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Der Hort der Waechter

Der Hort der Waechter

Titel: Der Hort der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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hatte, um sich dort seiner Kraft zu bemächtigen, war der Vampir entkommen. Diese Flucht stachelte Gabriels Wut an. Zugleich war sie ihm ein Zeichen dafür, daß Landrus Macht noch größer war, als er geglaubt hatte. Aber auch das Wenige, das er ihm schon davon geraubt hatte, zeigte dem Knaben, daß sich jeder Preis und jede Anstrengung lohnen würde, sie sich zur Gänze zu holen!
    Gabriel fühlte Stärke in sich pulsieren, unter der bislang geheimes Wissen förmlich explodierte in den Tiefen seines Geistes.
    Nichts konnte ihn mehr aufhalten, niemand war ihm mehr gewachsen - das Ziel lag zum Greifen nahe, nur noch durch einen dünnen Schleier von ihm getrennt, der zerreißen würde, wenn Landru erst bar allen Lebens vor ihm lag.
    Gleich .
    Der Knabe setzte dem stürzenden Vampir nach, bereit, sich ihm entgegenzuwerfen nicht bloß mit seinem Körper, sondern mit geballter Macht. Sie würde sein Bewußtsein auslöschen und ihn gefügig machen.
    Dachte er .
    Doch etwas geschah mit dem Vampir.
    Er verwandelte sich -
    - in ein Monstrum!
    Fleisch und Muskeln verformten sich mit feuchtem Lauten unter seiner Haut, seine Muskeln schwollen zu stählernen Strängen. Seine Kleidung zerriß. Und sein Gesicht wurde zur Fratze, geifernd, verzerrt, ein Spiegelbild jener Bestie, die in ihm erwachte und sich seines Leibes bemächtigte.
    Gabriel wich zurück. Nicht aus Furcht, sondern um blitzschnell zu überlegen. Um das neue Wissen in seinem Geist zu durchforsten in Windeseile, auf der Suche nach .
    Ein Prankenhieb traf ihn mit mörderischer Wucht, schleuderte ihn zurück. Ein Schrank stoppte seinen unfreiwilligen Flug; klirrendes Geschirr begrub den Jungen unter sich. Hastig wühlte er sich aus den Scherben und wich dem nächsten Schlag gerade noch aus. Wie blind schlug er selbst wieder zu, traf und verschaffte sich für eine oder zwei Sekunden Luft.
    Genug Zeit, um aufzustehen und weiter zu suchen in seinem neuen Wissen, das doch uralt war.
    Und er fand, was er sich erhofft hatte!
    Als Landru - oder das Ding, zu dem er geworden war - sich vor ihm erhob, die Arme ausgebreitet und seinen einzig noch aus Kraft bestehenden Leib noch weiter anwachsen ließ, sah der Junge ihm ruhig entgegen. Und als der Vampir die Pranken schließlich um ihn zuschnappen lassen wollte wie eine todbringende Zange, schrie Gabriel.
    Nicht aus Angst oder vor Schrecken, sondern in seltsam monotoner Weise und beinahe gelassen.
    Worte kamen über seine Lippen, die sich unter Schmerzen durch seine Kehle wanden. Worte in einer Sprache, die nicht für menschliche Zungen geschaffen waren - und deren Sinn Gabriel nicht einmal wirklich verstand. Wohl aber sah er, was sie bewirkten.
    Und Landru schien sie zu verstehen!
    Der Junge selbst sah sich in einen Hauch gehüllt, der ihm wie der Widerschein von Glut vorkam. Aber es ging keine Hitze davon aus. Nur das Gefühl, nichts fürchten zu müssen, während Landru vor ihm in die Knie brach, brüllend und sich windend. In ihm schien etwas zu wüten, das schlimmer sein mußte als der ärgste Schmerz.
    »Ja«, lachte der Junge. »Knie nieder vor mir und bete mich an, dann will ich dir etwas zum Geschenk machen.«
    Ein nur vordergründig verzweifelter Blick aus beinahe wieder menschlichen Augen traf den Knaben. Dahinter jedoch erkannte er ein Feuer, das selbst der unsägliche Schmerz nicht auszulöschen vermochte in Landru: das Feuer von Haß und Zorn. Nur Rache würde es löschen können, Tod . Aber dazu wollte Gabriel dem Vampir keine Gelegenheit mehr geben.
    »Ein großzügiges Geschenk«, fuhr er fort. »Die Erlösung von allem Schmerz - einen sanften Tod!«
    Er ging selbst in die Knie und beugte sich über den am Boden liegenden Vampir. Der Gestank verbrannten Fleisches stieg auf, als Gabriels Aura Landrus Haut berührte.
    Der Hüter stöhnte gepeinigt auf.
    Doch Gabriels Mund erstickte den Laut auf seinen Lippen.
    *
    Auf seinem Weg hinab im Korb versuchte Aleksej sich mit allerlei Gedanken abzulenken, nur um sich nicht ständig seiner in Krämpfen schmerzenden Arme gewahr sein zu müssen. Doch all diese Gedanken brachten ihm nur anderen Schmerz, der auf seine Art vielleicht noch schlimmer war.
    Der junge Russe dachte an zu Hause, an seine Familie, der er über Nacht entrissen worden war. Seine Eltern und Geschwister wußten nichts über seinen Verbleib. Sie mußten glauben, er hätte sie aus freien Stücken verlassen, als wäre ihm das Leben mit ihnen nicht gut genug gewesen.
    Aber so war es nicht!
    Er hätte viel darum

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