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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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ein Herz für Kinder hatte. Für alle Kinder am Hof.
    „Und du wirst es nie mehr vergessen“, sagte Gogo mit seiner tiefen Stimme.
    „Auf eine Reise nach Chalon und einen langen Aufenthalt dort bin ich gar nicht eingerichtet“, erklärte Aletha vorsichtig. „Von solchen Plänen hätte ich wirklich gern früher erfahren.“
    „Felix wird bei mir die Reise über in guter Obhut sein“, erklärte Brunichild gelassen. „Und nun, Kinder, geht hinaus. Vor der Tür warten die Frauen aus meiner Kleiderkammer. Ihr bekommt alle neue Sachen.“
    „Ich auch?“, piepste Chlodosinth und rutschte aufgeregt von Alethas Schoß. „Ich will ein rotes Kleid. Und einen blauen Mantel, der so weit ist.“ Mit ausgestreckten Armen drehte sie sich im Kreis.
    Rigund war aufgestanden und nahm ihre Schwester an die Hand, ihr Buch fest unter den Arm geklemmt. „Du wirst zufrieden sein, mit dem, was du erhältst. Bertho, Felix, kommt ihr?“
    Felix drückte sich an den Stuhl seiner Mutter und umklammerte eine der Lehnen, unfähig, sich zu bewegen.
    „Hast du nicht gehört, Felix? Du bist auch gemeint“, sagte Aletha leise.
    Einen langen Augenblick sahen sie sich an. Auf einmal schüttelte sich Felix, in wilder Panik krallte er sich an seiner Mutter fest. „Ich will nicht.“
    „Doch“, sagte sie ruhig, „du gehst mit den anderen. Alle schauen her.“
    Felix schloss gepeinigt die Augen, verhielt sich einen Moment ganz still und löste sich dann von seiner Mutter. „Du kommst nicht mit nach Chalon?“, fragte er tonlos.
    „Deine Mutter bleibt hier, weil jeden Tag dein Vater eintreffen kann“, erklärte Brunichild lächelnd. „Jemand muss ihn angemessen begrüßen.“
    „Ja, ich verstehe“, sagte er im gleichen trostlosen Tonfall und schlufte mit hängenden Schultern hinter den anderen zur Tür. „Mutter?“ Auf der Schwelle wandte er sich noch einmal um. „Kann sich Pontus um Ulf kümmern, solange ich fort bin?“
    Eine der Mägde, die gerade eintrat, zog Felix am Arm zur Tür hinaus.
    „Wer ist Ulf?“, wollte Brunichild wissen.
    „Ein Bengel aus einem unserer Dörfer. Niemand Wichtiges.“
    Erst am nächsten Morgen erhielt Aletha Gelegenheit, Brunichild allein zu sprechen. Die Vorbereitungen für die Abreise nach Chalons waren längst in vollem Gang. Aletha hatte die ungewöhnliche Betriebsamkeit schon bei ihrer Ankunft bemerkt, hatte aber geglaubt, Brunichild wolle sich auf die jährliche Huldigungsreise durch die Provinzen begeben. Die Königin würde mit dem üblichen großen Gefolge reisen, zu dem eine ansehnliche Streitmacht gehörte. Der prunkvolle königliche Reisekarren stand bereits vor dem Palast und wurde von einer Schar nutriti umringt, den Söhnen der Edlen, die traditionsgemäß als Schützlinge des Königs galten und am Hof erzogen wurden. Aletha und Brunichild standen im Empfangsgemachs der Königin am Fenster und schauten auf die quirlige Schar hinab. Ihre beiden Söhne gehörten dazu.
    „Warum kann ich nicht mitkommen?“, fragte Aletha.
    „Ich verstehe dich nicht. Sonst hast du es immer eilig, nach casa alba zurückzukehren, weil dort angeblich so viel Arbeit auf dich wartet, aber diesmal willst du aus eigenem Antrieb eine wochenlange Reise auf dich nehmen?“ stellte Brunichild die Gegenfrage. „Schau, ich habe den Jungen etwas aus deinen Stoffen nähen lassen. Hübsch, nicht wahr?“
    Felix und Bertho trugen kurze Tuniken aus sommerlich leichten Tuchen, auf die Aletha zu Recht stolz war. Dank ihrer Kenntnisse in der Färbekunst leuchtete das Blau so intensiv, dass man es jederzeit aus all den Blautönen in der Kleidung der anderen Jungen herausfand. Es war ein einmalig satter Farbton.
    „Ich liebe dieses Blau“, sagte Brunichild versonnen. „Und meine Waschfrauen sagen, es ist beständiger als jedes andere.“
    Hätte Aletha das Spiel unten im Hof nicht mit großer Anspannung verfolgt, hätte sie vielleicht etwas über Färberwaid, Alaun und Pferdepisse verlauten lassen, was Brunichild sicher amüsiert hätte. So aber schwieg sie. Etwas ging dort unten vor, was sie nicht verstand. „Du hast sie völlig gleich einkleiden lassen“, murmelte sie. „Wie großzügig.“
    Am Saum der Tuniken leuchteten aufgestickte Muster in Goldfäden, das zeichnete die beiden Jungen vor den schlichter gekleideten anderen nutriti aus.
    „Und passende Mäntel, Hosen und Stiefel bekommen sie auch noch. Es ist alles fertig. Hoffentlich machen sie sich nicht schmutzig. Wer hat den Bengeln erlaubt, ihre neue

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