Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman
für meine Rettung von den Toten zeige.“
„Ich bin dankbar, dass du schon wieder missmutig, zornig und unleidlich sein kannst. Das erfordert Kraft, die hattest du gestern noch nicht.“
Wider Willen grinste er. Als Antwort erhellte ein strahlendes Lächeln ihr schönes Gesicht. Sie neigte sich über ihn und küsste ihn ungeniert auf den Mund.
„Willkommen daheim“, sagte auch sie, aber mit einem Unterton, den er lieber überhörte. Nun stemmte er sich doch hoch, es bereitete ihm Qualen, aber es gelang ihm, sich in eine halb sitzende Position zu mühen. aufmerksam, aber bar jeden Mitgefühls sah sie ihm dabei zu. Das besänftigte ihn.
„Wie kommst du hierher? Seit wann bist du da?“
Sie war wieder schwanger, nun merkte er es. Einen Augenblick sah sie in sich versunken vor sich hin, strich über ihren gewölbten Bauch und schaute ihn danach ruhig an.
„Chramm ist tot. Er starb auf der Reise nach Metz. Einige Wochen zuvor hatten wir den Befehl zur Rückkehr erhalten. Wir hatten es nicht gerade leicht bei den Barbaren, es gab immer wieder Missverständnisse, und daher waren wir heilfroh über seine Abberufung. Auf der Reise gerieten wir in einen Hinterhalt. Chramm hat eine Verletzung am Bein davongetragen, die sich entzündete. Wir kamen noch bis Köln, dort hat ihm ein Arzt das Bein abgenommen, aber Chramm starb an dem gleichen Leiden, an dem du beinahe zugrunde gegangen wärst ...“ Sie brauchte nicht weiterzusprechen. Wittiges hatte einen schalen Geschmack im Mund. Wenn das Schicksal eine Person wäre, hätte er ihr gern den Hals umgedreht.
Viola stand auf. „Kann ich dir noch etwas bringen?“
„Nein, danke, ich brauche nichts.“ Nur ein Mittel gegen den Zorn, dachte er. „Geht es den Kindern gut?“, rief er ihr noch nach.
„Sie fragen nach dir, vor allem Agnes und Ulf. Darf ich sie zu dir schicken?“
„Später, am Nachmittag vielleicht.“ Er würde nie wieder über den verlorenen Arm klagen, nahm er sich vor.
11
Fredegund machte sich zur Abreise bereit. Sie wollte Chelles so unauffällig wie möglich verlassen und ihr vier Monate altes Kind mitnehmen. Besser, sie brachte den Kleinen in Soissons oder Paris in Sicherheit. Noch immer staunte sie über das Wunder, das ihr diesen Sohn beschert hatte, der nach seinem Großvater Chlotar genannt worden war. Oder sollte sie ihn an einen ganz anderen Ort bringen? Wo war sein Leben ab morgen am wenigstens gefährdet? Denn von morgen an würde vieles anders sein.
Schade, dass sie ihre Tochter nicht zurückholen konnte.
Rigunth war mit einem gewaltigen Brautschatz unterwegs und musste Toledo in den nächsten ein oder zwei Wochen erreichen. Es hatte einen Kampf um den Schatz gegeben, der ihrer Tochter nicht groß genug sein konnte. Wahrscheinlich hatte sie nicht mehr damit gerechnet, dass sie diese Ehe doch noch eingehen musste. Sie hatte eine schreckliche Vorahnung von Unglück gehabt, das ihr mit dieser Ehe drohte, und da hatte sie ihr leidgetan. Sie lebte ja selbst in ständiger Furcht. Seit jenem Prozess, der ihre Untreue öffentlich gemacht hatte, fürchtete sie sich vor Chilperich. Er hatte zwar irgendwann wieder mit ihr geschlafen, ihr aber nicht mehr vertraut. Er verachtete sie, um genau zu sein. Und darin lag die Gefahr. Jetzt, da sie ihm einen Sohn und Erben geboren hatte, würde er vielleicht nicht mehr lange zögern, sie in einem Kloster lebendig zu begraben, wie er es mit Audovera getan hatte, ihrer Vorgängerin. Gut möglich, dass er sich eine jüngere Frau nahm. All das trieb sie zu handeln. Die Tat würde sie den Austrasiern in die Schuhe schieben, sie wusste längst über Brunichilds heimliche Verbündete am Pariser Hof Bescheid.
Am Abend würde es ein Bankett geben, und sie hatte dem Mann, der bei Chlodowechs Ableben so hilfreich gewesen war, zwei Dolche geschickt, die sorgfältig mit Gift präpariert waren. Eigentlich genügte ein kleiner Kratzer. Zugefügt bei einem Stolpern, einem Anrempeln, den Rest besorgte das Gift. Aber die Einzelheiten überließ sie gern dem Mann, der sich durch seine Erfahrung für diesen Auftrag empfohlen hatte.
12
„Der Botschafter des Khagan Baian will sich verabschieden, er wartet draußen.“ Ein secretarius überbrachte Brunichild die Nachricht. Sie winkte ab. „Er soll warten.“ Seit vier Wochen residierte sie wieder in Reims, hier fühlte sie sich am wohlsten, und Angst um Bertho brauchte sie auch nicht mehr zu haben.
Chilperich war in Chelles ermordet worden.
War es das, was ich
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