Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
Vom Netzwerk:
Lupus.“
    „Ausschlaggebend ist nur meine Meinung, und die steht fest.“ Sie wollte nicht länger eine bemitleidenswerte Witwe sein, mit der jeder seine Spielchen treiben konnte. Ein Sohn König Chlotars war als Ehemann Gold wert, gleichgültig ob legitim, illegitim oder nur ein Lügner. Hauptsache, er hielt ihr gegen die Räte den Rücken frei und wenn nötig, auch gegen Chilperich und Guntram. Vielleicht taugte er ja sogar etwas im Bett. Sie lächelte versonnen.
    In diesem Moment steckte ein Diener den Kopf zur Tür herein und gab ihr ein Zeichen. Sie nickte. Gleich darauf erschien Fortunatus.
    „Was hat dich aufgehalten?“, fragte Gogo ungnädig.
    Fortunatus verneigte sich formvollendet vor Brunichild, die rasch auf ihn zutrat, ihn umarmte und auf beide Wangen küsste. „Gogo will sagen, dass wir uns freuen, dich wohlbehalten hier zu sehen.“ Sie wich einen Schritt zurück und runzelte die Stirn. „Allerdings hatten wir dich wenigstens zwei Wochen früher erwartet. Die Delegation soll schließlich noch in diesem Jahr nach Konstantinopel aufbrechen. Du musst vor dem Winter die Alpen überqueren.“ Wie es hieß, hatte Chilperich seine Diplomaten längst auf die Reise geschickt. Es würde sie ärgern, wenn ihre Unterhändler aufgrund ihres späten Eintreffens eine schlechtere Verhandlungsbasis hätten. Es sah nach einem Wettrennen aus, das sie unbedingt gewinnen wollte. Vor allem sollten ihr Chilperichs Abgesandte bei der Verhandlung über die Heirat nicht dazwischenpfuschen.
     Sie hatte Fortunatus strenges Stillschweigen auferlegt, um seine eitle Geschwätzigkeit einzudämmen. Der Dichter trug sein Haar noch kürzer als gewöhnlich, und sie fragte sich, ob er inzwischen die Priesterweihe erhalten hatte und ob das an seiner Verwendbarkeit als Abgesandter etwas ändern würde. Eine Tonsur hatte er sich nicht scheren lassen.
    Fortunatus verneigte sich nun auch vor Gogo. „Es tut mir leid. Ich war in Orléans in Kämpfe verwickelt. Mit Wittiges.“
    „Mit Wittiges?“, riefen Gogo und Brunichild gleichzeitig.
    Fortunatus freute sich über die ungeteilte Aufmerksamkeit der beiden, die ihn nun mit Fragen bestürmten und kaum Zeit für die Antworten ließen. Er sei gerade noch mit dem Leben davongekommen, betonte er mehrfach, aber Wittiges ...
    Wittiges war sofort einverstanden gewesen, ihn auf die Reise nach Metz zu begleiten, die sie etwa eine Woche nach seinem Eintreffen in Tours angetreten hatten. Auf seinen Wunsch hin waren sie über Orléans gereist, angeblich die bessere Route. Und erst ein paar Meilen vor der Stadt hatte er ihm von dem Brief an Guntram und der Nachricht eines Händlers erzählt, die er in Tours erhalten hatte. Eine Armee des Königs befand sich im Anmarsch auf Orleáns. Der Händler hatte das Heer mit seinem Schiff auf der Loire überholt. Vor der Stadt gerieten sie dann in die Kämpfe, die die ganze Umgebung von Orléans in Flammen setzte. Eine Weile konnte sich Fortunatus an Wittiges’ Seite halten, in seinem Schutz gewissermaßen, aber dann ... Er schauderte, gefangen in der Erinnerung. Wittiges schrie auf, trieb seinen Hengst an und preschte durch die feindliche Linie auf einen Mann zu, das Schwert zum Schlag erhoben. Fortunatus bemerkte noch, wie er von mehreren Gegnern zugleich angegriffen wurde. Als letztes sah er einen von ihnen zuschlagen, es war ein unausweichlicher, ein tödlicher Schlag gewesen, und noch während Wittiges fiel, hatten sich andere Krieger ins Sichtfeld gedrängt. Es war unmöglich gewesen, ihm beizustehen.
    Begriffen die beiden, was er ihnen schonend beizubringen versuchte?
    „Wittiges ist tot?“, fragte Brunichild mit tonloser Stimme. Sie legte die Hand über die Augen. „Nein! Sag mir, dass das nicht wahr ist“, stammelte sie.
    „Er hatte keine Chance zu entkommen.“
    „Nein“, widersprach Brunichild abermals wild. „Nicht Wittiges. Über ihn wachen die Heiligen, ich weiß es. Er kann nicht tot sein.“ Er war ihr der Liebste von allen, schon immer gewesen, selbst wenn sie miteinander gestritten und sich gegenseitig verletzt hatten wie sich nur Menschen verletzen, die einander etwas bedeuten. In gewisser Weise war er ihr ähnlich. Beide waren sie stets von Zweifeln geplagt, ständig im Zwiespalt, rechteten sie mit sich selbst und suchten doch nur nach Sicherheit und Liebe. Er konnte nicht tot sein. Nicht er.
    Das letzte hatte sie laut gedacht.
    Fortunatus wusste kaum, was er noch sagen sollte. Der Tod dieses einen Gefolgsmannes trat die Königin

Weitere Kostenlose Bücher