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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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Sicherheit sei. In Metz hatte es so ausgesehen, als warte in Chalon eine hehre Aufgabe auf ihn. Jetzt betrachtete Felix das Geschehen aus einem ganz anderen Blickwinkel.
    Dann schickte Wandalenus ihn mit knappen Worten hinaus, weil er mit Bertho allein sprechen wollte.
    Felix kam sich vor wie ein Hund, den man wegscheucht, sobald er lästig wird. Er hatte genug. Da niemand auf ihn achtete, gelangte er unbehelligt in den Garten und sah sich suchend um. Aus dem Garten führte ein Türchen auf eine schmale Gasse hinaus. Leider war dieses Türchen Tag und Nacht zugesperrt, da ließ sich nichts machen. Aber die Gartenmauer! Felix war oft genug mit seinem Freund Ulf auf hohe Bäume geklettert. Dabei hatte er das Geschick entwickelt, das ihm nun zugute kam. Diese Mauer war kein ernsthaftes Hindernis für ihn. Dennoch benötige er eine Weile, um die Fugen zu finden, in die er die Finger krallen und die Stiefelspitzen setzen konnte, um sich bis zur Mauerkrone hochzuziehen.
    Endlich saß er rittlings oben, zögerte einen Moment und sprang dann auf der anderen Seite hinab. Er ließ sich fallen, rollte ab, wie er und Ulf es unzählige Male geprobt hatten, und schnellte hoch. Ein Knöchel schmerzte. Hinkend bewegte er sich an der Mauer entlang. Nach wenigen Schritten mündete die Gasse in einen Gang, und obwohl er nicht allzu viel von der Anlage der gesamten Residenz gesehen hatte, fand er nach kurzer Zeit den Stallhof. Genau dorthin wollte er. Er würde wieder ausreiten, diesmal ganz allein.
    Inzwischen hatte er sich den Staub von der Kleidung geklopft, und mit einer unbekümmerten Miene strebte er auf den Stall zu, in dem sein Pferd stand. In diesem Moment traten einige Krieger in den Hof, die zu Brunichilds Gefolge gehörten. Felix machte auf dem Absatz kehrt und rannte trotz der Schmerzen im Fuß aus dem Hof. Hinter sich hörte er Rufe, achtete aber nicht darauf. Nur weiter. Nur nicht einfangen und zurückbringen lassen.
    Guntram war erschüttert. Kaum war die letzte Andacht in der Kirche beendet gewesen, hatte ihn noch vor dem Abendessen die schlimme Nachricht erreicht, die sich in Windeseile in der ganzen Residenz verbreitete. Seit Stunden wurde die Stadt von seinen Leuten Haus für Haus durchsucht, aber das Kind blieb spurlos verschwunden.
     Chalon glich einem Karnickelbau. Das System der jahrhundertealten Gassen war eng und unübersichtlich. Anders als viele andere Städte war Chalon in der unruhigen Zeit nach dem Zerfall der römischen Herrschaft einigermaßen glimpflich davongekommen. Sie hatte sich sogar weiterentwickelt, und das hieß, sowohl der oberirdische wie der unterirdische Teil mit seinen vielen Kellern, Brunnen, Tunneln und Abwasserleitungen bot unzählige Verstecke, die so rasch niemand aufzufinden vermochte.
    Guntram hatte sich mit den zwei Kriegern, die den Jungen zuletzt gesehen hatten, und Brunichild in ein kleines Empfangszimmer zurückgezogen. Draußen wartete Wandalenus, aber er war nicht bereit, sich von ihm ins Gesicht sagen zu lassen, dass sich seine Garantie auf Sicherheit innerhalb der Residenzstadt als blanker Hohn herausgestellt hatte.
    Bertho, hatten die Männer berichtet, war vor ihren Augen entführt worden!
    Gleich hinter dem Stallhof waren Reiter aufgetaucht -  Franken, wie die Zeugen vermuteten. Ihre Pferde waren ruhig im Schritt gegangen, und einer von Brunichilds Männern hatte den Reitern zugerufen, sie sollten den Jungen einfangen. Und das hatten sie getan!
    Hatte einer von ihnen Berthos Namen gerufen? Hatten die Reiter Berthos Namen gehört?, fragte Guntram eindringlich dazwischen.
    Gewiss, antwortete einer der beiden Krieger unbehaglich.
    Sie hatten die Verfolgung zu Fuß aufgenommen, aber bevor sie das Kind hatten erreichen können, hatte ein Reiter hinuntergelangt, den Jungen am Arm ergriffen, zu sich hinaufgezogen und war mit ihm davongeprescht. Die anderen Reiter deckten den Rückzug, indem sie die Schwerter zogen und die unberittenen Männer vor sich her in den Stallhof zurücktrieben, bevor auch sie kehrtmachten und verschwanden.
    Niemand konnte sich erklären, wie der Junge in den Stallhof gelangt war, und vor allem, warum er allein gewesen war.
    „Da er auf die Reiter zulief, nahm ich an, er kennt sie, es sind Franken von hier ...“, versuchte sich einer von Brunichilds Männern, der für beide das Wort führte, zu rechtfertigen. Er brach ab, setzte neu an und verstummte endgültig.
    „Geht! Geht mir aus den Augen!“, herrschte Guntram die beiden an.
    Die Entführer

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