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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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Jahreszeit, aber die Tage wurden merklich kürzer und kühler und mahnten ihn, keine Zeit zu verlieren. Im Palast roch es nach getrocknetem Lavendel und Rosenblüten und den Schalen der seltenen Pomeranzen, der Liebesäpfel, die die Römer in Kübeln mit in den kühlen Norden gebracht hatten.
    Eine mit eingeritzten Ornamenten verzierte kostbare Glasschale stand in Brunichilds Empfangsgemach gleich hinter der Tür auf einem Eibenholztischchen. Beiläufig steckte Wittiges eine Hand in raschelnde Blütenblätter.
     Die Königin saß, einen Stickrahmen in der Hand, am Fenster, aber er ließ sich von dieser Häuslichkeit nicht täuschen. Sie wollte etwas von ihm. 
    „War es dir ernst damit, was du über mich in der Ratsversammlung gesagt hast?“, fragte er sie, kaum dass er eingetreten war und sich knapp vor ihr verneigt hatte. Ihr Gesichtausdruck verhärtete sich schlagartig. Anscheinend verstand sie Wittiges sofort. Sie warf den Stickrahmen auf den Boden und verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Meine Bemerkung über deine Treue?“, fragte sie stirnrunzelnd. „Nein, natürlich nicht. Du wirst mich ebenso verraten wie jeder andere, wenn du einen triftigen Grund dafür hast.“
    „Das erleichtert mich“, gab Wittiges unumwunden zu und angelte sich mit dem Fuß einen Schemel heran.
    „Du hasst mich wegen Felix“, stellte Brunichild sachlich fest und schwieg dazu, dass er sich ohne Erlaubnis setzte. Nur ein kurzes Heben der Augenbrauen zeigte an, dass sie sich seines wie so oft allzu lässigen Benehmens bewusst war.
    „Und weil du meine Frau so gut wie umgebracht hast.“
    „Nein!“ Brunichild schlug die Hand vor den Mund. „Das sagst du, um mich zu treffen, weil du weißt, wie sehr ich an ihr hänge“, flüsterte sie.
    „Ich sage es, weil es die Wahrheit ist. Ist das alles, was du mit mir zu besprechen wünschst?“ Er blickte angelegentlich in eine Zimmerecke.
    „Es geht ihr nicht besser?“
    „Nein, als ich sie zuletzt sah, nicht.“
    Sie stieß einen zittrigen Seufzer aus. „Ich hatte so gehofft, dass ...“
    „Ich auch“, unterbrach er sie brüsk.
    „Nun gut.“ Brunichild starrte vor sich hin. „Also auch du hast weder Verständnis noch Mitgefühl für meine Lage.“ Allmählich wurde ihre Stimme lauter. „Ja, glaubst du denn, ich handle gern so, wie ich es muss? Niemand fragt nach meinem Opfer oder meinem Leiden, ich bleibe allein mit meinem Kummer. Ja, ich weiß, du glaubst, ich hätte weder ein Gewissen noch eine Seele.“
    Wovon sprach sie? Von Aletha oder von Felix? Er blieb stumm und verschloss sich innerlich gegen alles, was sie zu ihrer Entlastung vorbringen mochte, es war ohnehin vorhersehbar.
    „Wirst du nach Merowech suchen?“, fragte sie mit bebender Stimme. „Auch wenn du ihn nicht magst? Streite es nicht ab, ich weiß es. Dennoch, ich vertraue dir. Du wirst ihn retten, wenn du kannst, nicht wahr? Du hast es schon einmal getan.“
    Da wusste ich nicht, wer dieser einsame Reisende war, den wir auf dem Weg nach Chalon trafen, dachte Wittiges müde.
    „Wittiges?“
    Er gab sich einen Ruck. „Wenn du mir gestattest, mich danach auf die Suche nach meinem Sohn zu machen. Ich will wenigstens herausfinden, was mit ihm geschehen ist. Und wer ihn entführt hat“, knurrte er. Denn das war es, was er die ganze Zeit im Sinn gehabt hatte, seit dieser Kriegszug vorbei war.
    „Einverstanden. Du kannst gehen“, sagte sie kalt.
    Wittiges stand auf, verneigte sich diesmal förmlich, und im Aufrichten trafen sich ihre Blicke. „Sag mir nur eins: Liebst du deinen Mann?“, fragte er eindringlich, bevor er sich zurückhalten konnte.
    14
    Aus einem der oberen Stockwerke beobachtete Fredegund einen Wanderhändler, der sich unten im Hof mit ein paar Mägden und Knechten unterhielt. Offensichtlich führte er ihnen seine bescheidenen Waren vor, die er in einem kleinen Kastenwagen mit sich führte, vor den ein stämmiger kleiner Gaul gespannt war. Etwas an dem Mann, der eine hässliche Kappe trug und ein wenig gebeugt ging, erregte ihre Aufmerksamkeit. Nach einer Weile kam es ihr so vor, als mache er sich kleiner und älter, als er war. Hoffte er, dass er mehr von seinem Tand loswurde, wenn er sich den Anstrich eines bemitleidenswert schwächlichen, aufs Alter zuwankenden Kerls gab?
    Der Mann war nicht alt, dafür bewegte er sich nicht steif genug.
    Vor wenigen Tagen hatte einer der verbannten Freunde Merowechs versucht, einen referendarius der Kanzlei auszuhorchen. Es war schon erstaunlich, dass

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