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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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das Gespräch mit ihm nehmen und berücksichtigen sollen, wie viel Verantwortung bereits in so jungen Jahren auf ihm lastete. Sein Tod bedrückte ihn.
    Etwas entfernt wartete sein Pferd, er führte es heran, um die Leiche über den Sattel zu legen. Er wollte dafür sorgen, dass Otho auf dem kleinen Friedhof oberhalb des Schmiededorfs begraben wurde. Aber dann sah er ein, dass es ein unmögliches Unterfangen sein würde, den Toten in dieser Sommerhitze heimzubringen. Also würde Otho zu den vielen anderen gehören, die in rasch ausgehobenen Gruben vor der Stadt verscharrt wurden. Er nahm ihm die Waffen ab und suchte nach einem Andenken, das er seiner Frau mitbringen konnte. Schließlich fand er das schlichte Holzkreuz, welches der Tote an einem Lederband um den Hals trug, das Kreuz, das der Höhlenheilige gesegnet und mit dem Othos Unglück seinen Anfang genommen hatte. Bevor er den Toten verließ, kniete er nieder und sprach mit trockener Kehle ein Gebet für ihn.  
    13
    Die Stadt war an einem einzigen Tag erobert worden, während sich die Verluste in Grenzen hielten. Etliche Gefolgsleute Sigiberts, die nach dem Tod des Königs die Seiten gewechselt hatten, hatten die Kunde vom Sieg zum Anlass genommen, sich eilig den austrasischen Truppen anzuschließen, die nun ins Umland der Stadt ausschwärmten.
    Aber nach einer siegreichen Woche wendete sich überraschend das Blatt. Chilperich hatte in aller Eile ein Heer aufgestellt und marschierte gegen Soissons, wo es zu einer großen erbitterten Schlacht kam. Da die Befestigungen der Stadt bei der Eroberung teilweise schwer beschädigt worden waren, ließ sie sich nun schlecht verteidigen.
    Innerhalb kürzester Zeit eroberte Chilperich das gesamte besetzte Gebiet zurück und verfolgte die zurückweichenden austrasischen Truppen bis zur Grenze, aber nicht darüber hinaus. Der Krieg, der so verheißungsvoll begonnen hatte, endete mit einer gewaltigen Schlappe. Wittiges war froh, dass er vorbei war.
    Nach Auflösung des Heers blieb er ein paar Tage in Reims und hielt dort eine Nachhut von zweihundert Mann in Bereitschaft, falls Chilperich es sich anders überlegte und das Grenzland doch noch überfiel. Aber eigentlich rechnete er nicht damit. Sicher beschäftigte sich der König mit dringenderen Angelegenheiten. Denn in Soissons war ihm Merowech in die Hände gefallen, es gab Zeugen, die das bestätigt hatten.
    Wittiges war die Neuigkeit nicht gerade unangenehm.
    In Reims suchte er Händler auf, die er gut genug kannte, um ein offenes Gespräch mit ihnen zu führen. Sie unterhielten sich über die Lage des Handels und über die Folgen dieses üblen Kriegs. Zu seinem Erstaunen billigten einige trotz der Niederlage den Einfall ins Nachbarland, hatten sie doch selbst oft genug unter solchen Übergriffen gelitten. Wittiges verstand das nicht.
    Als er die Weiterreise nach Metz nicht länger aufschieben konnte, machte er sich schließlich auf den Weg. Er wusste, dass ihn dort nichts Gutes erwartete. Bei der ersten Ratssitzung, an der er teilnahm, wurde er auch unverzüglich angegriffen. „Wir hatten nicht mehr mit dir gerechnet“, begann Wandalenus anzüglich. „Aber nun kannst du uns sicher erklären, wie es Königin Fredegund und Chlodowech gelungen ist, uns zu entkommen. Und wie es geschehen konnte, dass Merowech gefangen genommen wurde.“
    „Wie soll er das wissen?“, fragte Brunichild.
    Sie hatte an nahezu allen Beratungen teilgenommen, die seit der Rückkehr des Heers und den ersten Nachrichten von der Niederlage stattgefunden hatten. Die seltsamsten Gerüchte kursierten über Wittiges’ Treiben während des gesamten Feldzugs, aber Wandalenus war der Einzige, der offen von Verrat sprach. Hatte Wittiges etwas damit zu tun, dass Merowech Chilperichs Gefolgsleuten in die Hände gefallen war?
    Wittiges schwieg, während er darüber nachdachte, ob jemand ahnte, dass er Fredegunds und Chlodowechs Flucht nicht vereitelt hatte. Mit Merowechs Festnahme hatte er nichts zu tun, bei dieser Sache traf ihn keine Schuld.
    Wandalenus zupfte an seiner Unterlippe, während er ihn beobachtete, und wandte sich, sobald er erkannt hatte, dass es keine Antwort gab, den anderen zu.
    „Er schweigt also“, stellte er gewichtig fest. „Will er uns damit glauben machen, dass er von nichts weiß? Ich aber sage euch, er hat mitten im Krieg die Seiten gewechselt. Meine eigenen Leute haben mir berichtet, wie er sie davon abgehalten hat, ...“
    „... wehrlosen Männern und Frauen die Kehlen

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