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Der Hort der Waechter

Der Hort der Waechter

Titel: Der Hort der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Weg.
    Der Seilkorb und die Winde waren in einem kleinen Anbau untergebracht, der wie ein steinernes Geschwür aus der Klostermauer wuchs. Der Korb, der im Bedarfsfall fünf Männern Platz geboten hätte, hing über einer Bodenöffnung, unter der auf über eintausend Metern nichts lag. Sah man hinab, so ging der Blick nur an schroffer Felswand entlang. Hätte sich dort etwas bewegt, so wäre es von hier oben aus nicht zu sehen gewesen.
    Nun, dachte Aleksej fast wehmütig, zumindest ich würde nichts sehen. Andere Brüder, die eine Gabe ihr eigen nennen dürfen, könnten es wohl...
    So blieb ihm nichts anderes, als den Korb auf Verdacht hinabzulassen und eine Weile zu warten, um ihn dann wieder hochzuziehen und zu sehen, ob etwas darin war. Eine schweißtreibende Angelegenheit war das, und um so ärgerlicher, wenn er es - wie in den vergangenen Tagen - umsonst tat.
    Nichtsdestotrotz löste Aleksej auch heute die Arretierung der Winde und begann die Kurbel mit beiden Händen zu drehen. Unendlich langsam verschwand der Korb durch die Öffnung. Und er war noch nicht lange hindurch, da standen dem jungen Mann schon die ersten Tropfen auf der Stirn. Weitere fünfzehn Minuten später hing das Seil ein wenig durch; das Zeichen, daß der Korb unten aufgesetzt hatte.
    Schweratmend lehnte Aleksej sich gegen die Mauer, rutschte daran herab zu Boden und wartete, bis das Rauschen des Blutes in seinen Ohren soweit abgeklungen war, daß er wenigstens sein eigenes Keuchen wieder vernahm. Dann gab er noch etliche Minuten zu, bevor er wieder an die Winde trat. Die Kurbel zu bewegen fiel ihm nicht deshalb schwerer, weil der Korb an Gewicht zugenommen hätte. Es lag einzig daran, daß seine Armmuskeln zu versteinern schienen, mit jeder Bewegung ein kleines bißchen mehr.
    Nach über einer halben Stunde schob sich der Korb durch die Luke empor.
    Leer .
    Natürlich.
    Aleksej fluchte in einer Art, die ihm zu Hause eine Tracht Prügel seines Väterchens eingetragen und Mütterchen in Tränen hätte ausbrechen lassen. Wut und Verzweiflung mengten sich in den Gedanken des jungen Russen zu einer gefährlichen Mischung. Sie schien wie Gift in seinem Denken zu wirken. Denn er faßte einen verbotenen Plan.
    Er würde selbst nach dem Rechten sehen dort unten.
    Und das hieß: Er würde tun, was niemandem außer den Gesandten erlaubt war - das Kloster verlassen.
    Einen Augenblick lang zögerte er noch, als er das Bein schon über den Rand der Öffnung streckte, um mit dem Fuß nach dem Korb zu angeln.
    Und dieses Zögern hätte ihn ums Haar das Leben gekostet!
    Aleksej verlor das Gleichgewicht - und kippte vornüber!
    Schon sah er sich in die Tiefe stürzen, seinen Körper wieder und wieder gegen die steile Felswand schlagen, bevor er zerschmettert unten ankam, nur noch ein formloses Etwas aus Blut, zersplitterten Knochen und zerfetztem Fleisch .!
    Aleksej schloß die Augen, nur um dem Tod nicht ins Angesicht sehen zu müssen. Zugleich aber streckte er wie im Reflex die Arme vor - und berührte mit den Händen die Wandung des Korbes.
    Seine Finger schlossen sich darum. Das eigene Gewicht zerrte schmerzhaft in seinen Schultergelenken, aber er ließ nicht los. Der Korb geriet ins Schaukeln, pendelte hin und her, schlug gegen die Kanten der Luke, und auch Aleksejs Rücken wurde dabei arg in Mitleidenschaft gezogen. Aber er hielt sich fest, stöhnend vor Schmerz, aber eisern. Ganz ruhig versuchte er zu bleiben, damit der schwankende Korb halbwegs zur Ruhe kam. Dann versuchte er sich hochzuziehen. Womit der Korb erneut in Bewegung geriet ...
    Irgendwann fiel Aleksej mehr über den Rand des Korbes, als daß er hineinstieg. Gerettet .
    Einen Moment lang wollte er nichts anderes tun, als den Korb wieder verlassen, in seine Kammer gehen und sich ausruhen, bis dieses verfluchte Zittern seiner Glieder nachließ. Aber er tat es nicht.
    Statt dessen trat er an die Vorrichtung, mit der man den Korb von hier aus abseilen konnte. Langsam schien das Kloster über Aleksej in die Höhe zu steigen. Er verstand selbst kaum, was er da tat.
    »Mich muß der Teufel reiten«, murmelte er.
    *
    Der Geschmack des Todes ist auf meiner Zunge, ich fühle etwas, das nicht von dieser Welt ist.
    Letzte Worte von Wolfgang Amadeus Mozart
    Mit seinen Kinderfäusten schlug Gabriel nach Landru.
    Die Wirkung seiner Treffer war gewaltig! Sie trieben den Vampir nach hinten, und der Junge setzte nach, aufheulend vor Triumph und blanker Gier - und Zorn!
    Dem Traum, in den er Landru geschickt

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