Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman
erfreulich zu hören, dass doch noch etwas an dir lebendig ist, und wenn es das Ding in deiner Hose ist.“
Er war einfach nicht aus dieser missvergnügten Ruhe zu bringen. „Sie hat mir ihre Kinder anvertraut. Da sie keine Königskinder sind, müssen sie nicht notwendigerweise ohne ihre Mutter aufwachsen.“
Wandalenus hatte diesmal noch mehr bewegliche Güter mitgehen lassen als beim letzten Mal, aber er hatte die geheimen Vorräte im Keller nicht entdeckt, so dass genügend Saatgut für die Frühjahrsbestellung der Felder vorhanden war. Darüber war Pontus herzlich froh. Wittiges hatte ihn und die Kinder gleich nach seiner Haftentlassung aus Chalon zurückgeholt. Das Leben nahm allmählich wieder seinen gewohnten Gang auf.
Aber ein Jahr später musste Wittiges doch noch in den Krieg ziehen.
Der Kaiser von Ostrom war gestorben, und sein Nachfolger Mauricius bestand auf der Einhaltung der Verträge, die Unterstützung gegen die Langobarden zusicherten. Schließlich war dafür gezahlt worden. Zwar war das Geld nie nach Metz gelangt, aber daran war nicht der Kaiser schuld.
Nach einem raschen Sieg über die Langobarden in Mittelitalien war das austrasische Heer gerade wieder in Marseille eingetroffen, als mehrere Boten kurz hintereinander aus dem Norden eintrafen. Dux Lupus, nach seiner Rückkehr in den Rat zum patricius ernannt, zum obersten Heerführer, rief nach Anhörung der Boten einen kleinen Kriegsrat ein.
Es war nur eine Gruppe von vier Männern, die sich im Obergeschoss der schönen Residenz des Statthalters von Marseille zusammenfand. Außer Lupus selbst waren nur sein Bruder Magnulfus, comes Dynamius und Wittiges zugegen.
„Die Lage hat sich geändert. Wir können noch nicht nach Hause. Brunichild will, dass wir einen Schwenk ins westgotische Reich machen, um ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn zu Hilfe zu eilen“, eröffnete Lupus das Gespräch.
Magnulfus stöhnte. „Muss das sein? Wie wichtig ist uns das?“
„Das müssen wir uns gut überlegen“, meldete sich Dynamius. Im Frühjahr 584 hatte Guntram seine Hälfte von Marseille zurückgegeben und damit ausdrücklich das Bündnis mit Brunichild und Bertho gefestigt. Dynamius gebot nun über die gesamte Stadt, und es lag ihm daran, seine Stellung erst einmal zu festigen. Ein neuer Feldzug kam ihm äußerst ungelegen. „Was sagst du dazu, Wittiges?“
Wittiges war Brunichilds Auftrag wiederholt als Unterhändler nach Chalon gereist und hatte nebenbei nach Felix gefahndet. Er hatte Hinweise erhalten, dass es immer noch Anhänger des alten burgundischen Königshauses gab, und er vermutete Felix unter ihnen. Aber wie sollte er herausfinden, wo er steckte? Wollte er überhaupt gefunden werden? Dieses Mal war er nicht entführt worden, sondern hatte aus eigenem Entschluss die Familie verlassen und die alten Bindungen aufgegeben. Wittiges dachte oft an diesen verschollenen Sohn, dessen Verlust ihn schmerzte wie eine nicht heilen wollende Wunde.
„Ich bin ganz deiner Meinung, Dynamius“, kam Lupus Wittiges’ Antwort zuvor. „Wir sollten darüber nachdenken, ob wir tatsächlich einen Feldzug gegen Toledo anhängen sollten. Es spricht einiges dagegen.“ Er lächelte versonnen.
Wittiges sehnte sich nach Heimkehr. Er war mehrmals verwundet worden, zum Glück nur leicht, trug aber gegenwärtig den linken Arm in einer Schlinge. Von dem Schwerthieb, der ihn getroffen hatte, würde günstigenfalls eine hässliche Narbe zurückbleiben, und ungünstigenfalls ... Die Wunde hatte sich entzündet, und er spürte beständig einen klopfenden Schmerz. Sollte sich Brand entwickeln, drohte ihm die Amputation. Daran wollte er nicht denken, aber er hatte leichtes Wundfieber, und es fiel ihm ohnehin schon schwer, dem das Gespräch zu folgen.
„Machen wir’s kurz, ich bin hungrig und hundemüde“, äußerte Magnulfus und gähnte heftig.
Lupus grinste. „Du wirst gleich wieder wach werden. Also, damit du auf dem Laufenden bist: Leovigild hat bei Chilperich um Hilfe ersucht. Wahrscheinlich fürchtet er, dass Brunichild einen Feldzug gegen ihn plant, was ja tatsächlich der Fall ist. Und damit die Hilfe auch geleistet wird, hat er gefordert, dass Chilperich ihm endlich die Braut seines zweiten Sohns schickt. Rigunth.“
„Moment“, hakte Wittiges ein. „Die ist doch schon vor Jahren verlobt worden, fast gleichzeitig mit Brunichilds Tochter. Die muss schon eine alte Jungfer sein. Mindestens zwanzig. Und jetzt erst ...“
„Woher weißt du das,
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