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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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aus.
    „Wieso Blutschande? Sie ist doch nicht mit deinem Bruder verwandt“, wagte er sich vor. „Und mein Vater hat nichts gegen die Heirat einzuwenden gehabt.“
    „Der Heilige sagt, es ist Blutschande, weil ...“ Ulf rang nach den richtigen Worten. „Sie hat den Bruder ihres Sohnes geheiratet, verstehst du?“, sagte er langsam.
    „Du bist bloß Othos Halbbruder.“
    „Trotzdem“, bemerkte Ulf unglücklich und seufzte tief auf. „Ich will weg von hier.“ Er schwieg einen Moment nachdenklich. „Kannst du mich als Knecht mit nach Metz nehmen?“
    Beide wussten, dass dieser Wunsch nie in Erfüllung gehen würde. Ulfs Mutter war eine Sklavin und die Ehe mit Othos Vater nur eine Friedelehe. Ihr Sohn hatte nichts vom Besitz des Vaters geerbt, wahrscheinlich galt für ihn sogar der Sklavenstand. Auf alle Fälle war auch Otho nur ein Halbfreier, der das Land nicht ohne Einwilligung von Wittiges verlassen durfte. An Ulfs Leben würde sich nie etwas ändern, er blieb der Knecht seines Bruders. Felix hatte seinen Vater einmal gefragt, ob er Ulf nicht freikaufen könne, aber das hatte dieser rundweg abgelehnt. In die Verhältnisse seiner Leute mischte er sich nicht ein.
    „Schön wär’s. Du dürftest den ganzen Tag im Stall verbringen, während ich vor Bertho knien muss, der mir den Leudeseid abnimmt, bis mir die Formel aus den Ohren tropft.“
    Ulf grinste flüchtig. „Hat dich wieder gequält, ja? Ist ne’ Pestbeule. Dir geht’s nicht besser als mir. Du bist auch bloß ein Knecht, Berthos Knecht, hörst du. Möchte ich nicht sein.“ Er puffte den Freund in die Seite. Beide lachten.
    Auf dem Rückweg erlegte Ulf mit einem einzigen Schleuderwurf ein Kaninchen, das er seiner Mutter mitbringen wollte. Vorsichtig verstaute er seine Beute in einem großen Stoffbeutel, den er stets mit sich führte. Es musste ja nicht jeder sehen, dass er ein wenig gewildert hatte. Felix würde ihn sicher nicht verraten.
    Als sie das Tor zum Schmiedehof erreicht hatten und Felix sich verabschieden wollte, erblickten sie Otho, der mitten im Hof einem seiner beiden erwachsenen Knechte befahl, das Werkzeug und den kleinen Amboss von dem Karren abzuladen, mit dem er unterwegs gewesen war. Ulfs Bruder war von mächtiger Statur, wie geschaffen fürs Schmiedehandwerk. Er musste etwas über zwanzig Jahre alt sein, wirkte durch die massigen Schultern und den breiten Brustkorb aber älter. Von der Hitze des Schmiedefeuers war seine Haut wie rot gegerbt, und eine wilde braune Mähne fiel ihm auf die Schultern. Er war ein guter Schmied.
    Otho drehte sich um – und sagte kein Wort.
    Er sah Ulf nur an, und es lag eine solch finstere Drohung in seinem Blick, dass es Felix kalt überlief. Dieser Blick dauerte eine halbe Ewigkeit. Felix litt Höllenqualen, obwohl der Blick gar nicht ihm galt. Ulf zitterte sichtlich und verharrte reglos auf der Stelle. Endlich gab Otho ihm mit einem unwirschen Ruck des Kopfes zu verstehen, dass er in den Hof treten solle.
    „Soll ich mit ihm reden?“, wisperte Felix und hielt Ulf am Ärmel fest.
    „Nein!“, raunte Ulf. „Bloß nicht.“
    „Aber ich könnte ...“
    „Nein.“ Ulf riss sich los und setzte sich in Bewegung. Langsam und einigermaßen aufrecht überquerte er den großen Hof.
    Felix war sich noch nie so hilflos vorgekommen. Sollte er nicht doch vortreten und erklären, er sei für Ulfs Ausflug verantwortlich? Er musste nur schnell eine stichhaltige Begründung finden, warum Ulf den ganzen Nachmittag mit ihm vertrödelt hatte. Ihm fiel nichts ein. Außerdem schwante ihm, dass keine noch so einleuchtend klingende Erklärung Eindruck auf Otho machen würde.
    Ulf verschwand in der Schmiede, Otho schickte ihm einen langen Blick hinterher und wandte sich dann wieder dem Knecht und dem Karren zu.
    Felix schlich davon, froh, sich Othos Zorn nicht aussetzen zu müssen. Gleichzeitig schämte er sich, fühlte sich schuldig und vor allem feige. Sein Vater, ging ihm schmerzlich auf, hätte nicht gekniffen. Er hätte alle Vorsicht in den Wind geschlagen und wäre für seinen Freund eingetreten.
    Tief bekümmert lief er nach Hause. Er musste etwas für Ulf tun - nur was? Ihm fiel lediglich ein, dass er so rasch wie möglich erwachsen werden sollte, aber leider ließ sich das nicht von heute auf morgen erzwingen.
    Im Stallhof standen fremde Pferde, und fremde Knechte schwatzten am Brunnen mit einer der Mägde, die ihnen anscheinend einen Krug Bier gebracht hatte. Sobald die Magd Felix bemerkte, ließ sie die

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