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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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Anspannung, die mir schon aufgefallen ist, als du das erste Mal herkamst. Menschen, die mit sich und Gott im Reinen sind, bewegen sich anders, ihr Blick ist stetig und flattert nicht wie deiner, noch zeigt ihre Haut diesen fahlen Schimmer, als würden die Säfte in deinem Körper nicht gehörig zirkulieren. Dabei bist du ein Mensch, der über Kraft und Wendigkeit verfügt - normalerweise.“
    „Und wenn es so wäre, wie du glaubst?“
    „Dann rate ich dir, nach Tours zu pilgern und alles, was dich bedrückt und unglücklich macht, dem heiligen Martin anzuvertrauen. Du wärst nicht der Erste, der bei ihm Klarheit und Ruhe fände. Er heilt und besänftigt, und er tilgt alte Schuld, wenn sich der Schuldige reuig zeigt.“
    Der Abt erinnerte Wittiges an Pontus; es war die gleiche praktische Art des Glaubens, die aus den grauen Augen strahlte, und Güte, die in Menschenliebe wurzelte. Wittiges war geneigt, diesem Mönch sein Herz auszuschütten, endlich alles, was ihn so lange schon belastete, hervorzuholen und vor einer mitleidigen, aber nicht sentimentalen Seele auszubreiten, ihn um ein Urteil über seine Verfehlungen zu bitten und die Gnade der Absolution. Zu bereuen hatte er viel, angefangen beim Tod einer schönen jungen Frau, deren Sprache er nicht einmal sprach und deren Namen er nie erfahren würde. Aber er fürchtete sich davor, auf Felix und die burgundische Verschwörung zu kommen, die besser ein Geheimnis blieb, bis Guntram davon erfuhr.
    Der Abt legte ihm sanft eine Hand auf den Arm. „Noch einmal: Geh nach Tours und bitte Martin um Heilung für deine verletzte Seele. Ich erkenne diejenigen, die mit Gott hadern. Du bist einer von ihnen, und du solltest nicht in diesem Zustand der Umnachtung verharren. Und überlass die Sorge für den Brief uns, wir werden ihn sicher dem König überbringen. Es wird uns ein Anliegen sein, dass er so rasch wie möglich in seine Hände gelangt.“
    Wittiges lauschte der Stimme, prüfte sie auf Unaufrichtigkeiten, konnte aber nichts dergleichen entdecken. Und irgendwie kam ihm die Erleuchtung, dass der kleine Mann ihm das Richtige geraten hatte. Er würde nach Tours reiten und dort auf Nachrichten aus Orléans warten. Es war nur eine Zweitagereise, wenn er sich ranhielt. Sobald sich ein größerer Kriegertrupp Guntrams Orléans näherte, würde sich die Kunde früher oder später bis Tours verbreiten, dafür sorgten schon die Händler, die auf der Loire Waren von einer Stadt zur anderen transportierten. Dann war hoffentlich noch Zeit genug, in den Kampf einzugreifen. 
    Zwei Tage später erreichte Wittiges Tours und begegnete dort jemandem, mit dem er nicht im Entferntesten gerechnet hatte.
    Es war Fortunatus, sein Gefährte auf der Reise zu den Awaren. Er verließ gerade ein Kloster, dessen Pilgerhaus Wittiges vom Abt in Orléans empfohlen worden war.
    „Hab gerade an dich gedacht“, sagte Fortunatus und lächelte breit. „Du bist kein Geist? Ein bisschen sieht du nämlich so aus.“
    Wittiges umarmte ihn mit plötzlich aufwallender Herzlichkeit. Es tat gut, ein vertrautes Gesicht zu sehen. „Und was zum Teufel machst du hier? Ich hab gewiss nicht an dich gedacht. Du bist der Letzte, den ich hier erwartet hätte.“
    „Dann bist du nicht auf dem Laufenden.“ Fortunatus spähte an ihm vorbei zu Odilo, der mit den Hufen scharrte. Der Hengst wollte nach einem gnadenlos fordernden Ritt einen Stall und eine Raufe voll Heu. „Mit diesem Pferd bist du hier? Sieht aus wie dein altes. Wie hieß es noch mal?“
    Wittiges verspürte wenig Lust, mit Fortunatus Erinnerungen an Bauto aufzuwärmen, und überhaupt tat ihm diese Begegnung jetzt schon leid. „Zieh du nur deiner Wege. Und wenn du gütigst erlaubst, dann lass mich endlich eintreten. Nicht nur mein Pferd ist hungrig und durstig.“
    „Daher das geisterhafte Aussehen!“ Fortunatus riss mit Schwung die Klosterpforte auf und winkte Wittiges samt Pferd hindurch, kam aber direkt hinter ihm herein und ließ sich auch nicht abwimmeln. Wittiges war bei der Wahl seiner Unterkunft blindlings der Empfehlung gefolgt, musste aber nun feststellen, dass er in einem Kloster abstiegen war, das unter dem besonderen Schutz Gregors stand, des streitbaren Bischofs von Tours. Das erzählte Fortunatus Wittiges auf dem Weg zum Gästehaus, das sich als wesentlich nobler erwies, als Wittiges erwartet hatte. Knechte eilten auf ihn zu und wollten ihm Odilo abnehmen, der aber wenig davon hielt und kräftig auskeilte. So suchte er mit ihm den Stall

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