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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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Dorf, von dem nur wenige Gebäude übrig geblieben waren. Die drei Händler richteten sich in einem Grubenhaus ein, nachdem sie ihre Waren in einem benachbarten Schuppen zusammengetragen hatten.
    Wittiges fiel in einen Halbschlaf, das Schwert griffbereit neben sich. Ein Geräusch weckte ihn mitten in der Nacht. Er fuhr hoch und stürzte aus der Hütte, die er sich mit Venantius teilte.
    Im Schatten eines der Schuppen, etwas außerhalb des Lichtscheins vom Wachtfeuer hielt sich Samur mit Schwert und Lanze zwei Franken vom Leib. Ein aufgerissener Sack mit Tuchbahnen lag zwischen ihnen. Wittiges schlich sich leise heran.
    Von der Seite des Feuers näherten sich zwei weitere Männer, die zu den Wachen gehörten. Wittiges wollte nicht wissen, ob sie den Dieben oder Samur beizustehen gedachten. Mit einem Wutschrei sprang er aus der Deckung hervor und schlug zu. Einer der beiden Räuber brach tot zusammen, den anderen erledigte Samur mit der Lanze. Ruhig, aber äußerst wachsam wartete Wittiges, bis die Wachen auf Schwertlänge herangekommen waren.
    „Werft die Leichen morgen früh in den Fluss!“, befahl er. „Und nun will ich wissen, wie dieser Sack hierherkommt.“
    Einen Augenblick sah es so aus, als wollten ihn seine eigenen Leute angreifen, aber dann senkten sie doch die Schwerter.
    „Wir können unsere Augen nicht überall haben“, brummte einer von ihnen.
    Wittiges zog einen brennenden Ast aus dem Feuer und umrundete mit der behelfsmäßigen Fackel den Schuppen, der als Warenlager diente. In der Rückseite klaffte eine breite Lücke, wo zwei morsche Bretter herausgerissen worden waren. Nach und nach tauchten weitere Awaren und Franken auf. Wittiges rief sie kurz zusammen, ließ sie einen Blick auf die Leichen werfen, machte noch einmal nachdrücklich klar, wie er mit Dieben zu verfahren gedachte, und schickte sie wieder schlafen. Murrend fügten sich seine Leute. Er selbst wachte lieber bis zum Morgen.
    Auf der weiteren Reise ereigneten sich noch zwei Diebstähle, die Wittiges ebenso hart bestrafte, obwohl er für die Diebe Verständnis hatte. Seinen Franken fiel es schwer, zwischen friedlichen Händlern und kriegerischen Eroberern zu unterscheiden. Die Stimmung zwischen Franken und Awaren blieb denn auch gereizt.
    Venantius unterhielt sich einige Male mit den awarischen Händlern und ließ sich die Herstellung des Gewebes erklären, das er Filz nannte und das sie sowohl für ihre Zelte als auch für die merkwürdigen Halskrausen verwendeten, welche die Krieger über ihren Panzerhemden trugen. Obwohl Wittiges alles, was mit Stoffen zu tun hatte, für Frauensache hielt, hörte er mit halbem Ohr Venantius zu, der ihm unbedingt davon berichten wollte.
    Wittiges beobachtete Samur unentwegt und wusste sich seinerseits von diesem belauert. Samur musste jünger sein als er, hatte eine kräftige Gestalt mit kurzen Beinen und war ein hervorragender Reiter. Die blauen Pferde führte er weiter mit sich, da Wittiges keine Anstalten machte, sich selbst um sie zu kümmern. Er konnte sie nicht betrachten, ohne an Bauto zu denken, und wenn er an Bauto dachte, überfielen ihn hilflose Wut und Trauer. Und einige Male träumte er von der Awarin, deren Namen er so gern erfahren hätte.
    Es war Ende Juni, als sie schließlich Metz erreichten. In den Straßen herrschte träge Sommerstille. Metz war keine besonders große Stadt, und nur um den Palast herum standen aus massive Steinhäuser. Die besseren der übrigen Gebäude waren größtenteils aus Fachwerk errichtet und ansonsten gab es reine Holzbauten, es war das übliche Gemisch, das sich mit dem Untergang der römischen und der Ausbreitung der fränkischen Herrschaft herausgebildet hatte. Die Monate in der Fremde hatten Wittiges’ Blick für dieses oft wenig einnehmende Nebeneinander geschärft. In den Häuserzeilen klafften Lücken, wo Gebäude einem Brand oder der Verwüstung im letzten Krieg zum Opfer gefallen waren, auf den verkrauteten Freiflächen graste Vieh. Nur der Palastbezirk bildete ein einigermaßen harmonisches Ganzes.
    Je näher sie der Residenz kamen, desto unwohler fühlte sich Wittiges, aber es wäre ihm nicht im Traum eingefallen, einer Begegnung mit dux Gogo und der Königin auszuweichen oder sie aufzuschieben.
    Auf der Reise hatten die awarischen Händler mehr Zutrauen zu Wittiges gefasst, als er selbst für gerechtfertigt hielt, denn er mochte sie eigentlich nicht – keinen der Awaren. Dennoch sah er sich genötigt, sie auf ihre ausdrückliche Bitte hin

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