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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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Chalon sicher erreichen. Du kennst den Weg dorthin, wir sind ihn zusammen geritten. Verstehst du? Ich vertraue dir die Kinder an. Und nun geh.“
    Auf der Gartenseite der Villa führte ein kaum erkennbarer Pfad zum Wald hinauf, von dort war es nicht mehr weit zum Versteck, der Eremitenhöhle. Pontus wollte dort die Nacht abwarten und sicher hatte er recht damit.
    Wittiges legte sich in der Nähe des Eingangs zur Villa auf die Lauer, um das Eintreffen von Wandalenus’ Trupp zu beobachten. Er hatte es sich schon gedacht: Wandalenus kam selbst, er ließ es sich nicht nehmen, die Beute, die nun endlich ihm gehörte, eigenhändig in Besitz zu nehmen. Wie so viele andere vor ihm verlor Wittiges seinen gesamten Besitz. Aber er war das Risiko bewusst eingegangen, es war seine eigene Entscheidung. Das unterschied ihn von den vielen, die nur Spielbälle der Mächtigen waren. Dennoch wurde es für ihn nicht leichter. Er kam sich entwurzelt und beraubt vor, und es fiel ihm schwer, sich überhaupt noch auf den Weg nach Reims zu  begeben. Auf die Begleitung von Knechten hatte er verzichtet. Es war einfacher, das, was er sich vorgenommen hatte, allein anzugehen.
    In Reims beschaffte er sich erst einmal ein sicheres Quartier in einem kleinen Kloster, dem er schon öfter Geld oder Vorräte gespendet hatte, dann spielte er seine Verbindungen zu den Händlern der Stadt aus. Erst auf kleinen, geheimen, dann auf immer größeren Versammlungen zeigte er Sigiberts Handgelenksring vor und hielt flammende Reden gegen den Krieg, die ohne Einschränkung auf Beifall stießen. Aber inzwischen sammelten sich die Truppen in der Stadt und vor der Stadt. Reims quoll vor Bewaffneten geradezu über, und er musste sich immer vorsichtiger durch die Gassen bewegen. Die ersten Heerführer trafen ein, einige gehörten dem Rat an. Nun wurde es für Wittiges gefährlich.
    Allerdings brauchte er gar nicht mehr überall selbst zu reden. Der Widerstand organisierte sich selbst, die Leute traten überall in den Gassen zusammen, Krieger wurden auf offener Straße angehalten und in Gespräche verwickelt. Die Ereignisse gerieten in Fluss und noch schritt keiner der Machthaber ein.
    Wandalenus weilte noch auf casa alba . Die größte Gefahr bestand darin, dass er vorzeitig Wind von dem Geschehen bekam. Eins war inzwischen sicher: Die Bevölkerung wollte keinen Krieg. Und dank der Händler, die Verbindungen zu vielen anderen Städten hatten, regte sich auch dort der Widerstand.
    Es wurde Zeit, die eigentliche Brandfackel zu entzünden. Eine knappe Woche nach seiner Ankunft schmuggelte sich Wittiges, in eine Mönchskutte gehüllt, zu Brunichild in den Palast, der er bereits vorher eine Nachricht geschickt hatte. Sein Bote war ein Händler, der Verbindung zu einem der Verwalter hatte und daher ohne Verdacht zu erregen, ein- und ausgehen konnte.
    Brunichild erwartete ihn mit Bertho in einem ihrer Privaträume.
    „Wittiges!“, rief Bertho erstaunt, als er die Kapuze der Kutte abstreifte. „Was tust du hier?“
    Wittiges hatte wenig Lust, sich mit ihm zu unterhalten, die Zeit drängte. „Vertraust du mir noch?“, fragte er ihn.
    Bertho trat einen Schritt zurück und legte den Kopf schief. „Kann ich das? Wandalenus spricht schlecht von dir.“
    „Aber bestimmt vertraust du mir , deiner Mutter, die sich nichts anderes wünscht, als deine Herrschaft zu sichern. Und ich vertraue Wittiges wie keinem Menschen sonst. Er steht noch zu uns, nachdem sich alle anderen abgewandt haben“, mischte sich Brunichild ein.
    „Was willst du?“, fragte Bertho an Wittiges gewandt, keineswegs überzeugt von den Worten seiner Mutter.
    „Sag den Bürgern von Reims, dass du keinen Krieg gegen Guntram und kein Bündnis mit Chilperich willst, dem Mörder deines Vaters. Sag ihnen, dass die Menschen in Tours und anderswo, wo seine Truppen gewütet haben, Not und Hunger leiden. Glaub mir, kein Mensch will einen Krieg. Komm, sie warten auf dich.“
    „Nein, ich will nicht.“ Das Gesicht des Zwölfjährigen spiegelte nichts als Misstrauen und Widerstand.
    „Aber ich, ich werde sprechen. Du bist ja auch noch zu jung dazu“, sagte Brunichild ruhig. „Du kannst mitkommen oder hierbleiben. Ganz, wie du willst.“
    Bertho kam mit, murrend zwar, aber er wollte nicht zurückbleiben, und nur darauf hatte Wittiges gehofft. Brunichild hatte ein ihr ergebenes kleines Gefolge aus Dienstleuten, Knechten, Mägden und Kriegern ihrer Leibgarde aufgestellt, die sie, Wittiges und Bertho in die Mitte

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