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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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einem dunklen Winkel seines Herzens gestand sich Wittiges ein, dass er auf Merowech eifersüchtig gewesen war und hauptsächlich deshalb nichts von ihm gehalten hatte.
    „Da! Seht, der Mond!“, rief Viola auf einmal und deutete zum Himmel hinauf.
    Der Mond wurde schwarz.
    Während nach und nach sein gleißendes Licht erlosch, fiel ein verhängnisvoller, unheildrohender Schatten auf die Weide.
    Rund ums Feuer schrien die Menschen entsetzt auf.
    „Die Welt steht still!“, rief ein Knecht außer sich.
    Es war nicht die erste Mondfinsternis, die Wittiges erlebte.
    Aber diese war vollkommen.
    Wenn der Mond schwarz wurde, stand die Welt still, und keine Frau konnte mehr ein Kind gebären. Wittiges merkte, wie er in den beklemmenden Strudel der umgehenden Furcht unaufhaltsam hineingezogen wurde. Selbst Pontus bekreuzigte sich und begann ein Gebet zu murmeln.
    Mitten in dem allgemeinen Geschrei und dem kopflosen Herumrennen erteilte Viola Befehle. Gleich darauf eilte eine Gruppe Männer und Frauen mit Trommeln und anderen Schlaginstrumenten herbei, andere schleppten Töpfe, Pfannen und große Holzlöffel heran. Nach und nach ordnete sich der anfangs chaotische Lärm zu einem wild hämmernden Rhythmus, der die ohnehin erregten Gemüter weiter aufpeitschte.
    Mit dem infernalischen Krach sollte der Mond von seinem verhängnisvollen Schatten befreit werden.
    Auf einmal warf Viola ihren Pelzumhang ab. Darunter trug sie ein Kleid aus mitternachtsblauem schmiegsamem Stoff, mit Silberfäden bestickt, die glitzernde Muster auf ihrer Brust bildeten und zu kreisen begannen, als sie, die Arme hoch erhoben und mit den Fingern schnippend, sich in Hüften und Schultern wiegte, überaus lasziv und selbstvergessen. Der Rhythmus wurde rascher, Viola tanzte wilder und ungehemmter, während die Umstehenden klatschten und sie anfeuerten. Wie berauscht von ihrem Anblick sprangen die ersten Männer wagemutig durch die heruntergebrannten Flammen und kreisten um sie herum. Etwas Magisches ging von dieser jungen Frau aus, die mitten unter ihnen die alten Kräfte der Erde und des Kosmos beschwor, gegen die das neue Christentum keinerlei Macht besaß. Nicht in dieser Nacht.
    Zufällig sah Wittiges zu Chramm hinüber, der mit den Frauen gekommen war und sich unauffällig, wie es seine Art war, als einer der wenigen, die kaum Wein oder Bier zusprachen, im Hintergrund hielt. Chramms Gesicht glühte vor Verlangen, vor Sehnsucht und vor Qual, weil er mitansehen musste, wie heiß die Frau, nach der er sich verzehrte, von allen begehrt wurde. Sie musste ihm wie ein unerreichbarer Stern vorkommen. Wittiges hätte ihn gern getröstet, wusste aber nicht, wie. Ihm selbst war der Mund trocken geworden, während er wie die anderen Viola nicht aus den Augen ließ und ihn eine Erregung erfasst hatte, gegen die nichts half.
    Strahlend tauchte der Mond aus dem Schatten hervor und hüllte die Wiese in Silberglanz. Ein irrsinniger Jubel brach aus, die Menschen fielen sich erlöst in die Arme.
    Die Mächte der Unterwelt waren auch diesmal wieder bezwungen.
    Und wie eine königliche Erscheinung zeigte sich eins der blauen Pferde , hob sich auf die Hinterhand, wieherte, fiel zurück auf die Vorderhufe und stob mit fliegender Mähne dicht am Feuer vorbei. Ein Funkenregen wallte auf und fiel gleich Myriaden von Sternschnuppen herab. Auch das war pure Magie.
    Wieder klang Jubel auf, die Tonkrüge mit Wein und Bier kreisten erneut, und immer noch wurde getrommelt und Viola tanzte wieder.
    Chramm wandte sich um und hinkte, die Schultern hochgezogen, in Richtung Haus zurück, blieb aber auf einmal stehen.
    Ein Fremder näherte sich dem Gut. Wittiges sah eine Gestalt mit einem langen Knotenstock, der bei jedem Schritt heftig in den gefrorenen Grund gestoßen wurde. Noch hatte außer ihm und Chramm niemand den Mann bemerkt. Bevor er ganz heran war, ahnte Wittiges, um wen es sich handelte, denn eine solche Aura von Missbilligung und Wut umgab den Fremden, dass kaum ein Irrtum möglich schien.
    Die Kutte und der Umhang starrten vor Dreck, ein grässlicher Gestank schlug Wittiges entgegen und machte ihn halbwegs nüchtern.
    „Satansbrut!“ Die ungewöhnlich tief dröhnende Stimme des Fremden durchdrang den Lärm der Trommeln wie ein Paukenschlag. Der Krach erstarb. Langsam, mit dem Stock auf das Feuer weisend, trat der Mann mitten unter die Leute, die ihm zögernd Platz machten. Einige taumelten und wirkten, wie aus einer Trance erwachend. Viola scherte sich nicht um den

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