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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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und ihre blauen Augen loderten. Aletha schauderte es, in dieses Hexengesicht sehen zu müssen.
    „Du solltest dich nicht mit solchen Racheplänen beschmutzen“, erwiderte sie bedachtsam. „Es schadet deinem Ansehen, wenn herauskommt, dass du Meuchelmörder ausschickst.“
    Brunichild sank ein wenig in sich zusammen. „Hat der Priester geredet?“
    „Das weißt du nicht? Merkwürdig. Nein, er hat nicht geredet, jedenfalls hab ich nichts dergleichen gehört“, erklärte Aletha trocken. „Ich glaube, du kannst ganz beruhigt sein. Er starb, ohne deinen Namen zu nennen. Nur du und ich wissen, wer ihn angestiftet hatte.“
    „Und du wirst es niemandem verraten. Beim Leben deines Sohnes, an dem dir so viel liegt, wirst du schweigen. Und du wirst hierbleiben, damit du gar nicht erst in Versuchung gerätst, mich bei Guntram in Misskredit zu bringen.“ Brunichilds Blick flammte wieder. „Es liegt mir sehr viel daran, dass seine gute Meinung von mir ungetrübt bleibt.“
    Aletha wusste, dass sie verspielt hatte. Sie hatte gehofft, Brunichild mit ihrem Wissen erpressen zu können, sah aber ein, dass der Versuch gründlich misslungen war. Sie musste Felix Brunichild und den finsteren Plänen überlassen, die sie zweifellos ausgeheckt hatte. Und sich als Mitwisserin eines ihrer gefährlicheren Geheimnisse geoffenbart zu haben, war eine Dummheit, deren Tragweite nicht einmal zu ermessen war.

Kapitel 2
    577: Der Erbe
    1
    Wittiges blieb noch eine Woche im Kastell Boiotro. Späher berichteten in den ersten Tagen, dass sich die Awaren bis hinter die alte Grenze zurückzogen. Selbst die Wächtersiedlung, in der das Treffen stattgefunden hatte, räumten sie vollständig. Keineswegs sicher, ob er das Richtige tat, entließ Wittiges nach und nach seine Truppen, die damit begonnen hatten, in der Umgebung auf Raubzüge zu gehen. Fast schien ein Awarenüberfall für die kleinen Siedlungen rings um Passau ein kleineres Übel darzustellen als das Treiben der ungebärdigen thüringischen, alamannischen und suebischen Verbündeten. Es nutzte auch nicht viel, den einen oder anderen Anführer, der auf frischer Tat ertappt werden konnte, an der Kastellmauer aufzuhängen.
    Mit seiner Resttruppe aus Franken machte sich Wittiges schließlich auf den langen Rückweg nach Metz. Unterdessen war das kühle Frühjahr fast übergangslos dem Sommer gewichen. Die Donau entlang wurden die Männer unerträglich von Mücken geplagt, die der noch von den Frühlingswassern überschwemmte Uferbereich im Überfluss hervorbrachte. Jeder Tag schien etwas heißer als der vorige zu sein, während die Sonne vom wolkenlosen Himmel herabbrannte. Und noch eine weitere Heimsuchung entstieg dem braunen, schlammigen Wasser der überfluteten Donauauen. Nicht wenige der Krieger litten an scheußlichen Durchfällen, was die gesamte Truppe erheblich aufhielt. Außerdem wurde es von Tag zu Tag schwieriger, die Versorgung sicherzustellen. In einigen Dörfern weigerte sich die Bevölkerung, etwas von den letzten Wintervorräten abzugeben. Wittiges musste sich das Nötige mit Waffengewalt beschaffen, was ihm zwar zutiefst widerstrebte, aber er hatte keine Wahl. Und ständig hatte er mit tiefer Niedergeschlagenheit und Lethargie zu kämpfen. Sonderlich aufmerksam war er daher nicht. Er zeigte sich auch nicht im Geringsten beunruhigt, als ihm einer seiner Krieger mitteilte, dass sie seit Boiotro verfolgt würden.
    Es war offenbar nur ein einzelner Reiter, aber er konnte der Späher einer größeren Streitmacht sein. Und dann sah ihn Wittiges sogar selbst -, plötzlich erschien er vor ihnen. Es war am Abend, die Sonne stand tief über dem Horizont. Sie zogen durch eine fast menschenleere Gegend, wo die Straße das einzige Zeichen von Zivilisation bildete, ein eher verwahrlostes, das fast in der Randvegetation verschwand oder an den tiefsten Stellen im allmählich trocknendem Schlamm. Gottverlassener konnte ein Landstrich nicht sein. Wittiges kniff die Augen zusammen und spähte die Straße entlang, die vor ihm auf eine kleine Anhöhe hinaufführte. Und dort stand er: ein Schattenriss vor der roten Sonne. Ein einzelner Reiter, seltsam ins Riesige verzerrt. In ihrer völligen Reglosigkeit wirkte die Gestalt geradezu mythisch und schien nicht ganz von dieser Welt.
    Über dem Reiter kreiste ein Adler, ein majestätisches Tier, die Schwingen golden überstrahlt vom schwindenden Tageslicht. Sein weithin hallender Schrei erschreckte die Pferde, so dass einige auskeilten. Neben

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