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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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hatte Wittiges Purpur erworben und eine kleine Menge Edelsteine, die er in seinen Umhang einnähen ließ. Den Purpur würde der Knecht mitnehmen, außerdem einen Brief an Pontus und Aletha, in dem er unter anderem berichtete, dass er bei Claudius Interesse an Filz geweckt habe, aber man nicht wisse, ob der Handel am Ende zustande komme. Über seine Suche nach Felix teilte er nichts mit, es gab nichts zu berichten - zumindest nichts Aufmunterndes.
    In einer Schmiede, in der Wittiges sein Schwert schleifen ließ, entdeckte er ein Paar Steigbügel. Als er sich über den Fund wunderte, erklärte ihm der Schmied: „Die kommen mehr und mehr in Mode. Ich reite nicht, weiß also nicht, welchen Vorteil die Dinger bringen, aber es heißt, ungelenken, schwergewichtigen Herren erleichtern sie das Aufsteigen.“ Der Schmied musterte Wittiges neugierig.
    „Nein“, winkte Wittiges belustigt ab, „ich komme ohne diese Hilfe in den Sattel, aber wenn die Steigbügel zu verkaufen sind, hätte ich sie gern.“
    Außer den Steigbügeln erwarb er ein Paar Wurfmesser und einen langen, scharfen Dolch, der ihm gefiel.
    Beim zweiten Versuch, den Anhänger des alten Burgunds zu sprechen, wurde er eingelassen und von einem übel gelaunten Mann empfangen, in dem er kaum den trinkfreudigen Handelsbruder vom Vorabend wiedererkannte.
    „Man hat mir gesagt, du warst schon morgens hier. Was führt dich her?“
    Eine so direkte Nachfrage gehörte sich nicht, aber sie bewies Wittiges, dass der Mann nun nicht nur nüchtern, sondern auch auf der Hut war.
    „Du hast einen Ort namens Orleen erwähnt“, antwortete Wittiges liebenswürdig. „Wo liegt er? Gehört er zu Burgund?“
    Der Mann kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. „Was kümmert dich Burgund?“ Er kratzte sich oberhalb der Stirn am Schädel. „Und Orleen? Nie gehört. Aber ich erinnere mich, dass du gestern viele seltsame Fragen gestellt hast. Wer bist du? In wessen Auftrag stellst du solche Fragen?“
    Wittiges erkannte, dass er nichts in Erfahrung bringen würde, nicht in diesem Haus. Wie bei Nikomedes mit Gewalt zu drohen, kam nicht in Frage, denn er war auf das Wohlwollen der Händlergilde in Marseille angewiesen und durfte es nicht aufs Spiel setzen. Würde er jetzt offen von Felix erzählen und warum er nach ihm suchte, musste er damit rechnen, sich selbst eine Falle zu stellen.
    „Natürlich in meinem eigenen Auftrag. Mich interessiert, ob es Krieg gibt oder nicht und ob wir demnächst mit diesem ... wie hieß er noch? Gundowald rechnen müssen. Wie alle Händler sammle ich Nachrichten, die ich mit nach Hause nehmen kann. Ich reise morgen ab. Und jetzt entschuldige, dass ich dich belästigt habe“, sagte er steif und verabschiedete sich eilig.
    Was sollte er nun tun? Unfähig, zu Claudius zurückzukehren, um eine belanglose, freundliche Unterhaltung mit ihm zu führen, trottete er in den Hafen, suchte eine Kneipe auf und fing an, sich zu betrinken. All die Beherrschung, die er einen Abend zuvor geübt hatte, ließ er nun fahren. Es war ja doch alles vergeblich.
    „He, du!“, sprach ihn ein Unbekannter an. „Woher kommst du?“
    „Aus Orleen“, nuschelte Wittiges.
    „Aus Orléans? Und was machst du hier?“
    6
    „Ich will ihn nicht heiraten! Bitte, Mutter, zwing mich nicht dazu.“
    „Willst du ihn nicht oder überhaupt nicht heiraten?“
    Schuldbewusst senkte Ingund ihren hübschen Lockenkopf. Brunichild verstand ihre Tochter nur zu gut. Das Kind war erst elf Jahre alt! Aber doch recht reif für sein Alter, wie ihr alle Lehrer bestätigt hatten. Dennoch. Sie musste sich zusammenreißen, um ihrem Mitgefühl nicht nachzugeben. Eine elfjährige Braut!
    „Ich weiß doch nichts über ihn“, schluchzte Ingund.
    „Aber ich.“ Brunichild zog ihre Tochter an sich und strich ihr zärtlich über das glänzende Blondhaar, das so sehr ihrem eigenen glich. Ihre Hand fuhr gleichmäßig sanft über die Schultern und den Rücken, so hatte sie das Mädchen früher schon beruhigt, wenn es aus Albträumen aufgeschreckt war. „Du brauchst keine Angst vor ihm zu haben“, flüsterte sie.
    Ingund zitterte und schwieg.
    „Wenn ich es dir sage, musst du mir glauben.“
    Die Angst machte sie selbst beklommen. Wie sollte sie der Elfjährigen erklären, was ihr bevorstand, ohne dass die Kleine den Verstand verlor?
    Mit dem zitternden Geschöpf in ihren Armen durchlebte sie selbst noch einmal die Schrecken, die auch ihr nicht erspart geblieben waren: die Verlobung mit einem

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