konnte es von der Tür aus nicht sehen, und so schlüpfte er durch den Spalt, trat einen Schritt zur

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