Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hort der Waechter

Der Hort der Waechter

Titel: Der Hort der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
entgegenwarf!
    Doch ehe das Wesen ihn erreichte, ging diese Nicht-Welt vollends in die Brüche, und dahinter zeigte sich - endlich! - die Welt, die Landru kannte.
    Er fand sich im Haus des verlassenen Gehöftes am Fuße der Abruzzen wieder.
    Und er war nicht allein. Das Kind war bei ihm.
    Das Kind? Nein, es schien ihm verändert, als wäre es gereift.
    Und es stand Landru in der gleichen Pose gegenüber, wie es eben noch der Widderköpfige getan hatte. Doch damit nicht genug, vollendete es auch den Angriff, den die Mischkreatur noch begonnen hatte!
    Dabei fand der Hüter die Antwort auf eine der Fragen, die ihn all die Zeit beschäftigt hatte. Auf jene nämlich, welcher Art und wie groß die Macht des Kindes wohl sein mochte. Landru erfuhr es. Sie war - immens!
    *
    Obwohl es ihm erlaubt war, die meiste Zeit des Tages am wärmsten und wohligsten Platz innerhalb der Mauern Monte Carganos zuzubringen, haßte Aleksej diesen Ort. Denn die Arbeit in der Küche war alles andere denn ein Privileg.
    Der junge Russe empfand seine Aufgabe manches Mal als Strafe, fast immer jedoch als Schande. Und er war überzeugt, daß seine Sichtweise der eigenen Situation nicht so falsch war, wie die anderen Brüder ihn glauben machen wollten.
    Alle jene Adepten der Illuminati, die sich ihrer besonderen Gabe noch nicht bewußt waren oder sich ihrer noch nicht im ausreichenden Maße bedienen konnten, wurden zu solch niederen Diensten abgestellt. Einige von ihnen durften aber wenigstens dazwischen Übungen absolvieren, um ihr verborgenes Talent, dessentwegen sie in das Kloster geholt worden waren, vollends zu erwecken. Aber Aleksej durfte sich noch nicht einmal zu jener kleinen erlesenen Schar zählen.
    Manchmal war er fast sicher, daß ihn der Gesandte einst nur aus einem Grund von seiner Familie fortgeholt hatte: Weil im Kloster ein Dummkopf gebraucht wurde, der die Küche in Schuß hielt und das Essen rechtzeitig auf die langen Tische im Speisesaal brachte .
    Insgeheim mußte sich Aleksej freilich eingestehen, daß es so nicht sein konnte. Einen Koch und Küchenburschen in Personalunion hätte die Bruderschaft wohl überall gefunden. Dazu hätte es weder der langen Reise nach Rußland bedurft, noch der aufwendigen Aktion, ihn außer Landes zu schmuggeln.
    Dieses Eingeständnis änderte jedoch nichts daran, daß Aleksej sich absolut im Unklaren war, weshalb man ihn nach Monte Cargano gebracht hatte. Denn er spürte nichts in sich, das ihn den anderen Brüdern gleich oder auch nur ähnlich gemacht hätte.
    Er schien über keine besondere Gabe zu verfügen. Er konnte weder Dinge bewegen, ohne sie zu berühren, noch vermochte er in völliger Dunkelheit zu sehen oder Reaktionen anderer voraussagen, weil er sie in ihren Gedanken las .
    Der junge Bursche seufzte und fuhr sich mit gespreizten Fingern durch den ohnehin schon zerzausten Blondschopf. Er schaffte es ja noch nicht einmal, die Küche wirklich in Ordnung zu halten .
    In dem ebenso schlicht wie zweckmäßig ausstaffierten Raum stapelten sich in einer Ecke benutzte Töpfe und schmutziges Geschirr, während die Vorratskammer fast schon gähnende Leere zeigte. Für letzteres allerdings gab Aleksej nicht sich die Schuld. Was konnte er dafür, wenn der Nachschub ausblieb? Mazzano, der Bauer, der den Hof unten am Fuße des Berges bewirtschaftete, hatte am Ersten des Monats keine Lebensmittel hochgeschickt.
    Bislang - und, wie Aleksej wußte, seit Generationen schon - hatte dieses Abkommen stets funktioniert. Ein Bruder ließ den Windenkorb, der zugleich die einzige Möglichkeit war, überhaupt zum Kloster zu gelangen, hinab, und der Bauer drunten füllte ihn mit Früchten, Gemüse und anderen Lebensmitteln, jeweils am ersten Tag eines Monats.
    Diesmal jedoch hatte Aleksej den Korb leer hochgezogen, ebenso wie die weiteren Male, da er es versucht hatte. Giuseppe Mazzano, den er nie persönlich gesehen hatte, weil er das Kloster seit seiner Ankunft hier nicht mehr verlassen hatte, hatte weder ein Zeichen gegeben noch eine Nachricht heraufgeschickt, die die Verzögerung erklärt hätte.
    Dennoch hatte Aleksej bisher darauf verzichtet, einen der anderen Brüder darüber zu benachrichtigen. Irgendwie hätten sie sicher ihm die Schuld daran unterschoben .
    So improvisierte der junge »Koch« bei den Mahlzeiten mit den Dingen, die noch auf Lager waren, und ließ Tag um Tag den Korb hinab, um zu sehen, ob Mazzano sich nicht vielleicht doch noch rührte. Auch jetzt machte Aleksej sich wieder auf den

Weitere Kostenlose Bücher