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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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kalten Wasser aus dem Krug, den die Awarin zurückgelassen hatte. Wittiges’ Villa verfügte über ein ausgesucht schönes, beheizbares Bad mit verschiedenen Becken, Ruhebänken, einer marmornen Badewanne und natürlich mit fließendem kaltem und warmem Wasser. Ein kleiner Krug mit kaltem Wasser war eine Zumutung. Dennoch fühlte er sich nach dem Waschen besser - und beinahe wohl, nachdem er auch noch Brot und etwas kalten Gerstenbrei hinuntergeschlungen hatte.
    Es erstaunte ihn, dass Kursich diesmal damit einverstanden war, ihm die Schmiede zu zeigen. Bisher hatte er ihm die Bitte stets abgeschlagen, als wolle er ihm auf keinen Fall Einblick in Geheimnisse gewähren, die für die Kriegskunst der Awaren von so großer Bedeutung waren. Ihre Waffen erwiesen sich als überaus widerstandsfähig, und die Klingen blieben über lange Zeit scharf. Die im unteren Drittel leicht geschwungene Form der Klinge entsprach nicht der durchgehend geraden der fränkischen Schwerter, aber darauf kam es Wittiges nicht an. Er wollte etwas über ein Schmiedeverfahren wissen, das Klingen hervorbrachte, die zugleich biegsam und hart waren.
    Auf die Reise hatte er drei eigene Pferde mitgenommen, zwei ausdauernde Stuten und einen Hengst, den er meistens ritt, obwohl Franken, Alamannen und Sueben bei dessen Anblick oft in verächtliches Gelächter ausbrachen. Das störte Wittiges kaum noch, an diese Reaktionen auf seinen Bauto war er gewöhnt.
    Hier hatte sein Hengst nicht einmal ein Naserümpfen hevorgerufen, denn die Pferde der Awaren glichen ihm. Dabei gehörte Bauto zu einer alten Rasse, die weit entfernt von den Weidegründen der Awaren in den Hochtälern Spaniens beheimatet war. Er war klein, falbfarben und hatte wie die awarischen Steppenpferde einen Aalstrich über der Kruppe. Nur seine zweifarbige Mähne deutete auf die andere Herkunft hin. Und vielleicht hing ein awarischer Krieger nicht so an seinem Pferd wie Wittiges. Bauto war ein Gefährte, mit dem ihn gegenseitige Liebe und eine lange gemeinsame Geschichte verbanden.
    Bauto wieherte freudig, sobald sich Wittiges mit Venantius und Kursich näherte. Noch bevor er das Stück Brot hervorholen konnte, das er für den Hengst mitgebracht hatte, schob dieser ihm sein weiches, empfindliches Maul in die Tasche, wusste er doch genau, dass sein Herr nie ohne einen Leckerbissen kam, um ihn für die endlosen Stunden zu entschädigen, die er in einem engen, mit Stricken abgeteilten Pferch zusammen mit den übrigen fränkischen Pferden verbringen musste.
    „Schau dir das an“, sagte Venantius, als sie alle im Sattel saßen, und deutete unauffällig auf zwei seltsame Eisenbügel, in die Kursich die Füße gestellt hatte.
    Diese Bügel, die die Awaren dazu benutzten, um aufzusitzen und sich im Sattel zu halten, erinnerten Wittiges an die Krücken von Krüppeln. Er sah keinen Sinn in diesen Reithilfen, die ihn nur behindert hätten. Aber es erstaunte ihn, dass die Awaren, die als exzellente Reiter galten, sie für unverzichtbar hielten.
    „Ich brauche so etwas nicht“, meinte er abweisend.
    „Du musst sie damit kämpfen sehen“, sagte Venantius leise, aber Wittiges wollte nichts davon hören und trabte an. Allerdings mussten die Pferde bald im Schritt gehen, denn der Pfad, der in langen Windungen zum Donautal hinabführte, war steinig und schmal. Ohnehin ritt Kursich voraus und gab das Tempo vor. Vielleicht dachte er, dass die beiden Franken solche Pfade nicht gewöhnt waren, denn er ritt immer langsamer. Er hatte darauf bestanden, dass nur Wittiges und Venantius mitkamen, alle anderen Männer aus dem fränkischen Gefolge mussten zurückbleiben. Allmählich fühlte sich Wittiges nicht mehr sicher in dieser fremden öden Umgebung, die von dichtem Wald beherrscht wurde.
    Gebüsch säumte den Weg, die Äste der Bäume streiften ihre Köpfe, und armdicke Wurzeln wölbten sich hier und da derartig hoch über den Weg, dass die Pferde springen mussten. Nirgends ein Ausblick. Pure, ungezähmte Wildnis. Wieso lag die geheimnisvolle Schmiede so weit von der Siedlung entfernt? Venantius hatte durch Zufall von der Schmiede gehört und Wittiges davon erzählt. Seitdem war dieser begierig, sie zu sehen. Gelegentlich gelangten awarische Waffen durch Fernhändler bis in die fränkischen Gebiete, waren aber bisher eine teuer bezahlte Seltenheit geblieben. Kursichs Hengst bewegte sich nun so langsam vorwärts, dass Wittiges fast in ihn hineinritt. Tief in Gedanken, schreckte er zusammen. Auf einmal dachte er

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