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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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viel tiefer, als er gedacht hatte. Dabei war Wittiges gar kein so großes Licht bei Hof gewesen. Nun, es waren nicht immer die Besten, die das Herz der Mächtigen rührten. Er selbst hatte häufig den Dank oder die Beachtung entbehren müssen, die er eigentlich verdient hatte. Wie hätte sie denn reagiert, wenn er in den Kämpfen umgekommen wäre? Ein wenig traurig?
    Es machte ihn verlegen, sie so verstört zu erleben.
    „Glaub mir, ich sah ihn fallen, und dann musste ich ...“
    „ ... meinen eigenen Hintern in Sicherheit bringen“, ergänzte Gogo dumpf.
    „Ich bin nun mal kein Krieger“, bemerkte Fortunatus beschämt.
    Brunichild begann zu schluchzen, ihr ganzer Körper bebte wie im Fieber. Als Fortunatus wieder sprechen wollte, winkte sie vom Schmerz überwältigt ab.
    Er nahm sich die Freiheit, dennoch etwas zu sagen.
    „Er hatte zwar diesen Brief an Guntram geschrieben, aber in Wahrheit ging es ihm keineswegs darum, der Sache des Friedens zu dienen und eine Verschwörung niederzuschlagen, deren Auswirkungen auch Austrasien zu spüren bekommen hätte.“
    Gogo runzelte irritiert die Stirn, als ob er das eben Gehörte doch sehr infrage stellte. 
    „Es ging ihm“, fuhr Fortunatus dennoch fort,  „um nichts anderes als die Rache für seinen toten Sohn. Daher diese mörderische Wut, mit der er kämpfte, daher die Tollkühnheit, mit der er sich in Gefahr brachte. Er hat sein Leben weggeworfen. Kann man das verstehen? Er machte einen gewissen Leudemund für den Tod seines Sohns verantwortlich, und dieser Mann gehörte zu den Anführern der Verschwörung.“
    In Gogos finsterer Miene wetterleuchtete es, und es kostete Fortunatus eine gewisse Anstrengung, sich davon nicht angegriffen zu fühlen. Schließlich sagte er nichts als die Wahrheit, so schmerzlich sie auch war.
    „Leudemund“, knurrte Gogo wie zu sich selbst, „der Name sagt mir was. Der Kerl galt als treuer Gefolgsmann Guntrams. Er war comes irgendwo im Süden und führte seine Abstammung auf die alten Burgunderkönige zurück, aber wir wissen ja, was von solchen Behauptungen zu halten ist. Könnte aber doch wahr gewesen sein, wenn sich Leudemund an die Spitze dieser Verschwörung gestellt hat.“
    „Das behauptete auch der Abt des Klosters, in dem ich mich erholt habe. Er kannte Wittiges. Und er hatte schon früher von den Gerüchten gehört, dass es einige Leute gab, die die alte Burgunderherrschaft wieder errichten wollten“, warf Fortunatus ein.
    Brunichild hatte nicht mehr zugehört. „Wittiges’ Tod wird Aletha das Herz brechen. Dabei ist ohnehin nicht mehr viel Leben in ihr. Felix ist also ebenfalls tot? Das ist ganz sicher?“ Sie hob den Kopf.
    „Das hat mich Wandalenus auch gefragt.“
    „ Wer ?“
    Zum ersten Mal wurde Fortunatus unsicher. Warum regte Brunichild sich denn nun auf?
    „Noch mal, sag uns: Wem du das alles brühwarm erzählt hast!“, blaffte Gogo.
    Fortunatus mochte Menschen nicht, die laut wurden, und Gogo war sehr laut geworden. Es war eindeutig, gegen wen sich sein Zorn richtete, aber Fortunatus fühlte sich vollkommen unschuldig. Er hatte nicht über die Mission nach Konstantinopel geredet, sondern nur über den Tod eines anstrustios , und damit über ein Ereignis, das ohnehin bald die Runde machen würde.
    „Wandalenus. Durfte ich nicht mit ihm reden? Aber er ist Ratsmitglied! Er war sehr besorgt über das, was ich ihm mitgeteilt habe. Ich traf ihn gestern Abend, als ich gerade angekommen war. Ja, sie sind beide tot, Wittiges und Felix, jemand muss es seiner Witwe sagen. Ich glaube, Wandalenus wollte es tun.“
    „Wandalenus will zu Aletha nach casa alba ?“ Brunichild zuckte zusammen. „Wann?“
    Sollte er wahrheitsgemäß antworten? Fortunatus quälte sich mit Unsicherheit. Nun fiel ihm ein, wie begierig ihm Wandalenus gelauscht hatte, als ob er endlich eine Nachricht erhalten hätte, auf die er schon lange gehofft hatte. Er war ihm geradezu dankbar gewesen für das Vertrauen, das er ihm mit der Mitteilung erwies.
    „Es hörte sich so an, als wollte er gleich heute ...“
    „Gogo?“, schrie Brunichild. „Kannst du ihn noch aufhalten?“
    „Aufhalten? Wieso?“, erkundigte sich Fortunatus verwirrt.

Kapitel 4
    580-584: Der Tod des Königs
    1
    Wittiges war gewillt, Buße zu tun und um Vergebung zu bitten. Buße dafür, dass er den Hasenfuß Fortunatus seinem Schicksal überlassen hatte, sobald er Leudemund im Schlachtgewühl entdeckt hatte. Um Vergebung wollte er bitten, weil er das Schicksal allzu

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