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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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Ankömmling, sondern drehte sich selbstvergessen weiter, ihre Füße schrieben komplizierte Muster ins zertretene Gras, während sie beinahe unhörbar vor sich hin murmelte.
    Brunichild hatte sich die ganze Zeit nicht vom Fleck gerührt. Wittiges konnte nur ahnen, wie sehr das heidnische Treiben sie verwunderte, dem sie in dieser Unmittelbarkeit sicher nur selten begegnete. Es war erstaunlich, dass sie sich nicht längst zurückgezogen hatte.
     „Das ist das Feuer der Hölle, das hier brennt“, rief der Fremde wütend. „Ihr alle seid verdammt auf ewig, wisst ihr das nicht? Tut Buße, kehrt um auf eurem Weg ins Verderben!“
    Das also war der Heilige, der oben im Wald in einer Höhle hauste.
    Einige Leute bekreuzigten sich im Stehen, andere knieten erst einmal nieder, wieder andere wichen ins Dunkel zurück.
    Pontus stellte sich neben Wittiges. „Nun siehst du ihn endlich selbst. Er wird die Leute gegen dich aufhetzen, weil er dich für dieses gottlose Treiben verantwortlich macht. Begreifst du endlich, dass er kein harmloser Narr ist?“, sagte er gedämpft, und Wittiges gab ihm im Stillen recht. Es gab mittlerweile Strafen, von den Bischöfen gegen Grundbesitzer verhängt, die solch unchristliche Rituale auf ihren Ländereien immer noch duldeten. Im schlimmsten Fall drohte die Exkommunikation, die niemand auf die leichte Schulter nehmen durfte.
    Als Brunichild den Mann ansprach, wandte er sich zu ihr um.
    „Verrätst du uns, wer du bist und warum du ein harmloses Vergnügen störst?“
    „Das nennst du ein harmloses Vergnügen, wenn ein Feuer zu Ehren heidnischer Götzen entzündet wird, und eine Metze“ - er deutete mit verzerrtem Gesicht auf Viola - „Dämonen beschwört?“
    Viola stemmte die Hände in die Hüften. „Halt den Mund, Alter! Kriech zurück in deine Höhle und leg dich schlafen. Und pass auf, dass dich die Wölfe nicht für Aas halten. Du stinkst wie fauliges Fleisch.“
    Irgendjemand lachte, aber unvermittelt brach das Lachen ab, als der Heilige seinen Stock drohend in den Himmel reckte. Mit dunkel schwingender Stimme sagte er: „Habt ihr nicht alle das Zeichen des Himmels gesehen? Es kündet ein furchtbares Unheil an.“ Dann wies er auf Brunichild. „Ich weiß, wer du bist, Königin“, begann er langsam und hob allmählich die Stimme, bis sie wieder dröhnte. „Ich aber sage dir, eure Reiche werden untergehen und ihr Herrscher werdet einen schrecklichen Tod erleiden. Du bist die Erste. Dein Schicksal ereilt dich, noch bevor ein Jahr vergangen ist.“
    Brunichild schwankte, als hätte er sie geschlagen.
    Wittiges überlief ein Schaudern. Es hatte schon immer Prophezeiungen gegeben, selbst die Bibel kannte Heilige, deren Weissagungen sich unzweifelhaft bewahrheitet hatten.
    Nur Viola zeigte sich völlig unbeeindruckt. Beherzt schob sie sich zwischen den Höhlenheiligen und Brunichild. „Und ich sage dir: Pack dich, Alter! Hör auf, Angst und Schrecken zu verbreiten. Denn das nenne ich wahrhaft unchristlich . Und sieh selbst: Der Mond leuchtet wieder in alter Pracht. Selbst du kannst nicht leugnen, dass das Unheil bezwungen ist.“
    Der Heilige zeigte mit der Stabspitze auf ihre Brust. „Auch du wirst ein schreckliches Schicksal erleiden. Früher, als du denkst, ereilt dich die Strafe Gottes.“
    Unbemerkt war Chramm herangehinkt. „Jetzt ist es aber genug.“ Er riss dem Heiligen den Stab aus der Hand, und es sah ganz so aus, als wollte er ihn damit schlagen. Das ging zu weit.
    „Halt!“, schrie Wittiges. „Gib mir den Stock!“
    Pontus kam ihm zuvor. Er fiel Chramm in den Arm und entriss ihm den Stock. Nun näherten sich auch die Krieger der Königin und bildeten einen schützenden Ring um sie. Wittiges ließ den Heiligen von zwei Knechten ergreifen und bis an den Waldrand bringen. Pontus befahl allen übrigen Leuten, das Feuer zu löschen und ihre Häuser oder Unterkünfte aufzusuchen. Das Fest war vorüber, vergessen würde die unseligen Prophezeiungen aber sicher niemand.
    Zwei Tage später ritt Wittiges mit Pontus und einigen Knechten zur Höhle des Heiligen hinauf. Der Mann war verschwunden. Die Höhle stank widerlich. Als sie nachschauten, entdeckten sie im hinteren Teil eine Menge ungenießbarer Lebensmittel, darunter schimmliges Brot und verdorbenes Fleisch. Schmutzige Lumpen lagen herum, neben kleinen Amuletten aus Bein oder hartem Holz.
    In den nächsten Tagen ließ Pontus die Höhle ausmisten und die Hinterlassenschaft des Heiligen auf einem Scheiterhaufen

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