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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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des Kleids geradezu feurig glänzte.
    „Einen Augenblick.“ Sie griff zu, öffnete den Gürtel und riss ihn an sich.
    „Das ... gehört ... mir!“, stieß sie gedämpft hervor. Wie war Fredegund an ihren Gürtel gekommen? Es war ein Geschenk Merowechs. Sie erinnerte sich genau, wann er ihn ihr geschenkt hatte: in Rouen, am Morgen nach der Hochzeitsnacht. Um nichts anderes tat es ihr so leid wie um diesen Gürtel, den sie mit weiteren Schätzen bei der plötzlichen Flucht hatte zurücklassen müssen.
    Fredegunds Kleid sah nur noch wie ein unförmiger Sack aus und blähte sich unschön auf. Mit einem Aufschrei raffte sie den Mantel enger um sich. Der Angriff hatte sie völlig aus der Fassung gebracht, ihr Blick hetzte zwischen der offenen Tür und Brunichild hin und her.
    „Bist du verrückt geworden? Gib sofort den Gürtel her!“, zischte sie schließlich. „Woher kennst ...“ Fredegund stockte. Der Gürtel gehörte Brunichild? Wie war er dann in die Truhe in Chilperichs Gemach gelangt? Auf einmal war sie sich der Gaffer bewusst, die sie von hinten anstarrten. Ihr Gefolge wahrte zwar Abstand, aber die Männer und Frauen merkten natürlich, dass vor der Pforte etwas Ungewöhnliches geschah. Und Brunichild versperrte ihr immer noch den Zugang zur Kirche.
    „Er gehört dir nicht“, erklärte Brunichild leidenschaftlich.
    „Geh mir aus dem Weg!“, zischte Fredegund. „Und was den Gürtel betrifft: Sei nicht albern. Chilperich hat ihn mir geschenkt, hörst du? Er ist ein Geschenk ...“ Eine Hand schnellte vor, um Brunichild den Gürtel zu entreißen, aber diese hielt ihn außer Reichweite.
    „Er passt dir nicht mal richtig. Du bist zu dick dafür. Dieser Gürtel ist eine Hochzeitsgabe meines Gemahls“, erklärte Brunichild mit leidenschaftlichem Nachdruck, öffnete ihren Umhang und legte mit einer raschen Geste den Gürtel um ihre schmale Taille, ein wenig höher als den anderen, schlichteren, den sie bereits trug. Der Schmuckgürtel stand ihr ausgezeichnet und natürlich passte er perfekt, Fredegund sah es mit einem Blick. Brunichild war immer noch so schön und schlank wie vor Jahren. Weder ging sie in die Breite, noch hatte sie etwas von der natürlich wirkenden hoheitsvollen Ausstrahlung verloren, um die sie sie immer schon beneidet hatte. Im Vergleich zu ihr sah sie, vor allem mit dem nun sackartigen Gewand, wie eine Dienstmagd aus. Während hinter ihnen Getuschel einsetzte, überwältigte Fredegund der Hass auf die Frau vor ihr. Sie hasste sie nicht erst seit dieser Begegnung, aber noch nie mit dieser ohnmächtigen Wut, die ihr diese öffentliche Demütigung vor den Augen ihrer Gefolgsleute bescherte.
    Mit zwei Edeldamen schob sich auch Rigunth nach vorn, aber sie winkte sie zurück.
    „Von Sigibert?“ Fredegund lachte freudlos auf. „Er ist seit Jahren tot“, kreischte sie auf einmal. „Du bist eine armselige Witwe.“
    „Ja, Sigibert ist tot“, entgegnete Brunichild langsam. „Aber mein Gatte Merowech lebt. Ich bin keine Witwe mehr.“
    Fredegund riss die Augen auf und keuchte, während sie zurücktaumelte und Halt suchend nach Rigunths Arm langte. Mit einem milden, aber eindeutig siegesgewissen Lächeln drehte sich Brunichild um und setzte den Fuß über die Schwelle in die Kirche. Ihr Gefolge eilte ihr nach und drängte dabei Fredegunds Anhänger beiseite, die verwirrt stehen geblieben waren.
    „Mutter!“, hörte Brunichild Rigunth schreien. Jetzt hatte sie einen guten Grund dazu.
    Felix war heilfroh, dass ihm die lange Zeremonie in der Kirche erspart blieb, und er auch nicht an dem Mahl danach teilnehmen musste. Längst betete er täglich inbrünstig darum, nach Hause zurückkehren zu dürfen. Er tat sich leid; aber auch Bertho, ging ihm auf, hatte es nicht leicht, er war es nicht gewohnt, so beiseite geschoben zu sein. Außerdem litten sie beide an überwältigender Langeweile. Deshalb ertrug er Berthos Quälereien einigermaßen mit Haltung.
    Am frühen Abend, während eines letzten Gottesdienstes, traf Wandalenus ein, den Felix insgeheim verabscheute, seit er von ihm von zu Hause fortgeholt worden war. Brunichild hielt sich mit ihrem Gefolge wieder in der Kirche auf, und der comes unterzog ihn einem peinigenden Verhör. Dabei äußerte er nicht ein Wort der Anerkennung dafür, dass er, Felix, schon so lange und so erfolgreich das Spiel der Königin mitmachte. Wandalenus wiederholte nur, was er ihm bereits in Metz bis zum Überdruss eingehämmert hatte: Wie wichtig nämlich Berthos

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