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Der Hort der Waechter

Der Hort der Waechter

Titel: Der Hort der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Seite - - und sah!
    Sah auf eben jene Weise, die ihm bislang oft ein wenig unheimlich erschienen war!
    Nur auf den allerersten Blick waren die beiden Gestalten dort am Boden ein Mann mit schlaffen, alt wirkenden Gesichtszügen, in deren Falten sich eine auffällige Narbe beinahe verbarg, und ein zwölf-, vielleicht dreizehnjähriger Junge.
    Dann wechselte das Bild vor Aleksejs Augen. Wurde ausgetauscht gegen - - die Wahrheit!
    Die Gestalt des Mannes veränderte sich dabei kaum. Der junge Russe sah lediglich zwei unnatürlich lange Eckzähne aus seinem Oberkiefer ragen.
    Das Kind jedoch - war plötzlich keines mehr!
    Und es war auch nicht mehr nur eine einzige Gestalt . sondern -drei .?
    Aleksej schrie gepreßt auf. Das Entsetzen sprang ihn an wie ein wildes Tier und wollte seinen Verstand zerreißen.
    Wie war das möglich? Was ging hier vor?
    Der junge Mann kam nicht mehr dazu, über Antworten auch nur im Ansatz nachzusinnen. Denn es sprang ihn tatsächlich etwas an.
    Sie kamen über ihn.
    Und in ihn.
    Alle Fragen waren mit einemmal ohne Bedeutung. Andere Dinge beschäftigten seinen Geist, neues Wissen füllte ihn bis in jeden Winkel und bestimmte fortan sein Tun. Er hatte ein neues Ziel, obwohl er doch nur dorthin zurückkehrte, von wo er eben gekommen war. Aber es wartete eine neue Aufgabe dort auf ihn.
    Ohne Zögern wandte Aleksej sich um und machte sich auf den Weg hinüber zum Berg, wo der verlassene Seilkorb stand.
    Den Toten ließ er achtlos zurück.
    *
    Hidden Moon schrie stumm auf, als etwas wie ein unsichtbarer Damm den machtvollen Strom urplötzlich stoppte. Der kochende Fluß aus Energien zerschellte förmlich daran - und der Arapaho hatte das schmerzhafte Gefühl, dieses Schicksal zu teilen.
    Zeitlos schien ihm die »Reise« in jenem Strom gewesen zu sein, der ihn mitgerissen hatte - nur scheinbar ins Nichts, denn er raste sehr wohl einem Ziel zu. Doch zumindest er selbst langte nicht bei diesem Ziel an. Jene Mauer verhinderte es und bereitete dem »Flug der Geister« ein vorzeitiges Ende.
    Der Arapaho stürzte, und er glaubte es in unzähligen Trümmern zu tun, in die sein Geist und Körper an diesem Wall zerborsten waren. Doch jedes einzelne dieser Stücke seines Ichs empfand und nahm wahr.
    Er spürte schneidend kalten Wind. Er sah Himmel und Erde aus Hunderten von Perspektiven zugleich, und jedes einzelne Bild wirbelte noch für sich umher. Dazwischen wischte immer wieder felsiges Grau an ihm vorüber, und jede Berührung damit bescherte ihm dutzendfach brennenden Schmerz. Selbst Hidden Moons Schrei schien zersplittert und aus unzähligen Kehlen zugleich zu kommen.
    Tausend Tode zu sterben würde für ihn zur wahrhaftigen Erfahrung werden. Und zur letzten .
    Der Arapaho-Vampir versuchte sich zu sammeln - im wörtlichen Sinn. Er verschloß sich dem Sturz, konzentrierte sich allein auf die Teile seines Selbst, zwang sie aufeinander zu.
    Es geschah - aber unendlich langsam und unter unsäglicher Mühe. Zu langsam womöglich, denn der Erdboden schien ihm schon entgegen zu springen!
    Hidden Moon forcierte seine Anstrengung ins Übermenschliche.
    Und endlich - Kontakt! Die Fetzen seines Geistes berührten einander, begannen zu verschmelzen. Langsam, quälend langsam ...
    Aber es gelang.
    Augenblicklich wuchs nun jedoch die Geschwindigkeit, mit der er herabstürzte! Es konnten nur noch Sekunden sein, bis er dort unten aufschlug, am Fuß des Bergmassivs, an dessen Steilwand ihn sein Sturz entlangführte .
    Doch nun, da er wieder ganz und gar eins war, fiel es Hidden Moon nicht schwer, sich selbst dieses Ende zu ersparen.
    Im rasenden Fall leitete er die Verwandlung seines Körpers ein. Er verformte sich. Seidiges Gefieder sproß, und mächtige Adlerschwingen verwandelten den Sturz in Flug. Steil stieg der gewaltige Vogel dicht an der Felswand nach oben, mit scharfen Augen scheinbar alles ringsum zugleich sondierend.
    Denn es war noch nicht vorbei .
    Der Adlerblick suchte nach Lilith. Wie Hidden Moon selbst mußte auch sie quasi aus allen Wolken gefallen sein, als der Strom der fremden Macht, dessen Gefangene sie gewesen waren, plötzlich abgebrochen war. Und sie, deren Geist und Körper zwar nicht getrennt gewesen waren, mochte sich vielleicht nicht aus eigenem Antrieb retten können, indem sie sich in eine Fledermaus verwandelte. Denn womöglich befand sie sich noch immer in der Trance, in die Hidden Moon sie versetzt hatte!
    Warme Nässe spritzte auf das Federkleid des Adlers.
    Er mußte nicht hinsehen, um

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