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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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einen halben Tag kosten. Er bog ab, als er die Abzweigung zur Villa erreicht hatte.
    Pontus war im Stallhof beschäftigt, als er eintraf.
    Er wirkte nicht sonderlich erstaunt, aber seltsam bedrückt. „Ist es so weit?“, fragte er nur.
    Wittiges wandte sich an einen Knecht. „Sattle mir ein frisches Pferd und warte damit im Hof. Pontus, wir müssen auf allen Wegen Wachen aufstellen. Sie sollen melden, sobald sich ein fremder Reitertrupp der Villa nähert.“
    „Verstehe.“
    Pontus gab sofort die nötigen Befehle.
    „Dann komm mit ins Kontor.“
    Auf dem Weg dorthin wies Wittiges einen Diener an, etwas zu essen herbeizuschaffen.
    „Bist du so in Eile?“, fragte Pontus.
    „Ja. Ich hab mich vor dem gesamten Rat gegen Wandalenus gestellt. Das heißt, er hat viele Zeugen, die beschwören werden, dass ich ein Verräter bin. Und du kennst das Gesetz. Als Verräter bin ich meine Lehen los. Wie ich Wandalenus einschätze, hat er seine Männer längst losgeschickt, mich hier einzufangen. Entweder heute noch, spätestens morgen sind sie da. Mein Vorsprung kann nicht groß sein. Also nimm die Kinder, geh mit ihnen nach Chalon und stell dich unter Guntrams Schutz, wie wir es abgesprochen haben. Hörst du mir überhaupt zu?“
    „Tritt erst einmal ein.“ Pontus hielt ihm die Tür zum Kontor auf.
    Nachdem sie sich gesetzt hatten, knetete Pontus seine großen Hände und hielt den Kopf gesenkt.
    „Ich hab längst alles Nötige zusammenpacken lassen. Wir können jederzeit aufbrechen.“ Endlich sah er Wittiges an. „Felix ist weg, seit zwei Tagen.“
    „Nein.“
    Ein Diener trat ein, und Wittiges hätte ihn beinahe angeraunzt, sie nicht ausgerechnet jetzt zu stören. Stattdessen wartete er voll nagender Ungeduld, bis der Sklave umständlich eine kalte Mahlzeit abgestellt hatte und bedankte sich höflich.
    „Wir haben ihn überall gesucht, dann hab ich mich mit Ulf unterhalten. Du sprichst am besten selbst mit ihm“, sagte Pontus und schloss die Tür hinter dem Mann.
    „Sag du es mir. Was ist passiert? Was ist zwischen den Jungen vorgefallen?“ Also war die Rivalität schließlich doch ausgebrochen. Sie hatten sich gestritten, und Felix hatte den Kürzeren gezogen. Hatte sich irgendwo beleidigt, verbittert oder gekränkt verkrochen. Jetzt keine neuen Katastrophen, dachte Wittiges, ich bin es so leid, immer wieder gegen neues Unheil anzukämpfen.
    „Iss endlich!“
    Pontus stand schwerfällig auf und ging hinaus.
    „Das kann doch nicht wahr sein!“, schrie ihm Wittiges hinterher. Er bekam nichts herunter.
    Als Pontus mit Ulf zurückkehrte, fiel dieser weinend vor Wittiges auf die Knie. „Ich hab ihn nicht ... ich hab ihn nicht umstimmen können. Ich hab’s versucht“, stammelte er.
    Wie betäubt wartete Wittiges, bis sich der Junge ein wenig beruhigt hatte.
    „Was hast du versucht? Habt ihr euch gestritten?“
    „Nein, haben wir nicht.“ Ulf konnte vor Erschütterung kaum sprechen. „Felix hat ... er hat ...“
    Wittiges stand auf und schüttelte ihn. „Reiß dich zusammen!“
    Ulf nickte, wischte das nasse Gesicht am Ärmel ab. „Er hat gesagt, er gehört nicht mehr hierher. Daran könne er nichts ändern. Ich hab versucht, ihm das auszureden. Denn das stimmt doch gar nicht. Er gehört hierher, nicht wahr? Wenn nicht er, wer dann?“
    Wie hatte er so an Ulf zweifeln können? Wittiges zog ihn hoch, schloss ihn in die Arme und schämte sich. Über seinen Kopf hinweg starrte er Pontus ratlos an. „Was hab ich falsch gemacht?“
    Pontus hatte die Arme vor der Brust verschränkt und die Hände in den Kuttenärmeln verborgen. „Nichts, du nicht und ich auch nicht. Wir konnten nur die zwei Jahre Gefangenschaft nicht auslöschen. Wir haben ihn nicht halten können.“
    Wittiges schaute Ulf in die Augen.
    „Er hat dir gesagt, dass er fortgeht?“
    „Nein, nein, das hat er nicht! Dann hätte ich bestimmt nicht geschwiegen.“
    Wittiges betrachtete das junge, kummervolle Gesicht, das so sehr seinem eigenen glich. Ulf litt unter Felix’ Verschwinden, wie er schon einmal gelitten hatte. Ihn traf keine Schuld, höchstens hatte er sich durch sein Verständnis von Freundschaft irreleiten lassen, dieser heiligen Verschwiegenheit, wie sie zu einer echten Freundschaft dazugehörte.
    Ein Knecht platzte herein, er keuchte noch vom schnellen Laufen.
    „Kommen sie?“, fragte Wittiges.
    Der Knecht nickte, Pontus eilte bereits davon.
    „Ulf, du bist mit Pontus dafür verantwortlich, dass deine Schwester und die Zwillinge

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