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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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nahmen und sie bis zu einem Umgang geleiteten, von dem aus Brunichild zu der versammelten Menge sprechen sollte.
    Als sie die Tür auf den Umgang erreicht hatten, legte Brunichild den dunklen Mantel ab, der ihre Seidenrobe in königlichem Purpur verhüllt hatte. Eine Dienerin setzte ihr einen breiten goldenen Stirnreif auf und zog den Prunkgürtel zurecht, an dem goldene Stierkopfanhänger befestigt waren. Aber das wichtigste Herrschaftszeichen, das sie dem Volk vorweisen würde, war Sigiberts Handgelenksring, den ihr Wittiges zurückgegeben hatte.
    Brunichild holte tief Atem und trat auf den Umgang hinaus. Sofort brandete Jubel auf.
    Einige Instrukteure skandierten einen Ruf, der rasch von den umstehenden Leuten aufgegriffen und weitergetragen wurde.
    „Königin Brunichild soll sprechen!“ Irgendwann schrie die Menge nur noch ihren Namen: „Brunichild! Brunichild!“
    Der Hof wimmelte inzwischen auch vor Bewaffneten, wie viele eingeschworene Anhänger von Wandalenus darunter waren, ließ sich nicht sagen. In der Menge tauchten einige Ratsmitglieder auf, und als Wittiges nach links und rechts in den Umgang spähte, rückten von beiden Seiten Bewaffnete unter der Leitung von zwei Heerführern heran, die an der Beratung in Metz teilgenommen hatten. Langsam wurde die Lage brenzlig für ihn.
    „Fang an“, schrie Wittiges Brunichild ins Ohr.
    Sie hob die Hand, und beinahe augenblicklich trat Stille ein.
    Dann winkte sie Bertho zu sich und legte ihm die mit dem königlichen Siegelring geschmückte Hand auf die Schulter.
    „Halt dich gerade“, zischte sie ihm zu. „Du bist der König.“
    Bertho, überwältigt von der wogenden Menge, die zu ihm emporstarrte, straffte sich.
    Wittiges staunte, welch gute Rednerin Brunichild in dieser Krisensituation war. Zwar wurde sie immer wieder durch Rufe unterbrochen, aber sie ließ sich nicht beirren. Sie sprach weiter, setzte neu an, variierte das bereits Gesagte mit anderen Worten. Sie beschwor das Andenken an Sigibert, hob seine stets aufrechte, auf das Gemeinwohl bedachte Haltung hervor, erinnerte in von Schluchzern unterbrochenen Wendungen an seinen schmählichen Tod und warnte eindringlich vor einem Kriegsbündnis mit dem Mann, der für seine Ermordung verantwortlich war. An der Reaktion der Leute merkte man, dass dies ihr stärkstes Argument war. Zuletzt verwies sie auf Bertho, Sigiberts Erben. Sie legte ihm beide Hände auf die Schultern und schob ihn an die Brüstung, damit ihn auch alle sahen.
    Sobald sie ihre Ansprache beendet hatte, hob Wittiges die Hand und rief mit donnernder Stimme: „Huldigt eurer Königin! Huldigt Bertho, unserem König.“
    Eine Bewegung erfasste die Menge und breitete sich in immer größer werdenden Kreisen aus. Unten im Hof sanken die Menschen auf die Knie oder beugten tief die Häupter.
    Kein Zweifel: Das Volk stand hinter seiner Königin.
    „Wir haben gesiegt, oder?“ Brunichild strahlte Wittiges an.
    „Ich denke doch“, antwortete er.
    Hinten im Hof tauchte ein neuer Trupp Bewaffneter auf und in ihrer Mitte - Wandalenus.
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    „Es geht dir gut?“, fragte Brunichild freundlich und betrachtete Wittiges. Für das, was er hinter sich hatte, sah er recht wohl aus.
    „Nein“, antwortete er prompt. „Aber danke der Nachfrage.“
    Wandalenus hatte ihn verhaften lassen. Es geschah, nachdem er Brunichild in ihre Gemächer zurückbegleitet hatte. Unten in der Eingangshalle hatten ihm Wandalenus’ Männer aufgelauert, ihn entwaffnet und eingekerkert. Brunichild hatte erst nach zwei Wochen davon erfahren. Denn fast sofort nach ihrer ersten Ansprache hatten sich Anhänger um sie geschart, die noch vor einer Woche für den Krieg gestimmt hatten und nun anderen Sinnes geworden waren. Sie hatten sie gedrängt, sich auf eine Rundreise von Stadt zu Stadt zu begeben. Es war alles sehr schnell gegangen. Sie hatte überall Ansprachen gehalten, die den Widerstand der Bevölkerung stärkten. Wittiges hatte ihr von der Besetzung seines Guts erzählt, also hatte sie gedacht, dass er nach casa alba geeilt war, um mit Hilfe einiger Getreuer sein Eigentum zurückzuerobern. Eigentlich hatte es sie geärgert, dass er sich ohne Abschied davongemacht hatte.
    Inzwischen war klar, dass die unmittelbare Gefahr eines Bruderkriegs, in den Austrasien eintreten sollte, abgewendet worden war. Der Heerbann löste sich von selbst auf, die Krieger kehrten in ihre Dörfer zurück.
    „Deine Manieren lassen nach“, wies sie ihn zurecht. „Es tut mir leid, dass ich deine

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