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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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für sie?“, fragte Ulf.
    „Nein, wir warten, bis Vater und Bauto zurück sind.“ In Felix’ Stimme klang Sehnsucht auf. Die beiden Jungen waren sich darin einig, dass Bauto das schönste und vor allem klügste Pferd auf Erden war – alle Pferde auf dieser Weide waren seine Nachkommen, aber nur fünf von ihnen hatten seine besondere Gabe geerbt und glichen ihm. Alle nannten sie wegen ihres hellen Fells die Falben. Wie die beiden jüngsten Fohlen sich entwickeln würden, konnte niemand vorhersagen. Noch war ihr Fell rabenschwarz. Wenn überhaupt, würde es sich erst später aufhellen. Die Kleinen tollten in wilden Bocksprüngen über das schon hoch stehende Gras.
    „Wann kommt dein Vater zurück?“, fragte Ulf, die Arme auf einen Zaunpfosten gestützt. Neugierig kam eins der jüngeren Pferde näher.
    Felix zuckte nur die Achseln und blickte mit brennenden Augen in die Weite.
    „Hast du Angst?“ Ulf streckte eine Hand aus und streichelte das Pferd, bis es mutwillig den Kopf schüttelte und dem Jungen am Haar zu knabbern begann.
    „Um Vater? Nicht, solange er Bauto bei sich hat“, antwortete Felix leise. Es gab einige Geschichten, wie Bauto dem Vater das Leben gerettet hatte, und alle diese Geschichten hatte er Ulf erzählt.
    „Ja“, sagte Ulf und schob das Pferdemaul von sich. „Wenn ich ein Pferd hätte, dann ...“
    Dann würdest du davonreiten und nie zurückkehren, dachte Felix. „Lass uns zum Bach gehen“, schlug er vor. „Oder noch besser: Gehen wir zur Höhle hinauf, und sehen, was der Heilige so treibt.“
    „Nein!“, entgegnete Ulf.
    „Warum nicht?“
    Zwei Meilen oberhalb von casa alba, tief im Wald verborgen, gab es eine Höhle, die bereits früher einem Eremiten als Behausung gedient hatte. Vor einigen Wochen hatte sich dort ein Wandermönch eingenistet, der aus der ganzen Umgebung Menschen anzog, die auf eine Wunderheilung hofften, ihn in einer schwierigen Lebenslage um Rat baten oder um Fürsprache bei den Heiligen im Himmel anflehten.
    Ulf rang mit sich.
    „Was ist passiert?“, fragte Felix ahnungsvoll.
    „Meine Mutter war dort, wegen meiner Schwester. Gehen wir zum Mühlbach.“
    Felix mochte nicht weiter in ihn dringen, also verließen die beiden die Weide und schlugen den Weg zum Bach ein. Die Ländereien von casa alba erstreckten sich über einige sanfte Hügel und flache Täler, es gehörte auch sehr viel Wald dazu sowie zwei kleine Dörfer, die ein leidlich gut befestigter Weg verband. Am Rand des einen Dorfs lag an einem rasch fließenden Bach die Mühle. das Dorf hieß daher Mühldorf, im Unterschied zum Schmiededorf, dessen besonderes Merkmal die Schmiede darstellte.
    Felix war erst seit zwei Tagen wieder zu Hause und betrachtete alles mit den liebevollen Augen eines Heimkehrers, der seine Heimat allzu lange entbehrt hatte. Auf das Leben bei Hof gab er nichts, im Gegensatz zu Ulf, der nicht genug darüber hören konnte.
    Ihr Ziel war eine felsige Engstelle am Bach. Hier floss das Wasser rascher, bis es sich rauschend in einen tiefen Kolk ergoss, in dem oft Forellen standen.
    Vor Monaten hatten die Jungen mit der Errichtung eines Stegs über die Engstelle begonnen. Ulf war ein geschickter Baumeister mit einem gerade wundersamen Augenmaß. Felsen im Bach bildeten natürliche Brückenlager, die sie nur mit einer Anhäufung zusätzlicher Steine ausbauen mussten. Wegen der starken Strömung war die Arbeit alles andere als ungefährlich. Um nicht in einen Strudel zu geraten oder vom Wasser mitgerissen zu werden, hatten sie ein Seil über den Bach gespannt, an dem sie sich notfalls festhalten konnten.
    Als Nächstes hatten sie Knüppelholz zusammengesucht, das lang genug war, um vom Ufer bis zum ersten Lager zu reichen. Nun galt es, eine Verbindung zwischen den Lagern zu schaffen. Nach einer Weile waren beide bis über die Hüften nass und hatten genug von der Arbeit. Den Rest würden sie später erledigen, aber zu zwei Dritteln war ihre Brücke fertig und sah gar nicht so übel aus.
    Sie ließen sich auf Felsbrocken am Bachufer nieder, und Ulf holte seine Schleuder hervor. Unschlüssig legte er einen Stein ein, ließ dann aber die Schleuder sinken.
    „Der Heilige hat gesagt, Mutter und Otho leben in Blutschande“, sagte er tonlos. „Deshalb ist meine Schwester so.“
    Das Kind war fast ein Jahr alt, konnte aber nicht allein sitzen, bewegte sich kaum und schrie nie, es war nur halb lebendig.
    Blutschande klang wie Todsünde . Felix kannte sich mit solchen Verfehlungen wenig

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