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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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dazu.
    Ihr kleines Gefolge hatte sie in den Palast vorausgeschickt, und nur von zwei schwer bewaffneten Knechten und einer Magd begleitet, hatte sie bei zwei verschiedenen Tuchhändlern Stoffe abgeliefert, die schon lange bestellt worden waren. Gewöhnlich suchte sie die Händler nicht mehr selbst auf, aber falls doch, dann, um so viel wie möglich von den neuesten Gerüchten zu erfahren, die den offiziellen Nachrichten oft vorauseilten. In aller Regel wussten die Händler als Erste, wo sich neue Konflikte anbahnten, die zu Kriegen führen konnten, oder Allianzen bildeten, die demnächst das Machtgefüge erschütterten. Was Aletha diesmal erfuhr, erschreckte sie. Danach brauchte sie eine Weile, um Abstand zu gewinnen, bevor sie sich für eine Begegnung mit Brunichild gewappnet fühlte.
    Während ihre Dienerinnen in ihrem Quartier auspackten, hatte sie die Kinderstube aufgesucht. Außer Felix und Bertho befanden sich in dem recht sonnigen Raum auch Brunichilds zwei Töchter und die Mägde, die über die Kinder wachten. In einem großen Alkoven stand das Bett der Mädchen, gegenüber jenes, in dem Bertho schlief, und nahe der Tür war ein Lager für Felix aufgeschlagen, gleich neben dem der Mägde. Ein großer niedriger Schragentisch vor einem der schmalen Rundbogenfenster diente den Schreibübungen der Kinder. Er war mit Tintenflecken übersät, und in die Kante der Platte waren mutwillig Kerben geschnitzt. Auf dem Boden lag Spielzeug herum.
    Felix hatte sich aus Alethas Armen befreit. Den Kopf gesenkt, schluckte er schwer.
    „Von Vater“, wisperte er, „gibt es immer noch keine Nachricht. Oder hat er dir einen Brief nach casa alba geschickt?“
    Aletha schüttelte den Kopf.
    Bertho fand wohl, dass die Begrüßung lange genug gedauert hatte, und gesellte sich zu Mutter und Sohn. An der Hand hielt er Chlodosinth, seine knapp fünfjährige, jüngere Schwester, und schlenkerte ihren Arm so übermütig hin und her, das sie kichern musste. Chlodosinth war ein unbeschwertes Kind, umso mehr fiel auf, wie ernst und in sich gekehrt Rigund, die älteste der drei Geschwister war. Ein Mädchen, das selten lachte. Aletha wusste nur zu genau, dass die zwei Jahre Gefangenschaft in Meaux sie geprägt hatten. Abgesehen von der Ermordung ihres Vaters. Was für eine Kindheit, dachte sie mitleidig und war dankbar, dass es ihr gelungen war, ihren eigenen Sohn vor solchen Schicksalsschlägen zu bewahren. Sie setzte sich auf einen Stuhl, nahm die rundliche Chlodosinth auf den Schoß, zog Bertho an sich und zwinkerte Felix zu.
    „Ich staune, dass ihr hier drinnen hockt. Warum spielt ihr nicht im Garten? Es ist beinahe Sommer, habt ihr das nicht bemerkt? Rigund, auch dir täte die frische Luft draußen gut.“
    Rigund saß an einem Fenster und las – wie meistens. Aletha kannte kein Mädchen, das derart versessen aufs Lesen war. Stickarbeiten lehnte die Königstochter ab, Mode, Schmuck und Ähnliches langweilten sie nur. Es hieß, dass sie viel Zeit im Gespräch mit Priestern verbrachte, und nicht wenige bei Hof erwarteten ihren Eintritt ins Kloster. Sie hatte die Schönheit ihrer Mutter geerbt: das goldblonde dichte Haar, die blauen Augen, die regelmäßigen Gesichtszüge und eine wunderbar schimmernde, rosige Haut. Trotz ihres Desinteresses an Äußerlichkeiten war sie stets exquisit gekleidet und zeigte eine natürliche, ungekünstelte Anmut und Hoheit. Unleugbar eine Königstochter. Nun stand sie auf und schlenderte zu Aletha und den Kindern herüber.
    „Kann Agnes schon laufen?“, fragte sie. Ohne es zu wissen, berührte Rigund damit einen wunden Punkt. Aletha hatte ihre einjährige Tochter zu Hause gelassen, nicht gern, aber auf dem Gut war sie immer noch besser aufgehoben als am Hof. Dennoch machte sie sich insgeheim Vorwürfe. Sie war so oft fort, dass ihre Tochter beinahe ohne Mutter aufwuchs.
    „Und ob sie das kann! Sie wird jeden Tag behänder und läuft ihrer Amme davon, wann immer diese sie aus den Augen lässt. Sie ist ein freches kleines Ungeheuer“, antwortete sie lächelnd.
    Rigund, die diese Mitteilung aufheitern sollte, verzog keine Miene. „Nein, sie ist kein Ungeheuer. Sie wird noch Gehorsam lernen“, entgegnete sie ernst und wollte sich wieder zu ihrem Sitz am Fenster zurückziehen, als Brunichild eintrat. In ihrer Begleitung befanden sich dux Gogo und Wandalenus.
    Aletha machte Anstalten, Chlodosinth auf den Boden zu stellen, um aufzustehen und die Königin angemessen zu begrüßen, aber Brunichild hinderte

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