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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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behaupten, das Land gehöre ihm.
    „Aber ich kenne mich aus“, mischte sich Gogo ein. „Sei ganz beruhigt, Wandalenus. Mit den Rechtstiteln von Wittiges’ Ländereien hat alles seine Richtigkeit, dafür verbürge ich mich. Niemand kann sie ihm streitig machen. Und nun sei so gut und lass uns allein. Wir haben etwas Persönliches zu besprechen.“
    Gogo war der magister officiorum, die oberste Instanz im Reich, gegen sein Wort galt das von Wandalenus nichts. Doch Wittiges fragte sich auf einmal, wie lange das noch so sein würde.
    „Bist du sicher, er kann mir nichts anhaben?“, erkundigte er sich, sobald Wandalenus hinausgegangen war.
    Gogo musste sich längst dem fünfzigsten Lebensjahr nähern, der unabweislichen Schwelle zum Alter. Bevor er antwortete, nahm er schwerfällig Platz, ja, er plumpste geradezu auf seinen Stuhl. Und es war diese Bewegung, der es so sehr an Geschmeidigkeit fehlte, die Wittiges’ Besorgnis schürte. Gogos Hand zitterte, als er einen Becher Wein ergriff, der neben ihm auf einem wackeligen, dünnbeinigen Tischchen aus geschmiedetem Eisen stand, und er bekleckerte sich beim Trinken. So ein Ungeschick hatte Wittiges bei dem alten Haudegen noch nie beobachtet.
    „Solange ich da bin, hast du nichts zu befürchten, glaub mir“, beschwichtigte er im gewohnt sonoren Tonfall.
    „Na schön“, gab sich Wittiges unbehaglich zufrieden. „Was wolltest du mit mir besprechen? Oder gedenkst du mir hier so ganz im Vertrauen deine Kritik an meinem Verhalten in Soissons mitzuteilen?“
    Gogo winkte ärgerlich ab. „Sei nicht albern. Es geht um den Jungen, Ulf. Du weißt, ich bin für die nutriti zuständig.“
    Wittiges nickte vorsichtig.
    „Der Junge gefällt mir“, räumte Gogo ein. „Er macht sich gut, aber wir müssen dennoch etwas klarstellen. Es geht nicht an, dass er auf Dauer hierbleibt. Wir können nicht alle Bastarde der anstrustiones in die Schule aufnehmen, sonst würde sie bald überquellen. Also ist es das Beste, du erkennst ihn an. Zumal dein anderer Sohn Felix verschwunden ist und wohl keine große Hoffnung mehr besteht, ihn wiederzusehen.“
    Wittiges schwieg einen Moment, Felix’ Erwähnung hatte ihn mehr aus der Fassung gebracht als die Andeutung über Ulf. „Wie kommst du darauf, dass Ulf mein Bastard ist?“, stieß er endlich hervor.
    Seufzend streckte Gogo die Beine aus. „Ich hab zwar nur noch ein Auge, aber mit diesem sehe ich ausgezeichnet. Die Abstammung steht dem Jungen ins Gesicht geschrieben. Ich könnte wetten, du hast in seinem Alter genauso ausgesehen.“
    „Unfug“, widersprach Wittiges. „Er ist blond, blauäugig, groß und kräftig  - wie unzählige andere Jungen auch. Wenn das allein zählte, sind die anderen ebenfalls meine Bastarde, oder?“
    Gogo schüttelte den Kopf und verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. „Was soll das? Du brauchst dich des Jungen weiß Gott nicht zu schämen. Glaub mir, die Ähnlichkeit ist unübersehbar. Du musst einmal beobachten, wie er mit Pferden umgeht. Da spricht der Vater aus ihm. Und überhaupt: Warum schickst du den Jungen in die Schule, wenn er nicht dein Sohn ist?“
    Ich habe meiner Frau versprochen, dass es für mich nur einen Sohn und Erben gibt: Felix!, dachte Wittiges. Ihn liebe ich, wie ich nur je einen Sohn lieben könnte, und ich will die Hoffnung, ihn wiederzubekommen, nicht aufgeben. Ulf anzuerkennen würde Verrat an Felix bedeuten.
    „Ich hoffe, dass ein guter Verwalter aus ihm wird.“
    „Entscheide dich. Entweder, du erkennst ihn an, oder du bringst ihn auf dein Gut zurück. Was dort aus ihm wird, ist nicht meine Sache.“
    „Hab ich noch ein bisschen Zeit für die Entscheidung?“
    „Wie viel Zeit brauchst du?“
    „Ich soll herausfinden, was aus Merowech geworden ist, wie du weißt.“
    Unwillig nickte Gogo. „Bis zum Herbst muss die Sache mit Ulf geklärt sein.“
    Wittiges vermutete, dass Gogo ihm die Entscheidung aufzwingen wollte, um das Erbe zu sichern, das er einmal hinterlassen würde. Ein Erbe für einen Sohn, der am Königshof zu einem vertrauenswürdigen Gefolgsmann des kleinen Königs erzogen werden konnte. Gogo dachte als einer der wenigen bei Hof langfristig und ohne ausgeprägten Eigennutz.
    Noch am gleichen Tag bestellte Brunichild Wittiges zu sich. Er wäre dieser Begegnung unter vier Augen gern ausgewichen und hätte sich lieber unverzüglich nach Paris aufgemacht, wo er Merowech vermutete, falls dieser überhaupt noch lebte. Noch befanden sie sich in der guten

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