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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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zwei alte Mönche, die zur kleinen hölzernen Kirche hasteten, war niemand zu sehen. Wittiges hatte die Pforte nur einen Spaltbreit aufgestoßen, lugte in den Hof und wollte sich schon zurückziehen, da öffnete sich das Kirchenportal. Auf der Schwelle erschien - Fredegund!
    Sie musste den Palast rechtzeitig verlassen haben, um in der Immunität der Klosters Schutz zu suchen. Aber es würde ihr nichts nützen. Wittiges glaubte keinen Augenblick daran, dass Merowech das Kirchenrecht achten würde. Fredegund schaute sich gehetzt um. Wittiges zog kurz den Kopf zurück, um nicht entdeckt zu werden, nahm aber gleich darauf seinen Beobachtungsposten wieder ein.
    Hinter Fredegund verließ ein hochgewachsener junger Mann die Kirche. Aufgrund der Ähnlichkeit schloss Wittiges, dass es sich um Chlodowech handelte, Merowechs älteren Bruder. Einige Krieger folgten ihm.
    Hinter Wittiges verriet einer seiner Männer Ungeduld und fragte, ob sie nun das Kloster stürmen sollten oder nicht.
    „Wartet“, knurrte Wittiges. Von Stürmen konnte für ihn ohnehin nicht die Rede sein. Er würde das Kloster nicht antasten. Fredegund allerdings ...
    Sie wurde nun aufmerksam. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck, das Gesicht erstarrte vor Furcht. Jetzt war der Moment gekommen, sie samt Chlodowech gefangen zu setzen. Aber Wittiges zögerte. An der Mauer bemerkte er eine Leiter, anscheinend hatten die beiden die Absicht, über die Stadtmauer zu entkommen.
    Vor dem Aufbruch hatte Merowech Wittiges darauf angesprochen, dass dieser es gewagt hatte, sich bis zuletzt im Rat laut und deutlich gegen den Krieg auszusprechen.
    „Du musst mir glauben“, hatte er ihm ruhig erklärt, „Fredegund will mich tot sehen. Sie wird nicht eher ruhen, bis sie ihre Rache hat, und mit meinem Tod kann sie Brunichild am ehesten treffen. Sie hat den Gürtel gestohlen, den ich meiner Frau als kleine Hochzeitsgabe schenkte. Brunichild hat sie mit dem Gürtel vor der Kirche in Chalon in aller Öffentlichkeit als Diebin bloßgestellt. Eine solche Demütigung vergisst sie nie.“
    Wittiges hatte Mühe, dieser Erklärung zu folgen. „Wir führen Krieg wegen eines Gürtels?“
    „Du willst mich nicht verstehen.“ Merowech hatte ihn verächtlich gemustert.
    „Aber ja doch. Mir wird gerade klar, dass wir wegen des Hasses, der in deiner Familie herrscht, einen neuen Krieg beginnen, der Städte veröden lässt und viele Menschen das Leben kostet. Eine seltsame Politik.“
    „Hass war seit jeher Politik in meiner Familie. Wann geht das in deinen Bauernschädel?“, entgegnete Merowech gereizt. Damit war das Gespräch beendet gewesen.
    Die Fehde in dieser Familie war nicht seine Fehde, entschied Wittiges, sollten die Königinnen und ihr mordlüsterner Anhang das unter sich ausmachen.
    Chlodowech hatte ihn nicht bemerkt, er winkte Fredegund ungeduldig, ihm zur Mauer zu folgen. Sie aber starrte weiter zur Pforte herüber, und aus ihrer Miene sprachen Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Wittiges hörte seine Männer hinter sich murren, machte ihnen aber mit einer Geste klar, dass sie noch zu warten hatten. Ohne seinen Befehl würden sie das Kloster nicht betreten.
    Nun huschten zwei Jungen aus der Kirche, offenbar Fredegunds Söhne. Chlodowech rief ungehalten etwas, Fredegund regte sich endlich, legte die Arme um ihre Kinder und schob sie eilig auf die Mauer zu. In diesem Moment trat Wittiges zurück und schloss die Klostertür. Sollte das Schicksal doch ohne ihn seinen Lauf nehmen.
    Als er sich seinen Männern zuwandte, stand nur noch Otho vor ihm, die anderen hatten sich davongemacht, um irgendwo an leichtere Beute zu gelangen.
    Das blanke, blutbesudelte Schwert in der Hand, drang der Schmied wie ein Berserker auf ihn ein, Wittiges hatte keine Zeit, lange zu überlegen. Er musste den Schlag abwehren, stieß aber beinahe gleichzeitig mit der anderen Hand dem Schmied seinen Scramasax in die Seite. Er hatte ihn nicht töten wollen, dennoch brach Otho sofort zusammen, sein Blick wurde leer. Wittiges hatte den Groll des Mannes also doch unterschätzt, er hatte seine eigene Fehde am Hals gehabt und es nicht einmal gewusst. Rasch vergewisserte er sich, dass sich in der kurzen Gasse vor dem Kloster niemand zeigte, der Zeuge des Kampfs geworden war, dann beugte er sich hinunter und schloss dem Toten die Augen, während er innerlich über dieses unnötige Abschlachten fluchte, sowie über seine Unfähigkeit, es zu verhindern. Er hätte mehr an Othos Ehre denken, sich mehr Zeit für

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