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Der Hügel des Windes

Der Hügel des Windes

Titel: Der Hügel des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmine Abate
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bin hier, um Euch zu bitten, heute Abend nach dem Essen im Palazzo zu erscheinen. Don Lico möchte Euch sprechen.«
    »Wenn es so dringend ist, sagt ihm, er soll bei uns zu Hause vorbeikommen. Er weiß ja, wo wir wohnen«, erwiderte Arturo kauend.
    »Was will Don Lico von uns?«, fragte seine Frau besorgt.
    »Nichts Schlimmes, Donna Lina. Ihr braucht nicht zu erschrecken. Er möchte nur über den Rossarco reden. Alles andere wird Don Lico Euch selbst sagen. Einen Rat alsFreund und Nachbar: Stellt Euch nicht gegen ihn, sonst werdet Ihr es bereuen. Und kommt heute Abend, denkt daran, das ist besser für alle.«
    Das Pferd wieherte erneut bedrohlich, und das Kind fing an zu weinen.
    »Tut mir den Gefallen und verschwindet jetzt von hier, Ihr macht mir ja das Kind ganz närrisch«, sagte Arturo. Dann nahm er seinen Sohn auf den Arm, küsste ihn auf die Stirn und übergab ihn seiner Frau, die mit einer schnellen Handbewegung die schwere Brust entblößte, um ihn zu stillen.
    Nach dem Abendessen wollte Nonno Alberto sich zu Don Lico begeben, nicht nur, um Scherereien zu vermeiden, wie er seiner Familie anvertraute, sondern vor allem, um zu erfahren, was genau er von ihnen wollte. Arturo überzeugte ihn, dass dies der falsche Schritt sei: »Don Lico hat nur eins im Sinn: uns unser Land zu stehlen, mit rechten oder unrechten Mitteln. Er erzählt im Dorf herum, dass wir die besten Flächen an ihn verkaufen wollten. Der will uns eine Falle stellen, Pà, kapierst du das nicht? Wir dürfen nicht hineintappen, wir sind nicht so dumm, wie er glaubt.«
    Die Scherereien begannen vier, fünf Tage später: Der Großhändler aus Marina, der jedes Jahr zur selben Zeit vorbeikam, um den Arcuris ihr Öl abzukaufen, blieb aus, ohne einen Grund dafür zu nennen. Auch den Wein wurden sie dieses Jahr nicht los, und nicht einmal ein Zentner ihres Getreides wurde von den Käufern aus dem Dorf oder von außerhalb nachgefragt. Ein echter und wahrer Boykott, dessen Urheber alle kannten, ohne dass sein Name jemals fiel. Lediglich die Konsumkooperative kaufte Arturo bescheideneMengen Öl und Wein ab. Zu wenig, um erhobenen Hauptes weiterzumachen.
    Als wären die privaten Scherereien nicht schon genug, wurden die Landwirtschaftskooperativen mit der Machtübernahme des Faschismus überall geschlossen und ihre wackersten Verteidiger bedroht oder gezwungen, nach La Merika auszuwandern, wenn man sie nicht gleich einsperrte.
    Nachdem nun Arturo innerhalb kürzester Zeit das Wasser bis zum Halse stand und kein Geld mehr da war, nahm er eine Arbeit beim Autonomen Konsortium der Kooperativen von Ravenna an, das Kriegsveteranen einstellte, um die Sümpfe und Moore im Nordosten von Cirò Marina, zwischen der Bahnlinie und der Küstenebene, trockenzulegen. Mit ihm wurden Dutzende Arbeitslose aus der Gegend angeworben.
    Um pünktlich zur Arbeit zu kommen, schlief Arturo in der Hütte auf dem Rossarco. Nach dem Aufstehen lief er schnell den Hang des Piloru hinab und bog dann in die Straße ein, die direkt zum Leuchtturm auf dem Kap Punta Alice führte. Anstrengender war der Rückweg am Abend, mit der Müdigkeit auf dem Buckel und dem harten Aufstieg vor sich, doch wenigstens hatte Arturo nachts ein Dach über dem Kopf und musste sich nicht von den Stechmücken auffressen lassen wie seine Arbeitsgenossen, denen nichts anderes übrigblieb, als im Heu neben den Sümpfen zu schlafen, da der Fußweg in ihre Dörfer zu lang und beschwerlich war. Samstagabend kehrten sie nach Hause zurück, alle zusammen, mit leichten Schritten und frohgemut.
    Arturo umarmte Lina und seinen Sohn, spielte eine Weile mit ihnen und berichtete den Eltern bei Tisch von dem großen Entwässerungsprojekt, das sie verwirklichten. Um dieSümpfe herum war eine provisorische Eisenbahnlinie angelegt worden, die sogenannte Decauville; mit dieser Schmalspurbahn schafften sie Wagenladungen trockenen Sandes heran und leerten sie in den Morast, der von Malariamücken verpestet war, diesen Teufelswesen, durch die er selbst als Kind erkrankt war und die jetzt, da das schmutzige, stinkende Wasser, von dem sie sich ernährten, verschwand, millionenfach verreckten. Gerade dieser Tage hatte er selbst Hunderte von Eukalyptusschösslingen gepflanzt, ideal für sumpfigen Boden. Mit ihrem Wurzelwerk würden sie das Projekt vollenden und die Feuchtigkeit aus der Tiefe aufsaugen.
    In der Nacht liebte er seine junge Frau, unermüdlich. Sie begehrten und liebten sich wie in der Hochzeitsnacht, stundenlang, bis sie

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