Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman
die Sache unauffälliger als bei Merowech vor sich gehen und nach einem Unfall oder einer tragischen Schicksalsfügung aussehen. Außerdem sollte bis dahin ihr ältester Sohn für mündig erklärt werden. Der Junge war inzwischen vierzehn, aber Chilperich beharrte darauf, bis zur Vollendung des fünfzehnten Lebensjahrs zu warten, wie es in der Familie bisher immer gehandhabt wurde.
Chlodowech schielte zur Truhe, während er Rigunth, die sich wie ein gehetztes Tier zu ihm flüchtete, zögerlich einen Arm um die Schultern legte.
„Wenn es nichts weiter gibt, könntest du mich mit meiner Tochter allein lassen. Rigunth, komm her zu mir! Ich hab mit dir zu reden.“
„Ich bleibe nicht bei dir!“, schrie das Mädchen, riss sich von Chlodowech los und rannte hinaus.
Erst abends erfuhr Fredegund die wichtigste Nachricht des Tages und ärgerte sich, dass Chlodowech kein Sterbenswörtchen darüber hatte verlauten lassen. Der Kronrat hatte getagt, und es war um eine ernste Angelegenheit gegangen. Nur um was? Sie kam sich wie eine Närrin vor, während ein unbedeutender kleiner vicarius , der als Sekretär fungiert hatte, atemlos vor Stolz die mehrstündige Beratung erwähnte.
Ein Bote von Kaiser Tiberius war eingetroffen. Um nicht als dumme unwissende Kuh dazustehen, fragte sie den Mann nicht nach Einzelheiten, sondern geduldete sich, bis sie mit Chilperich im Schlafgemach allein war.
„Was will der Kaiser? Und warum sagt mir niemand was?“, fragte sie.
Chilperich hatte das Obergewand und die Wadenwickel abgelegt, im Sommer trug er sie ohnehin ungern. Am rechten Schienbein hatte sich ein nässendes Geschwür gebildet, das er mit schmerzlich verzogenem Gesicht vorsichtig untersuchte. Der Arzt hatte es ausbrennen wollen, aber er hatte sich geweigert und es nur straff verbinden lassen. Eiter quoll heraus, sobald er auf die Stelle drückte. Fredegund schüttelte angewidert den Kopf, befeuchtete aber ein Tuch mit Wein und trat näher.
„Lass mich das machen. Setz dich.“
Chilperich stöhnte mit zusammengebissenen Zähnen, als sie den Eiter herausdrückte, bis zuletzt helles, reines Blut hervorquoll, das sie geschickt mit dem angefeuchteten Tuch abtupfte. Zum Schluss goss sie ein wenig Wein über die Wunde. Sie sah grässlich aus.
„Gib her!“ Chilperich nahm ihr den Weinkrug ab und trank, schauderte und trank weiter.
„Die Botschaft!“, mahnte Fredegund und betrachtete ihn mit mehr Nachsicht als seit Langem. Nun stöhnte er wieder vor Schmerz, während sie die Wunde mit einem sauberen Leinenstreifen frisch verband. Als sie fertig war, drückte er seinen Kopf gegen ihren Leib und legte einen Arm um sie.
„Der Kaiser fordert Hilfe im Kampf gegen die Langobarden, mit denen er allein nicht fertig wird. Wie es aussieht, dringen sie aus der Poebene immer weiter nach Süden vor, und er will sie aus ganz Italien hinausjagen, am liebsten zurück nach Pannonien und noch weiter nach Osten. Er braucht uns.“
„Mag sein. Aber was schert uns das?“
Chilperich schob sie von sich, stand auf und stellte den Weinkrug beiseite, bevor er sie wieder an sich zog und ihren Rücken zu streicheln begann. Also wollte er mit ihr schlafen. Falls ihm die Geschichte mit Rigunth zu Ohren käme, würde er sich darüber aufregen und da war es gescheit, vorher nett zu ihm zu sein, nett genug, dass er sich später noch daran erinnerte.
Statt die Lampen zu löschen, zündete sie einige zusätzliche an. Schließlich bot sie nackt immer noch einen Anblick, der sich lohnte. Er sollte sie sehen, wenn sie sich unter oder auf ihm wand. Aber erst einmal musste sie ihn zappeln lassen. Sie machte sich von ihm los, zog sich die Nadeln aus dem Haar und schüttelte ihre lockige rote Mähne aus. Er mochte ihr Feuerhaar.
„Bitte, was ist mit dem Kaiser? Was sagt der Rat zu seiner Forderung?“
„Wir werden eine Delegation zu ihm nach Konstantinopel schicken und verhandeln, das verschafft uns Zeit.“
Sie begann sich auszukleiden und wehrte ihn ab, als er ihr helfen wollte. Daraufhin setzte er sich aufs Bett, sah ihr zu und entledigte sich eher beiläufig seiner restlichen Kleidung.
Inzwischen hatte sie auch Unterkleid und Hemd abgelegt. Sie trug nur noch das knappe seidene Mieder, das ihre vollen Brüste nach oben drückte. Die Schenkel leicht geöffnet, nahm sie auf einem Hocker Platz und bürstete scheinbar seelenruhig ihr Haar.
„Komm ins Bett“, nuschelte er heiser, die lüstern vorquellenden Augen auf ihre entblößte Scham gerichtet.
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